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KIRCHENBAU.

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Das (mittlere) Hügelland.

Berge.

Kirche und ihre Denkmäler.

Berge wird als Ort so 1047, einige Decennien
später als Berga erwähnt. Dort, so erzählt
man, hatten die Grafen von der Mark ein Jagd-
schloss, und die Kirche war ur-
sprünglich eine Hausbapelle. Sicher
war der gleichnamige Schultenhof
vor Zeiten ein ,adlig Haus1, welches
nachher zu den landesherrlichen Tafel-
gtltern gehörte; es fanden sich auch,
wahrscheinlich als Keste desselben,
letzthin beim Umbau des Schulten-
hauses Grundgemäuer vor. Viel-
leicht entspricht ihm auch jenes
Bürge, dessen Kirche 1147 mit an-
dern Besitzungen in der Mark dem
Kloster St. Heribert in Deutz vom
Papst bestätigt wurde, zumal die
Pfarre alt und ein Pfarrer 1269 nam-
haft gemacht ist. Die Reformation,
und zwar das lutherische Bekennl-
niss, wurde angeblich 1584 einge-
führt, wie hier auch der dritte Pre-
diger Johan Westhof schon 1603
Anstellung erhielt. Eines weitern
Predigers, Eberhard Westhof, gestor-
ben 1611, gedenkt ein Grabstein.

Die Kirche erhebt sich im Sü-
den des Schultenhöfes auf dominanter Höhe, und
ihre pyramidale Thurmspitze schaut weithin gegen
Norden in’s Thal hinab. Sie hat blos ein Schiff,
im Osten geraden Schluss, im Westen einen
viereckigen Thurm, eine Holzdecke in Sticli-
bogenform, in der Ostmauer ein Fenster, in
jeder Langwand drei, die in einen unförmlichen
Spitzbogen auslaufen. Das ganze Aeussere macht
einen unansehnlichen und stillosen Eindruck.
Der Mangel von Streben auf der einen, die
Fischblasem im Ostfenster und die reinere Bil-
dung eines Südfensters auf der andern Seite
bestimmen uns, einen Tlieil des Mauerwerks
noch der romanischen und demgemäss die Um-
gestaltung der Fenster der gotliischen und die

meisten übrigen Bestandtlieile einer späteren
Zeit zuzuschreiben, wie dann auch das Mauer-
werk theils aus grünlichem Bruchstein, theils
aus Ziegelsteinen besteht.

Ein Tabernakel (Fig.66), wel-
ches hier abweichend an der Süd-
wand haftet, zeigt eine klare Glie-
derung und trotz einiger Verstüm-
melung einen wirkungsvollen Aufbau.
Die Fialen desselben dienten zugleich
einem Crucifixbilde und dessen Sei-
tenfiguren als Kähmen, wovon nur
die des h. Johannes erhalten ist, und
die Bekrönung bildet ein durchbro-
chener Zierbau von Streben und
Bögen. Den Profilen, Bogenformeu
und angeblendeten Fischblasen zu-
folge, welche das Tympanum zieren,
entstammt das Werk spätgothischer
Zeit, doch nach der eleganten Auffas-
sung noch der Mitte des 15. Jahr-
hunderts.

Ein kupfervergoldeter Kelch, in-
schriftlich vom Jahre 1617, hat einen
hohen rings durchbrochenen Fuss
von sechs Kundblättern, polygonen
Ständer und einem rundlichen, oben
und unten mit Buckeln verzierten Knauf. Ein
anderer von Zinn wurde inschriftlich 1772 be-
schafft.

Ein hölzernes, jetzt in einem Stockwerke
des Tliurmes reponirtes, sehr schlankes Tauf-
becken ruht auf einem hohen, rechtseitigen,
allmälig zu einem Knauf anschwellenden Ständer
von breiter Base; den Deckel ziert eine Krone
von schneckenartigen, oben von einer Kugel
zusammengefassten, Keifen. Das Gefäss ist laut
Inschrift 1687 in Form eines Pokals gefertigt.

Von den beiden Glocken stammt die eine
aus spätgothischer, d. h. aus der Blüthezeit
des Gusses, und trägt folgende, mehrfach ab-
gekürzte und überdies noch wol durch den un-

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