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KIRCHLICHE DEXIOIÄLER.

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Grafen von der Mark; ein mit Aussatz behafteter
Graf soll es zum Wohnsitz erhalten, die Kapelle
gebaut und mit den Zubehörungen seinem natür-
lichen Sohne und dessen Nachkommen also über-
tragen haben, dass sie einen bestimmten Canon
an die Landesherrschaft entrichteten. Damit
steht im Einklänge, dass das Patronat der Pfarr-
und Lehrerstelle dem Landesherrn, jenes der
Kirche dem Schulten zusteht. Später wohnt
hier ein Geschlecht von Drechen, und ein Spross
desselben ist wahrscheinlich jener Gobel von
Drechen, der 1500 Gograf zu Hamm war.
Den Schultenhof aber, wozu auch Unterhöfe ge-
hörten, umgeben noch heute Eeste von Gräben
und Wällen, und ihnen entsprechen im Boden
allerhand Züge alten Gemäuers.

Das Kirchlein ist nach Süden gerichtet und
liier mit einem viereckigen Thurm besetzt.
Den geraden Chor deckt ein, das Langhaus zwei
Kreuzgewölbe. Die letzteren sind oblong und zur
Längenachse quer gelegt. Chor und Langhaus
zeigen äusserlicli unförmliche, wol später so ge-
staltete Dossirungen als Streben, den Spitzbogen

in den Rippen und Quergurten, sowie in den
kleinen Fenstern, diese einen Mittelstab und als
Bekrönung einen Vierpass oder Pass, die Rippen
starken Kern von einfacher Kehlung, die Schluss-
steine ein rosenartiges sauber gearbeitetes Orna-
ment. . Das Werk gehört demnach der bessern
Gothikund wahrscheinlich der Mitte des 14. Jahr-
hunderts an.

Der viereckige Thurm im Norden hat zwar
im Untergeschosse ein Gewölbe von Backsteinen,
in den Rundbogenöffnungen des zweiten erneute
Mittelsäulchen, im dritten unförmliche Rund-
bogenlöcher, — doch das Alles sind nur verun-
glückte Nachbildungen späterer Zeit; denn die
beiden Unteretagen machen mit dem Mauerwerk,
mit der attischen Base der genannten Mittelsäul-
chen, mit dem rundbogigen Thorsclilusse einen
altertümlichen, nämlich romanischen Eindruck.

An der Thür selbst haftet noch eine gothische
Verkleidung des Schlosses.

Von den beiden Glocken trägt die eine die
Jahreszahl 1681, die andere die Inschrift . . .
1695 Bernhard Wilhelm Sude goss mich.

von Steinen a. a. 0. III, 1033; — Essellen, S. 133; — Bädecker - Heppe H, 433; — Mittheilungen des Herrn Superintendenten
Kupsch. — Local-Untersuchung.

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Flierich..

Kirche und ihre Denkmäler.

Flierich, im 9. Jahrhundert Flethric, 1059
FUetherike, kurz darauf Flethrehe, 1250
1Berihe, 1269 Vlecleriche lautend, ist als Ort
uralt, als Pfarre etwa gegen das Jahr 1000 ge-
gründet, falls nämlich eine bis in unser Jahr-
hundert erhaltene hebräische Inschrift am
Thurme als Patron den li. Michael genannt
hat; der Cultus dieses Erzengels hängt in der
Regel mit dem Aufblühen des Rittertums zu-
sammen und weist wahrscheinlich zurück auf
die alten Grafen von Werl, die hier Güter und
vielleicht zuerst das Patronatrecht hatten, was
später den drei hiesigen Adelssitzen Brügge,
Mundloh und Edinghausen anklebte; noch 1250
verzichtet Adolf von Holte oder von Isenberg
auf den dortigen Hof als Arnsberger Lehen zu
Gunsten Herman’s von Brochusen. Schon nach

1550 wurde hier die Reformation, 1641 das
reformirte Bekenntniss, in unserer Zeit die evan-
gelische Union durchgeführt.

Das einschiffige Kirchenhaus, der grad-
geschlossene Chor, der Westthurm stammen aus
romanischer Zeit, haben jedoch durch spätere
Umbauten und Restaurationen ein modernes
Aussehen angenommen. Es sind die Mauer-
fiächen mit einer neuen Blendschicht überzogen,
am Langhause einige Fenster vermauert, andere
zu tief herabgezogen oder wie am Chore spitz-
bogig umgestaltet, die Schallöffnungen des Thur-
mes der Tlieilungssäulchen beraubt. Das ziemlich
breite Langhaus decken zwei in der Querrichtung
oblong 'gelegte Kreuzgewölbe, und je ein solches
das untere Geschoss des Thurmes und den Chor;
die starken Spitzbogen-Rippen und Gurten mit
 
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