84
RHYNERN.
richtigen Einsatz von Buchstaben verwirrte In-
schrift :
(Oepan?) is min name
Min gelut dat i(s) gade b(equa)me
Doden bescrige ik
Hagel unde donder berke iks (sic)
Herman Vogel xviiii.
Der Name des Patrons ist offenbar durch
falsche Wahl der Buchstaben verdunkelt. Der
Meister Vogel, Soester Bürger, schliesst sich
mit schönen und schweren Arbeiten den besten
Glockengiessern seiner Zeit an; die Zahl am
Ende der Inschrift bedeutet wahrscheinlich das
Jahr 1504, und ist dann so zu erklären, dass
die beiden ersten Ziffern über sich das C der
Jahrhunderte und der üblichen Ankündigung
des Datums in Worten entbehren, — Mängel,
welche der enge Kaum der Inschrift bedingte.
Die zweite Glocke ist mit einem Texte aus
dem Evangelium Luc. 14, v. 17 versehen und
angeblich in den fünfziger Jahren von Rincker
in Westhofen gegossen.
Reg. H. W. Nr. 1695 und Index s. v. Mark am Ende, ferner Nr. 1697, "W. U.-B. III, Nr. 884; — Crecelius m der Zeitscln*. des
bergisch. Geschichtsvereins YII, 9; — von Steinen III, 923; — II. Kampschulte, Geschichte der Einführung des Protestantismus
im Bereiche der jetzigen Provinz 'Westfalen, 1866, S. 207; Bädecker-Heppe II, 425; — lieber den Glockengiesser Vogel, Spor-
macher’s Chronic von Lünen bei v. Steinen IV, 1451; — Mittheilungen des Herrn Pastors Luyken. — Local -.Untersuchung und
-Aufnahme.
--
Rhynern.
Die katholische Kirche.
Der Name, welcher 1302 Rynhere, später
Rynern, Reyner oder Rienern klang, wird
auf das ,Kinnen1 zweier Bäche zurückgeführt,
welche im Norden des Ortes zusammcnfliessen
und ihn früher mit Hülfe eines südlichen Ver-
bindungsgrabens inselförmig einschlossen. Die
Kirche erstand mit dem Orte auf einem Hofe,
der den Bischöfen von Münster eigentümlich,
seit 1302 bedingt, und darauf den Grafen von
der Mark als Pfandlehen gehörte, und überkam
ihr Patrocinium, nämlich das der h. Kegina,
von Osnabrück her, wo deren Reliquien beruhten;
daher nähert sich ihre Gründung wol einer be-
reits vorgeschrittenen Kirchenorganisation, fällt
aber jedenfalls noch in’s vorige Jahrtausend,
zumal da die noch vorhandene Kirche für die
Zeit ihrer Erbauung eine seltene Grösse besitzt
und daher auf einen sehr geräumigen, längst
organisirten Pfarrsprengel schliessen lässt. Das
Collationsrecht war jedenfalls von den Grafen
von der Mark, vielleicht mit dem Orte, erworben.
Die Kirche erhob sich an einer Stelle uralter
Beerdigungen; denn bei der neuesten Restaura-
tion fand man im Boden fünf, nach anderer
Angabe zehn Todtenbäume und zwei davon
mit ihren Enden unter den Fundamenten des
Baues. Es waren Eichenstämme, zum Theil für
Kopf, Hals und Rumpf besonders ausgehöhlt,
die Deckel jedesmal ihren Stämmen abgespalten,
jedoch nur ein oder zwei Stücke vollständiger
erhalten, die übrigen stark vermodert.
Die grosse Kirche (Fig. 67) eignet als rein
romanisches Bauwerk noch dem 12. Jahrhundert,
doch wol eher dem Schlüsse als der Mitte des-
selben, wie die entwickelte Raumdisposition, die
Form und Ornamentation ihrer feinem Glieder
darthuen. Es ist eine gewölbte Pfeiler- und Säu-
len-Basilika (Fig. Ö8) mit geradem Chorschluss,
mit ursprünglich weit vorspringenden Kreuzflü-
geln, in deren Ostwand eine halbkreisförmige
Apside liegt. Das, Hauptschiff hat die Länge dreier
Gewölbequadrate, ihre Quergurten ruhen auf Pi-
lastervorlagen, die Gewölbe der früher sehr schma-
len Seitenschiffe auf Mittelsäulen und Wandpila-
stern. Kreuzgewölbe decken sämmtliche Haupt-
räume, ebensolche, jedoch ohne Quergurten, frü-
her die Abseiten. In allen Wölbungen von den
Thürschlüssen bis zu den Gurten und Arkaden
herrscht der Rundbogen. Wenn die Pfeiler
schwerfällig und nach den Abseiten hin ohne
Pilaster, die Gewölbe ohne Rippen, die Gurten
breit, und manche Gesimse einfach gebildet
sind, so überzieht dafür ein Sims die Arkaden,
gliedert selbst die drei Wandflächen des Chores
RHYNERN.
richtigen Einsatz von Buchstaben verwirrte In-
schrift :
(Oepan?) is min name
Min gelut dat i(s) gade b(equa)me
Doden bescrige ik
Hagel unde donder berke iks (sic)
Herman Vogel xviiii.
