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FLIERICH.

einfacher Kehlung entstammen nach einer dem
einem Schlussteine eingehauenen Zahl dem
Jahre 1502, wie jedenfalls auch das Chorfenster
mit den gekehlten Laibungen und dem Vierblatt-
schluss. Sonst beherrscht der Rundbogen die
Schallöffnungen, die Fenster des Langhauses,
den Scheidebogen des Thurmes mit dem Durch-
gänge zum Langhause, den breiten flachen Quer-
gurt zwischen letzterem und dem Chore und die
Entlastungsbögen der Chormauern. Die breiten
Gurten dieser Bögen, welche zugleich tiefe
Mauernischen bilden, setzen an der Nord wand
beiderseits, an der Südwand nur östlich auf
Mauerecken von reicherer Gliederung: sie zeigt
nämlich gekuppelte Halbsäulen mit Kelchcapitä-
len, diese haben ein anliegendes mit Flachbuckeln
besetztes Laubwerk und gemeinsame Kämpfer
mit einer Platte und einem Zwischengliede, das
hier als tauförmiger Wulst, dort als Schräge
mit Palmetten oder auch als Rundglied mit
Schachbrettornament gebildet ist. Ein kleineres
Mauersäulchen nahm jedenfalls schon in roma-
nischer Zeit die Rippe oder den Gurt der Chor-
wölbung auf. Die Basen sind heute verdeckt,
die Kämpfer der andern Rundbögen möglichst
einfach, höchstens aus Platte und Schräge oder
Kehle zusammengesetzt. Die Kirche hat zwei
Eingänge, einen durch den Thurm, einen in der
östlichen Hälfte der südlichen Langwand — ein
dritter in derselben Wand durch die Reparatur
von 1872 beseitigter war anscheinend reicher
mit einem Tympanum entwickelt und dies mit
einem Kreuze und zwei Thierfiguren, angeblich
Hirschen oder Lämmern, belebt. Zwei lange
mit Löwengestalten bemeisselte Steine treten
oben an den äusseren Ecken der Chorwand als
Consolen vor. Der Kern wie die neuen Blend-
schichten des Bauwerkes bestehen aus grünem
Mergelsandstein.

Malerische Zier schmückte ehedem alle
Wandflächen; sie rührte jedoch wol grösstentheils
mit der Einwölbung aus spätgothischer Zeit, wie
das der Laut der Inschrift eines der Kanzel ge-
genüber blossgelegten Menschenskeletts darthat:
Welk edle figure,

Ik was ok dyne nature
Bedenk o mensch op der erden
Watt ik bin, rnost du werden.

Von den gothischen Chorstühlen befindet
sich noch eine als Schranke benutzte Vorderseite
mit guten Panneelen in einem Thurmgeschosse.

Die Fagade der aus dem Kloster Kentrop
bei Hamm übernommenen Orgel überrascht
durch elegante Verhältnisse und geschmackvolle
Schnitzereien. Die Blindflüge! an den Seiten,
die krönenden Giebelchen und Thürmchen, die
durchbrochenen Arabesken, die Zahnschnitte am
Krönungssims, das Einzelne und das Ganze
präsentirt sich als eine edle, vielleicht um 1600
ausgeführte, das Consolenwerk in Form von
Büsten als spätere Arbeit. Die Orgelbühne
war laut einer bis 1872 erhaltenen Inschrift
1752 errichtet: Plae sedes exstructae sunt cura
0. Knevels V. D. M. et Joh. Herman Sud-
haus receptoris MDCCLII.

Der Altar hat keinen Aufsatz, die Kanzel
mit dem Deckel hat polygone Form, an den Ecken
Rundsäulclien, Rococcobesatz in den Flächen
und einen Boden, der sich polygon zu einer
Kugel verjüngt.

Von den drei Glocken hat die älteste leider
gebrochene die Inschrift:

Sanctus Johannes hed ick,

De lebendiken de rop ick,

De doden bescre ick,

Geghaten in den jar mcccccxxxiv;
die dritte .... Johannes Greve gos mich 1797;
die grosse hat Wilhelm Rinker aus Elberfeld
in unserm Jahrhundert gefertigt. Der Glocken-
stuhl hat die Inschrift: Haec campanarum sedes
exstructa cura Joh. Gottfr. Peil V. D. M. et
Christophori Schulze zum Rumpf MDCCXLII.

1778 zersprangen eine grössere Glocke mit
zwei lateinischen Distichen beschrieben vom
Jahre 1525, nach der Form der Verse zu Münster
wahrscheinlich von Wolter Westerhues gegossen,
— und eine kleinere mit der Inschrift:

Johannes de la Paix von Arnsberg hat mich
gegossen

Durch das Feuer bin ich geflossen. MDCLXX.

Von den Inschriften der Grabsteine, die
nunmehr vor dem Westportale liegen, nennt
eine den Bernhard Philipp Wittinghoff gen. Schel,
Erbgesessener zu Edinghausen f 1656 27/5,
eine andere die Catharina Torckes gen. Asche-
broicli f 1600 20/12.
 
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