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ERÖMERN.

dem Chore, Spitzbogenfenster und Streben an
den Langseiten hat.

An Kunstaltertümern ragt hervor ein Rauch-
fass aus geschlagenem Kupfer: es hat bis zum
Krönungslmaufe des Deckels 0,16»* Höhe und
in den beiden Kreuzarmen der Schale je 0,103»*
Durchmesser. Es entwickelt sich nämlich
über dem kegelförmigen Fusse die Grundform
zu einem Centralbau mit vier abgerundeten
Ecken, dessen Seiten die vortretenden Run-
dungen der Oesen und die Ecken von Giebeln
einen reichern Umriss verleihen. Der Deckel
verjüngt sich mittelst centraler Giebel und
schliesst mit einer flachen Kuppel, deren Knaufe
ein Kreuzchen einsitzt, welches mit der mitt-
leren Kette verbunden ist. Die Verhältnisse
sind bescheiden aber elegant, Ornamente ausser
einigen Facetten kaum verwandt. Obgleich spitz-
bogige Elemente fehlen, erscheint das Werk
doch ganz von gothiscliem Geiste durchdrungen,
und dennoch, weil es eine Metallarbeit ist, schwer-

lich vor dem Jahre 1300 gefertigt. Der Griff,
welcher die Ketten fasst, ist wie diese von Mes-
sing und ein Werk der spätem Renaissance.
Klarer und gefälliger entwickelt hat sich dieser
Typus in den gleichartigen Gefässen zu Helle-
feld und Heggen.

Sodann ist zu vermerken ein vom Mittel-
gewölbe herunterhängendes, von der Strahlen-
glorie umrahmtes Doppelbild der h. Maria.
Auf der einen Seite hält sie stehend auf dem
linken Arme das Jesuskind, welches mit der
Rechten das Kinn der Mutter berührt, auf der
andern reicht ihr dasselbe eine Weintraube.

Eine silberne Monstranz zeigt am Fusse
die Inschrift: Ex legato domini Francisci

Hackenbran ad plures annos secretarii in
Schede 1694.

Die übrigen Geräte und Möbeln sind neu.

Die vier Glocken wurden schon 1872 und
1873 von den Herren Petit & Edelbrock in
Gescher geliefert.

Vorher S. 6, 21, 28 f., 31. — Urk. des J. 1293 m Wigand’s Archiv VII, 159; — TJrk. des J. 1334 hei Kindlinger, TJ.-B. III, Nr. 864;
— Kampschulte, S. 205, 206; — ders. Iürchenpatrocinien, S. 46, 138; — Bädecker - Heppe II, 105; — v. Steinen H, 765; —
Fischer’s Aufnahme vom J. 1871; — Mittheilungen des Herrn Pastors Bitter. — Local-Untersuchung und -Aufnahmen.

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Frömern.

Kirclie uuncL ihre Denlvrnäler.

Erömern um 1300 Vroneberne, 1313 Vrcme-
bern, später Vrme-Bure, Vronebare, war als
Pfarre dem h. Johannes dem Täufer geweiht und
vermutlich eine Stiftung der Grafen von Werl.
Ihr Patronat gehörte den Grafen von Anisberg,
1313 als Lehen dem Godfried von Rodenberg,
später, wie es scheint, dem Kloster Scheda und
in neuerer Zeit den Herren von der Recke,
welchen hier auch eine bedeutende Gerichtsbar-
keit zustand. Neben dem Kirchhofe stand lange
ein Burghaus, vielleicht der Rest einer Dynasten-
burg. Denken wir zurück an die alte Haar-
strasse und ihre Altertümer, nehmen wir hinzu
den exempten Gerichtsbezirk, so gestaltet sich
die Vorzeit Frömerns ebenso altertümlicli wie
eigenartig.

Die Pfarre ging schon 1545 unter den ersten
auf die Predigten des Pastors Heinrich v. Steinen,

der Prämonstratenser im Kloster Scheda und na-
mentlich durch Melanchthon im Reformations-
werke bestärkt war, zum lutherischen Glauben über.

Die Kirche hat eine hohe Lage und dabei
wie das gleichnamige Dorf ringsher einen
wechselvollen Kranz bewaldeter oder fruchtbarer
Höhen. 1761 haben die Franzosen das ios.
Bauwerk bis auf die Mauern eingeä-
schert, die Glocken zerschlagen und mit
den alten Kirchengeräten fortgeschleppt.

Heute erübrigt aus alter Zeit nur mehr
das Mauerwerk des viereckigen Thur-
mes. Dem oblongen Unterraum ist später eine
kuppelartige Einwölbung zwischen rundbogigen
Schildgurten eingesetzt, welche südwestlich auf
eine Mauerecke, sonst auf verschiedenartige Con-
solen setzen. Jene der Nordostecke (Fig. 108)
zeigt eine besonders reiche Prolilirung, eine
 
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