Der Name des Patrons ist offenbar durch
falsche Wahl der Buchstaben verdunkelt. Der
Meister Vogel, Soester Bürger, schliesst sich
mit schönen und schweren Arbeiten den besten
Glockengiessern seiner Zeit an; die Zahl am
Ende der Inschrift bedeutet wahrscheinlich das
Jahr 1504, und ist dann so zu erklären, dass
die beiden ersten Ziffern über sich das C der
Jahrhunderte und der üblichen Ankündigung
des Datums in Worten entbehren, — Mängel,
welche der enge Kaum der Inschrift bedingte.
Die zweite Glocke ist mit einem Texte aus
dem Evangelium Luc. 14, v. 17 versehen und
angeblich in den fünfziger Jahren von Rincker
in Westhofen gegossen.
Reg. H. W. Nr. 1695 und Index s. v. Mark am Ende, ferner Nr. 1697, "W. U.-B. III, Nr. 884; — Crecelius m der Zeitscln*. des
bergisch. Geschichtsvereins YII, 9; — von Steinen III, 923; — II. Kampschulte, Geschichte der Einführung des Protestantismus
im Bereiche der jetzigen Provinz 'Westfalen, 1866, S. 207; Bädecker-Heppe II, 425; — lieber den Glockengiesser Vogel, Spor-
macher’s Chronic von Lünen bei v. Steinen IV, 1451; — Mittheilungen des Herrn Pastors Luyken. — Local -.Untersuchung und
-Aufnahme.
--
Rhynern.
Die katholische Kirche.
Der Name, welcher 1302 Rynhere, später
Rynern, Reyner oder Rienern klang, wird
auf das ,Kinnen1 zweier Bäche zurückgeführt,
welche im Norden des Ortes zusammcnfliessen
und ihn früher mit Hülfe eines südlichen Ver-
bindungsgrabens inselförmig einschlossen. Die
Kirche erstand mit dem Orte auf einem Hofe,
der den Bischöfen von Münster eigentümlich,
seit 1302 bedingt, und darauf den Grafen von
der Mark als Pfandlehen gehörte, und überkam
ihr Patrocinium, nämlich das der h. Kegina,
von Osnabrück her, wo deren Reliquien beruhten;
daher nähert sich ihre Gründung wol einer be-
reits vorgeschrittenen Kirchenorganisation, fällt
aber jedenfalls noch in’s vorige Jahrtausend,
zumal da die noch vorhandene Kirche für die
Zeit ihrer Erbauung eine seltene Grösse besitzt
und daher auf einen sehr geräumigen, längst
organisirten Pfarrsprengel schliessen lässt. Das
Collationsrecht war jedenfalls von den Grafen
von der Mark, vielleicht mit dem Orte, erworben.
Die Kirche erhob sich an einer Stelle uralter
Beerdigungen; denn bei der neuesten Restaura-
tion fand man im Boden fünf, nach anderer
Angabe zehn Todtenbäume und zwei davon
mit ihren Enden unter den Fundamenten des
Baues. Es waren Eichenstämme, zum Theil für
Kopf, Hals und Rumpf besonders ausgehöhlt,
die Deckel jedesmal ihren Stämmen abgespalten,
jedoch nur ein oder zwei Stücke vollständiger
erhalten, die übrigen stark vermodert.
Die grosse Kirche (Fig. 67) eignet als rein
romanisches Bauwerk noch dem 12. Jahrhundert,
doch wol eher dem Schlüsse als der Mitte des-
selben, wie die entwickelte Raumdisposition, die
Form und Ornamentation ihrer feinem Glieder
darthuen. Es ist eine gewölbte Pfeiler- und Säu-
len-Basilika (Fig. Ö8) mit geradem Chorschluss,
mit ursprünglich weit vorspringenden Kreuzflü-
geln, in deren Ostwand eine halbkreisförmige
Apside liegt. Das, Hauptschiff hat die Länge dreier
Gewölbequadrate, ihre Quergurten ruhen auf Pi-
lastervorlagen, die Gewölbe der früher sehr schma-
len Seitenschiffe auf Mittelsäulen und Wandpila-
stern. Kreuzgewölbe decken sämmtliche Haupt-
räume, ebensolche, jedoch ohne Quergurten, frü-
her die Abseiten. In allen Wölbungen von den
Thürschlüssen bis zu den Gurten und Arkaden
herrscht der Rundbogen. Wenn die Pfeiler
schwerfällig und nach den Abseiten hin ohne
Pilaster, die Gewölbe ohne Rippen, die Gurten
breit, und manche Gesimse einfach gebildet
sind, so überzieht dafür ein Sims die Arkaden,
gliedert selbst die drei Wandflächen des Chores