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MARK.

eben Schritt im Kloster gethaji, bedeckte das-
selbe einen oblongen, von Osten nach Westen
gerichteten Kaum und umfasste mit einem
Kreuzgange, der die Gräber der Nonnen ent-
hielt, im Innern ein ebenfalls längliches Quadrum,
das zugleich als Begräbniss für die weltlichen
Klostereinwohner diente. Im Südflügel lag gen
Osten das Zimmer des Priors, gen Westen die
Küche mit der von der Ahse berührten Brauerei,
dazwischen die Wohnung der Aebtissin, im West-
flügel das Gesellschaftszimmer der Nonnen, im
Nordflügel namentlich das Kefectorium; der Ost-
flügel war an den Enden von den Fronten des
Süd- und Nordflügels, in der Mitte, und zwar
auf Breite des innern Quadrums, blos vom
Kreuzgange gebildet, und daran, ausserhalb der
Mauerflucht, schloss von Süden nach Norden
gerichtet gleichfalls nur in einer der Breite des
Quadrums sich annähernden Länge die ein-
schiffige Kirche — so dass also das Kloster die
abweichende Lage im Westen davon darbot.

Nach einer Beschreibung aus dem vorigen
Jahrhunderte waren der Klosterflügel gen Osten
ein schönes Gebäu des 16. Jahrhunderts, die
übrigen Flügel anscheinend noch vom ersten
Bau übrig, der Ostflügel bildete die Abtei, der
Südflügel die Wohnung der Nonnen, der Prior

und Pastor aus Altenberg wohnten im Herren-,
also gesonderten Hause.

Die 1295 eingeweihte Kirche, die 1353 auch
einen Kapellan hat, war nach allgemeiner Tra-
dition ein Prachtwerk des frühgothischen Stiles,
und dennoch hat man 1823 mit Hast ihren
Abbruch betrieben, obwol, wie Borberg schreibt,
,aus dem Verkaufe der Steine und des Holzes
die Kosten des Abbruches nicht gedeckt wurden.
Die Fenster der Kreuzgänge waren mit den
schönsten Glasmalereien geschmückt, mit Scenen
aus der biblischen Geschichte, Heiligen u. s. w.‘
,Ich habe,1 berichtet Borberg, ,oft als Knabe
mich an deren Anblick ergötzt. Ich glaube, es
war in den Jahren 1816 oder 1817, da verschwan-
den plötzlich die schönen Fenster, es liiess, sie
seien nach Berlin gewandert.1 Die Klosterge-
bäude werden gleichfalls wegen ihrer Schön-
heit1 gerühmt, obwol sie verschiedene Bauzeiten
und Stilformen präsentirt haben werden; 1609
29/4 hatte sie der Blitz getroffen, 1802 noch ein
Brand am Südflügel grossen Schaden angerichtet.
Wo die Gemälde, Bildwerke, Gefässe und Schnitze-
reien verblieben, vermögen wir nicht mehr an-
zugeben ; im Kreise begegnen uns nur unbedeu-
tende Kunstwerke von Kentrop. Die Stätte des
Klosters bezeichnet jetzt die Vorster’sche Villa.

Vorher S. 10 f., 14, 21, 55. — Tibus a. a. 0. S. 613, 231, 301; — L. de Northof 1. c. p. 160; — Tross’ 'Westphalia, 1825, St. 39, 25; —
Schneider, Neue Beiträge XI, 10—11; — Hölzermann a. a. 0. S. 64 Taf. VIII, Hamm Nr. 2, welche beide die Lage der diesseitigen
,Landwehren' unrichtig auffassen; — ~W. U.-B. III, Nr. 1229; — v. Steinen IV, 606; — Geschichte der Herren von der Recke,
S. 126; — Essellen, S. 72; — lieber Kentrop: Ms. II, 49; III, 46. 47 des Ivönigl. Staats - Archivs zu Münster und daseibst die
Original-Urkk. Nr. 12, 15 ff.; — v. Steinen, IV, 665, 604 f.; — IJ. B. d. H. "W. II, Nr. 626; — Kindlinger, M. B. III, 1, S. 250. Urk.
Nr. 97; — Urk. vom J. 1353 in Tross’ "Vestphalia, 1825, S. 127; — Märk. Chronik daselbst, 1825, S. 38; — Essellen, S. 69, 70;
Borberg’s Schreiben an Herrn Essellen vom J. 1875 23/10; — Essellen’s handschr. Aufzeichnungen. — Local-Untersuchung.

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NCark.

Burg vnad. BuurgiTiannschaft.

Mark, gegen 1157 Marke, seit 1170 mei-
stens Marita, ist der eigentümliche Name
eines Oberhofes mit einer Kirche, einer Burg
und der von ihr beherrschten Grafschaft, und
vielleicht sachlich abzuleiten von der geographi-
schen Umgebung; denn er liegt im Westwinkel
eines spindelförmigen, sich etwa drei Stunden
nach Osten hinziehenden Landstriches, den auf
der nördlichen Seite die Lippe, auf der südlichen
die Geithe begrenzt. Während jene von Lipp-

borg bis Hamm gen Norden einen Bogen macht,
zweigt diese eben an der Ostecke des Kreises
ab und erreicht in geraderem Laufe wieder den
Anschluss zu Hamm vermittelst der Ahse. Sie
erscheint heute als ein breites Kinnsal und, da
dies der natürlichen Bodensenkung folgt und
den Höhen ausweicht, als ein Bett der Lippe,
sei es, dass diese später den nördlichen Umlauf
eingeschlagen, sei es, dass sie von Alters her
in zwei Arme gespalten den inselartigen Land-
 
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