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KIRCHENBAU.

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die Ruinen einer alten Kapelle, deren Steine
damals in eine Scheune verhaut wurden.

Unter den Merkwürdigkeiten der Umgegend
fesselt vorab der Birkenbaum, über den man
vor etwa hundert Jahren Folgendes verzeichnete:
,Der Berckenbaum ist eine in vorigen Zeiten
sehr bekannte Schanze auf der Landwehr ge-
legen am Wege, der aus der Grafschaft Marek
in’s Cüllnische führet; ist aber jetzo von ge-
ringer Wichtigkeit, die Ueberbleibsel sind doch
noch zu sehen. An dieser Schanze stunde vor-
zeiten ein königlich Zollhauss und Zollbret, auch
ein halber Galgen für die Zigeuner. Es ist aber
das Haus, weil sich in demselben viel bös Volk
aufzuhalten pflegte, 1751 weggebrochen, und
der Zoll nach Hemmerde verlegt worden.1 Die
Landwehr auf der Scheide der Mark ist uns
bekannt, die Schanze ist längst verschwunden,
an ihrer Stelle vor mehreren Jahren ein neuer

Birkenbaum gepflanzt, wie sie gewiss von einem
älteren, ,dem Sagenreichen1, den Namen trug.

Gleichwol haben anscheinend die Leute früher
den Birken-Wald bei Budberg und Werl als
den Mittelpunkt alter Prophezeiungen über eine
dort bevorstehende Völkerschlacht und aller-
hand kriegerischer Visionen ausgegeben, deren in
den Schriften vom Jahre 1545 bis 1854 ge-
dacht wird, die aber schliesslich, wie überall als
die letzten Ausklänge einer Sage über eine längst
vorgefallene Schlacht erkannt werden, als welche
hier nach den neuesten Forschungen keine andere
in Betracht käme, wie die Varusschlacht. Dass
man die Oertlichkeiten mälig verwechselte, nimmt
um so mehr Wunder, als man die Prophe-
zeiungen noch stets an die Umgegend von Werl
knüpfte, die gleichwol längst ihren Birkenwald
verloren hat. So hüllt sich noch manch’ geschicht-
liche Erinnerung in Prophezeiungen und Sagen.

Vorher S. 7, 19, 28, 31. — IST. TJ.-B. II, 471, 374; — Reg. II. W. Nr. 2069, 1785; — Urk. d. J. 1290 in "Wigand’s Archiv für Geschichte
und Alterthumskunde VII, 157 f.; — v. Steinen II, 807 ff., 822 f., 852, 959; — Liibke. S. 221, 396: — Handschriftl. Notizen
Dr. Schiller's zu Braunschweig mitgetheilt vom dortigen Stadt-Archivar Herrn L. Hänselmann: — Königl. Staatsarchiv, Schedaer
Urk. ad. a. 1416; — Bädecker - Heppe II. 97 f.; — Essellen, S. 172; — Spormacher’s Chronik von Lünen hei v. Steinen IV,
1486; — Kuhn a. a. 0. I, 206 ff.; — Hülsenheck, Varusschlacht, S. 29, 45; — Mittheilungen der Herren Mehler und Pastor
Panhoff. — Local-Untersuchung und -Aufnahmen.-

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Bansenluagexi.

Die evangelisclie Kirche.

Bausenhagen lautete 1293 Busenhagen, 1334
Boserihaaghen, später Businhagen, Bosen-
hagen. Die dortige Pfarre war der heil. Agnes
geweiht, und vielleicht von den Grafen von Arns-
berg, die 1293 über einen ihrer Zehnten ver-
fügten, mitgestiftet. Der Propst des Klosters
Scheda, das in ihrem Sprengel lag, vergab die
Pfarrstelle und übte auch das Collationsrecht
in Betreff des evangelisch-lutherischen Pastors.
Die Reformation fand hier im 16. Jahrhundert
soweit Eingang, dass Katholiken und Protestan-
ten ein Simultaneum hatten, der Küster, welcher
katholisch blieb, auch den Protestanten, der Or-
ganist beiden Bekenntnissen seine Dienste lieh.

Hier weht uns eine ähnliche Vergangenheit
und eine Urnatur entgegen, wie im benachbarten
Frömern; nur erscheint der Wald dichter und
mächtiger, der Rücken der Haar sogar schluch-
teureich; und nach einer Urkunde des Jahres
1334 hätten hier auch Ritter ihre Wohnsitze
gehabt.

Das Gotteshaus liegt auf einem Berge und
trägt noch wenig umgestaltet die Charaktere der
romanischen Stilzeit. (Fig. 105, 106.) Der qua-
dratisch angelegte Westthurm unten von Mauer-
schlitzen, in den beschädigten Oberetagen von
rundbogigen Schallöffnungen, die theilweise ihr
Mittelsäulchen verloren, durchbrochen, wurde

i.

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