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BÜRG UND STADT.

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ihr grosser Yorplatz als die Yorhurg einer mit-
telalterlichen Anlage gelten können, so erscheinen
immer die Grösse und das Regelmässige der
Gesammtanlage, das seihst auf die Einzelheiten
wieder bestimmend wirkte, ganz eigenartig, da
sie ebenso weit von den fortificatorischen Grund-
sätzen der Neuzeit wie des Mittelalters abweicht.

Oder war hier ursprünglich eine römische Schanze
und ist darein später die Burg unter Beseitigung
des Kernwerkes und der Aussenwälle verlegt?
Oberfelde liegt an der alten Strasse von Lünen
nach Unna; Haus und Gräben waren kaiserliche
Afterlehen der Yolmestein’sehen Lehenkammer,
die zugehörigen Güter frei.

Vorher S. 27, 29, 16. — N. TT.-B. IV, Nr. 603; II, Nr. 942; — Heg. H. W. Nr. 1785; — Cod. d. W. Nr. 366, 399, 491; — v. Steinen
a. a. 0. EL, 907 ff., 957, 913 ff.; — derselbe, Beschreibung der Gotteshäuser Cappenberg und Scheda, S. 2-1 u. Urk. 3; — Kalid-
ünger, Volmestein II, Nr. 69 A, 69B; — Kampschulte, Ivirchenpatrocinien, S. 157; — Bädecker-Heppe, Zur Geschichte der evange-
lischen Kirche Rheinlands und “Westfalens (1870) II, 115; — Liibke, Die mittelalterliche Kunst in Westfalen (1853) S. 196, 327 ff.
mit Baudetails und Wandgemälden, Taf. NI, XV, XVI, XIX, XXV, XXX; — derselbe im deutschen Kunstblatt, 1851, S. 310;

— Hotho, Malerschule H. van Eycks I, 124 ff.; — Krupp, Bericht über das zu Methler am 11. December 1859 gefeierte Dank-
fest für die glücklich beendigte Kirchenrestauration; Chronik der evangel. Gemeinde Methler, S. 123—128 — Beides Handschriften
des Pfarrarchivs; — Die Gutskarte von Oberfelde bei Herrn Schulze Berge zu Aden. — Mittheilungen des Herrn Pastors Plöger;

— Lokal-Untersuchung und -Aufnahmen.

—-

Camen.

Burg und. Stadt.

Camen in den ältesten Wertformen als Kccmena
oder Camene und 1179 zuerst als Ort er-
wähnt errang seine geschichtliche Bedeutung als
Pfarrstätte, Landesburg mit Burgmannshöfen,
als Stadt und Sitz eines Klosters und gab fast
all’ diesen Seiten seiner Vergangenheit in Bau-
und Kunstwerken Ausdruck. Yor Camen stand
ein Freistuhl auf dem Hemelinghofe, angeblich
dem jetzigen Harlinghofe zu Overberge.

Die Landesburg ist hier, wo das Wasser der
Seseke leicht den natürlichen Schutzgürtel ab-
gab, wenn nicht schon früher von andern Herren
sicher gleich von den Märkischen Grafen, nach-
dem sie die Besitzungen der Isenberger genom-
men, eingerichtet und ihre Befestigung 1243
im Vertrage mit diesen ausdrücklich Vorbe-
halten. Zwanzig Jahre später war Camen mit
Gräben und Planken umwehrt, um in der Kölner
Fehde ausgebrannt und 1278 zur Sühne des
Kölner Erzbischofs geschleift und vorerst ohne
Mauern wieder fortificirt zu werden. Doch 1287
kann Graf Eberhard hier schon sein Hoflager
halten, neue Ansiedelungen dehnen sich nament-
lich im Nordosten der Kirche aus und der feste
Ort überkommt 1342 die vollen Stadtrechte,
nach und nach sogar doppelte Wälle, dreifache
Gräben, sechs Tliore innerhalb eines Mauerringes.
Die Stadt führt vielleicht von der Seseke-Mtihle
ein Kammrad im Wappen, darüber als gräf-

liches Emblem einen gewürfelten Balken, sie
nimmt' gegen 1400, wo sie die höchste Blüte
entfaltet, unter den Städten des Landes den
zweiten, sonst den dritten Rang nächst Hamm
und Unna ein und wird auch Mittelpunkt eines
kleinen Amtes. Die Thore mit ihren Werken und
Thürmen sind 1820/22 niedergerissen, die Gräben
und Mauern streckenweise, letztere als Ruinen,
geblieben. Das alte Rathhaus bestand bis 1680,
ein grosses und massives gegen 1400 aufgeführtes
musste 1823 dem bestehenden weichen. Beim
Wirth Köpe findet sich ein brauner Trink-
krug von Raerener Steingut, am Bauche geziert
mit den Darstellungen tanzender Bauern und
lustiger Musikanten, inschriftlich aus dem Jahre
1583. Ueber dem Bildwerk steht der Vers:
Kert du mus dapr blasen
So dansen dei buren als weren sei rasen
Fri ut spricht bastor
Ich verdans di kap mit en kor.

Das Gefäss hat 0,19m Höhe, Deckel und Fuss
aus Zinn, am weiten Halse Querriefungen, ver-
ticales weit abstehendes Linienwerk am obern
und untern Theil des bimförmigen Bauches,
kräftigen Henkel mit enger Oehre. Ein vom
Kreisbaumeister Hammacher entworfenes und
von Helweg zu Paderborn ausgeführtes Denk-
mal für die 1870/71 fürs Vaterland gefallenen
Söhne der Stadt und Gemeinde besteht aus

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