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KIRCHENBAU.

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Nur die Mühle ist im Betriebe geblieben über
einem das Burgthal durchschlängelnden Bache,
und neben ihr, nämlich am Vorplätze, befindet
sich der Eingang.

Zu Afferde lag, wie die noch vorhandenen
Grundmauern des Schlosses zeigen, der Kitter-
sitz, wonach sich 1413 ein Johan von Wabele
benennt, auf einer Anhöhe am Mühlenbache,
gegenüber auf einer andern Höhe der Jäger-
hof1, jetzt ein Bauernhaus.

Haus Hey de, seit dem 14. Jahrhunderte
in verschiedenem Besitz und jetzt Eigentum
der freiherrlichen Familie von Bodelschwingh,
hat eine anmutige, durch industrielle Anlagen
noch nicht behelligte, Umgebung. Auf einem
fast viereckigen, von Wasser umgebenen Platze
steht ein dreiflügeliger nach Norden offener
Bau von zwei Geschossen, und davon dienen
die südwestlichen Theile als Herrenhaus. Im
Westflügel liegt die aussen und innen mit einem
Kundbogen überbaute Einfahrt, davor der Oeko-
nomiehof mit neuer Gebäulichkeit. Von den Im-

mobilien sind die werthvollern nach der herr-
schaftlichen Wohnung zu Berlin überführt und
von den zurückgebliebenen zu verzeichnen eine
Reihe Ahnenbilder in Oel, meistens Brust-
bilder aus dem vorigen Jahrhundert — eine cylin-
drische 0,43m» hohe Tafeluhr, beschrieben Cour-
voisier ä Paris, getragen von zwei unten durch
eine starke Base zusammengehaltenen Ständern,
in dem Gerüste und den Vasenbekrönungen auf
der Uhr und den Ständern aus weissem Marmor,
in den Ornamenten aus vergoldeter Bronze ge-
fertigt: ein gefälliges Werk im Stile des classi-
schen Zopfes — ein 2,00m hoher und 1,47m»
breiter Stollenschrank, auf vier durch ein in
den Balken geschweiftes Andreaskreuz verbun-
denen Füssen: eine einfache Intarsiarbeit aus
dem Ende des vorigen Jahrhunderts — eine neue
dem verstorbenen Staatsminister K. von Bodel-
schwingh verehrte Porcellanvase von 0,47»»
Höhe mit den farbigen Ansichten des Schlosses
Heyde und der Stadt Hamm. Beide Bilder
von angenehmer Wirkung.

Vorher S. G ff., 28—31. — N. U.-B. I, Nr. 153, 364; II, Nr. 551, 942; — VV. U.-B. III, Nr. 443, 039, 869; — Urk. des J. 1243 bei
Kremer a. a. 0. II, 124; — L. de Morthof 1. c. p. 96; — Kampschulte, S. 83; — derselbe, Patroeinien, S. 37, 41, 133, 159; —
Lübke, S. 271, 303, 307, 314, Taf. 19, 24, 27; — Lotz, Kunsttopographie Deutschlands, I, 599, wo irrig ein Schnitzaltar des
Meisters Borgetrik hierher verlegt wird; — von Steinen, II, 1187 ff., 1085 ff., 1316 f. ; — v. Ficliard’s Frankfurter Archiv für
ältere deutsche Literatur und Geschichte, 1811, S. 84, 85 und Seibertz’ "Westf. Beiträge zur deutschen Geschichte, 1823, II, 57
über Meister Grumelkut; — Fahne, Dortmund II2, 183; —"Westfäl. Anzeiger, 1807, S. 264 über die Fayence; — Archivalien der
Stadt Soest; — Bädecker-Heppe II, 70 f. ; — Essellen, S. 75—99; — Mittheilungen der Herren Pastor und Kaufmann Her-
dickerhof zu Unna und Dr. Kratz zu Hildesheim. — Local-Untersuchung und -Aufnahmen.

Lünern.

Ivirolie und ihre Denkmäler.

Lünern, als Ortschaft gegen 900 Liuneron,
1152, wo ein Herrnan sich darnach nennt,
Lunere, als Mittelpunkt einer Freigrafschaft
1203, als Pfarrei 1291 beurkundet, war im
Mittelalter eine Patronatpfarre des Landesherrn,
später bis 1649 des Hauses Heeren, dann wieder
des Landesherrn, ging früh, sicher vor 1550
etwa gleichzeitig mit Frömern, unter dem Geist-
lichen Heinrich von Steinen zur Reformation
über und verblieb bis vor einigen Jahrzehnten
bei dem lutherischen Bekenntnisse. Wer der
Schutzheilige der Kirche war, etwa der Ein-
siedler Antonius oder die h. Agatha, denen 1467
ein Altar geweiht wurde, bleibt unentschieden.

Der Kirchenbau offenhart auch hier mehr
oder weniger klar zwei Baustile, den romanischen
und den gothischen und innerhalb des letzteren
wieder zwei Altersstufen. Der einschiffige Bau
(Fig. 103, 104) zerfällt, Chorschluss und Thurm
abgerechnet, in drei Kreuzgewölbe, wovon das
östliche, durch breiten Quergurt von den beiden
westlichen geschieden, schmaler, quadratisch
und höher aufgeführt erscheint, als die andern,
die in der Querrichtung oblong liegen. Früh-
gothischer Zeit entstammen die zweitheiligen
Fenster des Langhauses mit nicht abgeplatteten
Nasen, die aus kleinen Kohlensandstein-Stücken
bewirkte Ueberhöhung der Langmauern, die

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