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SCHEDA.

und silbernen Geräten und Gefässen Nichts mehr
vor; und dennoch entrollte sich uns an der
Hand der Forschung und Monumente vom alten
Damenstifte ein Mares und in den einzelnen
Werken und Resten ein so reiches und anzie-
hendes Bild, wie wir es bei den aufgehobenen
Klöstern von der Weser bis zum Rheine leider
durchgehends vergeblich suchen könnten.

Zum Schlüsse dürfte eine schöne Perga-
ment-Urkunde (vergl. die Photolithographie)
des Königl. Staats-Archivs zu Münster hier einen
erwünschten Platz finden in verkleinertem Ab-
bild, ohne Wiedergabe der zerbröckelten Siegel
und der Siegelfäden: es ist ein Ablassbrief, von
dreizehn Bischöfen in Avignon zu Gunsten des
Klosters 1342 2/1 ausgestellt, beziehentlich 0,91
und 0,65m gross, und, was seinen monumentalen
Werth ausmacht, mit malerischer Zier ausge-
stattet, wie deren mehrere nach Westfalen ge-
kommen, im Ganzen aber wenige bekannt sind.
Vierpässe, die je einen Apostel einrahmen, bilden
ein oberes Zierband mit beiderseits herabgehen-
den Schenkeln, die je wieder auf einer langem
Spitzbogennische mit einer Heiligenfigur ruhen,
so dass fast die ganze Schriftfläche oben und
an den Seiten von figürlicher und ornamentaler
Farbenzier umrahmt wird. In den Spitzbogen-
nischen standen ursprünglich links die h. Catlia-
rina mit Rad und Schwert, rechts der h. Michael
auf dem Drachen mit der Lanze — allein unter

einer spätem Uebermalung, welche die Attribute
und gewisse Körpertheile verdeckte und durch
neue ersetzte, ist jene in den begrüssenden Engel
mit Schwingen, dieser in die h. Jungfrau mit
angesetzten Händen verwandelt. Im Beginne
der Schrift thront auf einem Regenbogen zwi-
schen zwei das Weihrauchfass schwingenden
Engeln in grösserer Dimension der Salvator mit
den fünf Wunden, der die Linke mit dem Buche,
die Rechte wie zum Segen aufrecht hält. Die
Engel haben einen hellgelben oder hellrothen,
alle übrigen Gestalten abwechselnd einen rotlien
oder violetten Hintergrund, dieser viereckige
Muster und darüber kleinere quadratische Zier-
den in Gelb undWeiss aufgesetzt. Die grossen
Zwickelflächen der Pässe füllt gelbe Laubzier.
Die Auffassung der Gestalten ist wechselvoll,
die Gewandung oft schön, die Zeichnung leicht
und charakteristisch, die Farbe pastös und
fast ohne Abtönung aufgetragen — würdig und
gross die Haltung des Herrn und der Ausdruck
seines Antlitzes. Nagellöcher am obern Rande
bedeuten klar, dass der in seiner Art schöne
und seltene Gnadenbrief an den darin bezeich-
neten Ablasstagen öffentlich ausgehängt zu wer-
den pflegte, zumal da einige dem Herkommen,
der Ausstattung und Bestimmung nach ver-
wandte Seitenstücke desselben Archivs noch ihre
eigens angehefteten Oesen bis zur Stunde be-
wahrt haben.

Acta SS. Jun. IV, 58 ff.; — Ms. II, 13 p. 147 des Ivönigl. Staats-Archivs zu Münster; — "\V. U.-B. III, Kr. 639, 869, 1708, 1733, 1734;
— Kampschulte, S. 206; — derselbe, Kirchenpatrocinien, S. 137, 160; — Lippische Regesten II, Nr. 297; — von Steinen I,
123 ff., 628 ff., Taf. I, 3 u. XI; II, 778; — Bädecker - Heppe II, 107 f.; — Lübke, S. 219, 333, 397, 378, 404, 421; — Essellen,
S. 184—187; — über Ilengstenberg auch H. Becker, Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark III, 310; —
über den Maler Conrad von Soest L. Curtze, Geschichte und Beschreibung des Fürstenthums AValdeck, 1850, S. 393 ff.; — der
abgebildete Ablassbrief im Königl. Staats-Archiv zu Münster. Fröndenberg Nr. 162; — ältere Karten; — Raum D, F. 112 gilt
für den Capitelsaal. — Mitthellungen der Herren Pastor Zur Nieden und Dr. Philippi; —Local-Untersuchung und -Aufnahmen.

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Scliecla.

Kloster.

Der Name, welcher urkundlich 1152 einmal
Segor, um 900 Sceitha, sonst 1147 Scethen,
Sceitha oder Scheda klang, bezeichnete zunächst
einen Ort, dann eine Edelherrenburg, endlich ein
Kloster in der Pfarre Bausenhagen, auf der
Ostgrenze der Herrschaft Ardei, und dürfte ab-
zuleiten sein von der. Bergschlucht, wodurch

der Weg von der Höhe bis ins Ruhrthal führt,
wie denn mehrere dieser Einschnitte dort den
gleichen Namen führen. Ebenso trägt anschei-
nend nach der Lage schon gegen Ende des
9. Jahrhunderts den Namen Wikki die östliche
Nachbarbauerschaft Wickede, die später kölnisch,
sonst ein Bestandtheil der Pfarre Bausenhagen
 
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