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126

DELWIG.

tigter Altar von den Bildhauern Gebrüder Jacob
und Johan Hatting aus Menden 1700 verfertigt,
— die 1729 erbaute Orgelbühne, — die Kirchen-
bücher und die nach dem Raube von 1694 gesam-
melten Documente, — die an Stelle eines Holz-
zaunes seit 1682 von dem Mauermeister Chri-
stoph Bergmann aufgeführte Kirchhofsmauer, —
die jetzt im Boden der Kirche verdeckten Grab-
steine der Pastöre aus der Familie des Reforma-

tors von Steinen, die ununterbrochen von 1531
bis 1722 hier gewirkt haben. Um die märkische
und westfälische Landesgeschichte hat sich be-
kanntlich von ihnen hochverdient gemacht Johan
Diedrich von Steinen, seit 1722 zweiter Pre-
diger zu Cleve, seit 1724 Prediger zu Iselburg, von
1727 bis zu seinem Tode 1759 zu Frömern, 1749
General-Inspector, 1750 von Friedrich dem Gros-
sen mit dem Titel Consistorialrath ausgezeichnet.

Vorher S. 6, 28 f., 31, 48. — U.-B. d. H. W. II, p. 108; — Urk. d. .J. 1313 in Wigand’s Archiv VH, 184; — Kampschulte, S. 85. 86; —
Bädecker-Heppe II, 93; — v. Steinen II, 792 ff.; — Actenmässige Mittheilungen des Herrn Pastors Buschmann; — Local-Unter-
suchung; — Notizen und Grundrisskizze des Herrn Bauraths A. Hartmann von 1876 20,'3 im dortigen Pfarrarchive; — über
v. Steinen noch "Weddigens "Westphäl. National-Kalender, 1801, S. 219—225.

Delwig.

Kircke und andere Denkmäler.

Im idyllischen Thale der Lippe begann unsere
Umschau, am romantischen Ufer der Ruhr
schliesst sie ab mit wenigen aber denkwürdigen
Stätten.

Delwig als Thalort neben einer alten Ruhr-
Fuhrt gelegen und schon
1036 Dalauuilc, Daluwik,

1179 Bdewicli genannt, war
als Gemeinde dem heil. Lau-
rentius geweiht, eine Filiale
und Collationspfarre von Men-
den, seit der Reformation,
und zwar bald nach 1571
dem lutherischen Bekennt-
nisse zugethan, bis sie vor
einigen Decennien der evan-
gelischen Union beitrat.

Die kleine Kirche (Fig.

109) hat einen viereckigen, im
Verhältniss zur Kirche über-
grossen Westthurm, ein Schiff
von zwei oblongen Kreuzge-
wölben und östlich unmittel-
bar daran gelegt einen drei-
seitigen Chorschluss. Der aus
dem Sechseck construirte Chor schreibt sich aus
spätgothischer Zeit nämlich nach einer 1737
überweissten Inschrift aus dem Jahre 1510, aus
derselben Zeit vielleicht das östliche Gewölbe-

feld mit der oblongen gewölbelosen Sakristei im
Korden, die aus Ziegeln errichtete Kreuzwöl-
bung, die Abkantung ihrer mit einer Schmiege
bedeckten Wandpilaster, die ungleich starken
Streben des Langhauses und dessen beide zwei-
theiligen Fenster mit Yierpas-
schluss; aus romanischer Zeit
der grössere Theil der Lang-
mauern und der Thurm. Die-
ser hat oblonge Grundlage,
einen rundbogigen Eingang,
unten ein Gewölbe mit Grä-
ten, im obern Mauerwerk
Schallöffnungen mit Mittel-
säulchen, die leider meistens
bis auf die Kämpfer ver-
schwunden sind, und eine
1727 aufgesetzte Spitze. Im
Basemente liegt an der Süd-
Ostecke ein Mauerausschnitt
in Form einer lialbirten Rund-
bogenthür — eine sonderbare,
schwerlich durch einen prak-
tischen Zweck gebotene Er-
scheinung. Das Nordportal
der Kirche ist von einem mit Wiirfelcapitäl be-
krönten Rundsäulchen flankirt, jedes Capitäl an
den Wangen mit vertieften Halbkreisen belebt,
das halbkreisförmige Tympanum von einer Ecke

109.
 
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