Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32

HEIL.

Heile der Seelen an der Schreckensstätte eine
Kapelle errichten, die hiernach Seelen-heim,
später wie der Hof Heil genannt wurde. Die
Mörder sind öffentlich hingerichtet, die Kinder
der unglücklichen Eltern vom Oheim wol erzogen
worden. Nach einer andern Wendung, der jedoch
die Genealogie der Cappenherger Grafen wider-
streitet, wäre der Mord erst 1102 begangen
und die Kapelle eine Stiftung Godfried’s III., der
1122 sein Schloss in ein Kloster verwandelte.

Wie die Kapelle war auch der Hof Eigentum
der Grafen, sein Schulte sammelte hier die
Zehnten des Klosters und konnte 1299 — wie
wol wenig Bauersleute — in der Klosterkirche
eine Memorie stiften. Noch heute schaut die
stolze Klosterpropstei als Besitz der Enkel des
grossen Ministers vom Stein von einer schönen
Berghohe des Nordufers weithin nach beiden
Seiten in das Lippethal auf dessen Höfe, Dörfer
und Städte ebenso freundlich wie kühn hinab.

Die letzte Kapelle war nach alten Karten
länglich viereckig, der schmalere Chor gewölbt
und gerade geschlossen, und, wie die stilvol-
leren Steinreste erwiesen, ein spätgothischer
Bau, welcher im Mauerwerk aus rohen Bruch-
und Backsteinen, in den Fensterstäben, abge-
schrägten Rippen und zwei Schlusssteinen aus
Grünsandstein bestand; einen der letzteren zierte
ein Stern, einen andern eine Rosette.

Die Kapelle bot auch, als die Gemeinde
Herringen meistentheils der Reformation an-
hing, den umwohnenden Katholiken Raum für
den öffentlichen Gottesdienst, den hier zuweilen
ein Franziskaner-Pater aus Hamm abhielt; seit-
dem das Kloster Cappenberg, dem sie als Erb-
stück des Grafen unterstand, (1803) aufgehoben
und das Pfarrecht der katholischen Kapelle zu

Nordherringen geregelt war, verlor sie alle pri-
vate oder allgemeine Bedeutung und ihr letztes
Gemäuer fiel 1878.

Etwas weiter oberhalb Heil liegen die alten
Lippeübergänge und hier war es, wo der Durch-
stich des gewundenen Flussbettes ausser dem
reichen Funde heidnischer Altertümer auch
einige Gegenstände des Mittelalters zu Tage för-
derte, die mit jenen in der Sammlung des West-
fälischen Alterthumsvereins zu Münster beruhen:
Es sind ein 0,14m hohes' Töpfchen von ge-
wöhnlichem etwas glasirtem Thone und grau-
licher Farbe, am verengten Halse mit braunen
netzförmigen Strichen verziert, mit trichter-
förmigem Munde mit gefranztem Fusse, — und
zwei horizontal gereifte, ursprünglich bräun-
lich glasirte Henkelkrüge aus einer bläulich-
grauen mit Sand vermischten Thomnasse von
gerader Mündung und wellig gerandetem Fusse,
der eine 0,207m, der andere 0,164?« hoch; so-
dann zwei Schwerter, das eine in allen Theilen
von Stahl und Eisen zweischneidig 0,164?« lang
und in der Mitte 0,039??» breit, das andere in
drei Stücken, auf der einen Seite in Silberniello
verziert mit drei liegenden complicirten Kreuz-
zeichen und nächst dem ersten mit den Buch-
staben S R, welche als Sigismundus rex ge-
deutet werden. Das eine gleicht diesem fast
völlig, zumal im Griffe, der bei beiden vorne
einen Rund-Knopf und eine gerade Stange hat.
Allein die Form des Knaufes und der Parir-
stange sowie die Hohlkehle der Klinge sprechen
eher für das 13. wie für das 15. Jahrhundert —
und den beiden Henkeltöpfen ähnliche Geschirre
reichen am Mittelrhein in das frühe Mittelalter
hinauf, wenngleich sie hier zu Lande auch mit
spätmittelalterlichen Münzen entdeckt werden.

Vorher S. 7, 10, 11. — W. U.-B. IH, Nr. 1,1399; — Cod. d. W. I, 190; — Geisherg in d. WestfäL. Zeitschrift XH, 193; — v. Steinen,
Beschreibung (1er Gotteshäuser Cappenberg und Scheda, Dortmund 1741, S. 19; — Hamm’sches 'Wochenblatt 1825, 3. Quartal,
S. 91; — Kampschulte, S. 79; — Borggreve in d. "Westfäl. Zeitschrift XXVHI, 320, 324, Taf. II, Nr. 2, 3, 4, 15, 16 mit Ab-
bildung der Lippefunde; — Mittheilungen des Herrn Directors Dr. L. Lindenschmit zu Mainz; — Local-Untersuchung.


Stockum, Hoenburg.

Burgen und Altertümer.

A

ls Naturfesten wurden von Alters her hier die
Gürtel des Wassers, dort die steilen Berg-

höhen, oder wo das Terrain es gestattete, beide
zugleich benutzt und von Menschenhänden mit
 
Annotationen