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BUßGENBAU.

J“

strich gleichmässig umschloss, bis der nördliche
Arm siegte und der südliche als,Geithe1, nämlich
als schwacher Wasserlauf, zurückblieb. Dass in
christlicher Zeit der Nordlauf des Flusses noch
nicht entschieden grenzbildend war, beweist der
uns bekannte Zusammenhang der Gemeinde
Uentrup mit der Diöcese Münster, wogegen
Mark mit Ostholz im Westen sogleich mit der
Erzdiöcese Köln verbunden war; es legt sich
also eine Ableitung des Namens von dieser
wasserumschlungenen ,Mark‘ um so näher, als
man, wie uns erinnerlich, dem Haupthügel der
Burg schon für die Bümerkriege eine militairische
Bedeutung zugemutet hat. Er scheint mir nur
in der Blendschicht angeschüttet, im Kerne von
der Natur oder den Strudeln des Stromes gebildet
und als Naturfeste früh benutzt und erweitert
zu sein, sobald nur die freien Herren sich durch
Zeit und Verfassung zu Burgbauten veranlasst
fanden.

Alle Herrlichkeiten der Burg Mark sind
hin. Der Umriss ihrer Burghöfe ist noch an
den Senkungen und Hebungen des Bodens sicht-
bar, der Haupthügel mit seinen Obstbäumen
noch hoch aufragend aus dem weiten Thale der
Lippe. Dessungeachtet würde Niemand an die-
sen Ueberbleibseln den alten Grafensitz erken-
nen, wenn nicht die Nähe der gleichnamigen
Ortschaft darauf hinleitete, die einige Minuten
südöstlich davon liegt. Ihre fast kreisförmige
Vorburg hebt sich aus dem breiten noch jetzt
zeitweise mit Wasser gefüllten Ringgraben als
Gartengelände mit Wirtschaftsgebäuden merk-
lich, und westlich davon die Halbkugel der
Hauptburg kühn mit geringem Durchmesser
und bestreut mit Bauschutt und Steintrümmern
empor, durch welche das Gras w'ächst. Die
beiden Ringgräben der beiden Burgtheile ver-
einen sich in der Mitte als Scheide derselben,
und die Verbindung, welche einst die Brücke,
stellt heute ein angeschütteter Damm her. Die
Hauptburg hatte ausser ihrem Ringgraben bis
in unser Jahrhundert einen äussern Ringwall,
im Ganzen also eine Construction, wie die
Schanze des Nordenstiftes Hamm. Ihr Palast
und ihr Bergfried waren einst in starker Mauer-
zingel weit über die Ebene bis zum Kamme des
Haarstranges sichtbar. Vor dem Baumgarten

der Burg stand ein Freistuhl. Die Kapelle be-
fand sich, weil die Hauptburg zu engräumig
war, auf der Vorburg, und hier ringsher Haus
an Haus gedrängt die Wohnungen der Burg-
männer mit den Nebengebäuden für Oekonomie
und Dienerschaft, Und solcher geharnischten
Vertheidiger der Burg und der Grafschaft gab
es hier eine stattliche Anzahl. So früh uns
Mark begegnet als Herrenburg, so schnell ver-
schwindet es auch wieder aus der Geschichte.

,Das Mauerwerk1, so vermeldet der Bürger-
meister Möller zu Hamm 1803, ,hat noch viele
Jahre zum Andenken gestanden, der Herr
General v. Wolfersdorf hat es zum Behuf der
hiesigen Kaserne abbrechen lassen und man
ist selbst noch immer im Begriffe, das Funda-
ment auszubrechen, welches vielleicht vor 700
Jahren gelegt worden. Man findet Gewölbe und
unter andern ist noch im vorigen Jahre Geld-
münzen (sic!), Handwerkszeug und Stücke von
ausgehauenen Kupfer, die die Grösse der ehe-
maligen Hämm’schen Vösse hatten, gefunden
worden. Da die Stadt das Recht ebenso ivie
Soest hatte, dergleichen Geld zu schlagen, so
ist zu vermuten, dass sich ehedem falsche Münzer
in diesen Gewölben heimlich aufgehalten haben,
denn es kamen zuletzt meist lauter falsche Sorten
zum Vorschein.1

Mark war ursprünglich ein Haupthof, wie
man glaubt, der Stammplatz der Edelherren
von Rüdenberg und der erstgenannte Besitzer
ein Rabodo von Marke gegen 1157, der zuweilen
auch den Familiennamen von Rüdenberg trägt.
Dies Geschlecht hat ohne Zweifel die Burg Mark
als solche eingerichtet und jedenfalls eher als
seine Burg Rüdenberg dem Arnsberge gegen-
über, also vielleicht schon um das Jahr 1100.
Angesehen war Rabodo’s Familie, gross der
Familienbesitz, der meist als Kölnische Lehen
den Hof Rüthen, einen Theil des Lüerwaldes
bei Arnsberg, zwei Freigrafschaften und wahr-
scheinlich auch die Herrschaft Ardei einbegriff.
Dazu kam das freie Stammgut Mark mit der
Burg, mit ansehnlichem Zubehör und Dienst-
gefolge. Das letztere Besitztum verkaufte Rabodo,
vielleicht weil er keine Erben hatte, vor 1178
an den Kölner Erzstuhl, um es mit andern
Lehen als Vasall wieder zu empfangen. Dann

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