Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
56

KAMM.

Nordufer bei Abgrabungen noch jüngsthin Mauer-
und Steinreste des grünen Mergelsandsteines,
die südliche Uferstätte allerhand Funde von
Hausgeräten und Waffen. Somit wäre die Burg
Nienbrügge sowol nach der Bodenbeschaffen-
heit wie nach den Funden auf dem hohen Nord-
ufer, die Yorburg und Stadt wol auf dem nie-
drigen Südufer zu suchen und zwischen beiden
Theilen eine Brücke gewesen. Der Name Nien-
brügge1 ist bezeichnend, insofern er entstehen
konnte im Gegensatz zu einer älteren, die ent-
weder abgetragen oder noch im Gebrauche war,
als Nienbrügge angelegt wurde. Das Letztere
möchte ich annehmen; denn abgesehen von den
vierzig Schritte oberhalb im Flussbette erkann-
ten Holzstumpfen, weisen die Wege von Norden
und Süden auf einen östlichem Uebergang in
der Nähe von Hamm hin.

Der Meinung, die Römer hätten an dem Platze

von Nienbrügge und zwar am Nordufer das
Castell Aliso errichtet, kann ich nicht beipflichten,
weil es fraglich ist, ob hier gerade die Ahse in
die Lippe mündete, weil der jetzige Name ,Ahse‘
erst spätem Jahrhunderten eigen, der frühere
,Ursna‘ von .Aliso1 grundverschieden ist, weil
die Lippe, wie dargethan, ehemals nördlicher
lag, also die vermeintliche Stelle nicht berührte,
weil ohnehin das Südufer wol immer gesenkter
und von der Höhe des Ufers im Norden wie des
Hellweges im Süden zu beherrschen war, weil
der Abzweig der Römer-Strasse des Nordufers
nicht hier, sondern östlicher fast dem Bahnhöfe
gegenüber auf die Lippe stiess. Nichts wider-
spräche auch so sehr den Fortificationsgesetzen
der Römer, als dass sie für das Bollwerk den
gefährlichen Boden der Sygamber, und zwar in
solcher Niederung, gewählt hätten.

Vorher S.9 f., 13 f., 16 ff. —Kampschalte, S. 78; — v. Steinen m, 944; — Herrn. Stangefol, Annal. Circuli "Vestphalici, lib. III, pag. 410;
— Essellen, S. 151; — Tross’ Westphalia, 1825, St. 1; — über die Form des Taufsteines Kordhoff, Kunstgesch. Beziehungen zwischen
dem Rheinlande und "Westfalen, 1873, S. 39; — nach Fahne, Hövel I, 28, soll auf den Fundamenten einer der drei (?)
Burgen zu Stockum die Kirche zu Nordherringen errichtet sein. — lieber Nienbrügge: Vorher S. 10, 13, 28. —Urk. 1243, bei von
Steinen in, 1435, besser bei Kremer, akad. Beitr. II, 124; —- L. de Northof a. a. 0. S. 69 ff., 3257; — daselbst S. 327 die
Urk. von 1258. — Ficker, Engelbert der Heilige, 1853, S. 193, 270; — Essellen, Geschichte der Sigambern, S. 80 ff., über die
altern Erdwerke und Brückenpfeiler — Hölzermann a. a. 0. Tafel V. mit Grundriss der Burgstätte und unrichtiger Zeichnung der
Landwehr; — ein Verzeichniss der neuesten Funde gibt (Essellen) ,Westfälischer Anzeiger und Wochenblatt für die Stadt und den
Kreis Hamm£, 1877, Nr. 108 und 120. — Local - Untersuchung und -Aufnahme.

H amm.

Die Stadt und die

Hamm tritt uns, längst bevor Adolf von der
Mark hier eine Stadt gründete, als ein
historisch sehr merkwürdiger Ort entgegen: hier
kreuzten sich wichtige Verkehrsstrassen, hier
fanden sich die mannigfachsten Altertümer, hier
tagten auf beiden Ufern die Freigerichte, die
schwachen Ueberbleibsel urgermanischer Volks-
versammlungen, hier besassen die Herren von
Vianden bis 1220 Allode; die Urkunden sprechen
1208 von dem Orte Hammo, 1213 von einem
Hartlev von Hamme — welcher Name den um-
wehrten Bezirk bedeutet, als ob Graf Adolf
für seine Stadt schon mehr als die natürliche
Wehr der beiden Flüsse Lippe und Ahse, die sie
nach zwei Seiten umfassten, vorgefunden und be-
nutzt habe; er legt doch im Vertrage mit den
Isenbergem auf die Befestigung Hamms 1243

Profan - D enkmäler.

ein besonderes Gewicht. Es deckten die Stadt
noch im Norden eine Landwehr, im Osten die
Landesburg Mark und insbesondere die engere
Zingel eines Wallgrabens mit Palisaden, später
eine Mauer und innerhalb derselben drei Thürme
und vier starke Thore und Zugbrücken. Sie war
also inmitten der zerstörten Feste Nienbrügge
und der bald eingegangenen Stadt Mark ge-
legen, mit den Einwohnern beider Orte bevölkert,
gräfliche Residenz und Münzstätte, Sitz des
Amtmannes und eines Freigerichts, Wohnstätte
mehrerer märkischer Ritterfamilien, ausgestattet
mit verschiedenen kirchlichen Stiftungen und
zahlreichen Wolthätigkeits-Anstalten und durch
die Gunst der Landesherren und den eigenen Eifer
bald durch Handel und Gewerbefleiss ausgezeich-
net, so dass sie unbestritten unter den Städten
 
Annotationen