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CAMEK.
einer mit dem Bronceadler besetzten korinthi-
schen Säule über einem hohen Postamente.
Eine eigentümliche Farbe verlieh dem städti-
schen Leben die Burgmannschaft — sie, die
den Kern der Stadt gebildet hat und 1280 nächst
Mark und Altena. rangirt. Die Burghöfe, deren
im Ganzen zehn gezählt sind, lagen mit Wohn-
und Wirthschaftshäusern später, wie heute noch
der Vogelsche, meist zerstreut an der Zingel und
erfreueten sich zum Theil besonderer Freiheiten
von städtischen Lasten; bevor jedoch die Stadt
ihre weitesten Kingwerke hatte, machten sie mit
ihren Werken und Zingeln die Hauptfortification
des Ortes aus, indem sie sich gewiss wie ander-
wärts um die Burg des Landesherren oder dessen
Stellvertreters gruppirten. Yon ihnen umringt
lag das Schloss jedenfalls auf dem bis in unser
Jahrhundert umwallten Gartengelände im Westen
der Kirche und ward von den Grafen, die hier
in älterer Zeit auch residirten und einem Grund-
stücke den Namen Grafenwiese vererbten, an
einen Zweig der Herren von der Kecke zu Lehen
ausgethan. Die Ansicht, sie sei der Ersitz der
Kecken und diesen vom Grafen von der Mark
geraubt, entbehrt der thatsächlichen Begründung,
wenngleich die Reck’schen Allode und Gerecht-
same auf Camen als den Mittelpunkt gravitiren
und ihr Einfluss auf die Stadtverwaltung sehr
hervorragend war.
Die Kirclieii.
Doch älter als das
Schloss, spätestens ihm
gleichalterig war das
Gotteshaus; dem h. Se-
verin geweiht kann es
wol in den ältesten Zeiten
bestanden, jedoch erst im
neuen J ahrtausend Karr-
rechte für seinen wahr-
scheinlich von Herringen
und Brechten abgelösten
Sprengel erhalten haben;
musste doch das noch
westlicher gelegene Hee-
ren dem Pfarrer zu Brech-
ten noch lange eine Ab-
gabe als Zeichen vorma-
liger Abhängigkeit ent-
richten! Die Pfarre Ca-
men rangirte nach Unna
unter den grossen Pfarr-
stellen, deren Besetzung
sich der Kölner Dom-
propst 1293 gegenüber
dem Archidiacon sicherte,
als beide über diesen
geistlichen Administra-
tionsbezirk sich endgül-
tig einigten; die Kirche
bedienten laut Zeugnis-
sen der Jahre 1359 und
34.
1516 merkwürdigerweise
mehrere ,Pfarrer1 und
zeitweise zwölf Vicare.
Der vorhandene Kir-
chenbau ist sicher der
dritte in der Keihe der
Steinbauten; der erste
entstammte, wie der noch
erhaltene Kirchthunn,
der romanischen Zeit,
jedenfalls noch dem 12.
Jahrhundert, ebenso wie
die Capitäle, Basreliefs
und Mauersteine, welche
der Südwand des gothi-
schen Baues eingefügt
waren. Nachdem näm-
lich der Ort zu einer
zahlreichen Einwohner-
schaft mit Stadtrechten
angewachsen war, ge-
nügte die alte vermut-
lich einschiffige Kirche
nicht mehr und schon
gegen 1370 ward der Bau
einer grossem in Angriff
genommen; denn 1374
erlaubt Lübbert vom
Northofe das von sei-
nem Yater zum Kirchen-
bau verkaufte Holz im
CAMEK.
einer mit dem Bronceadler besetzten korinthi-
schen Säule über einem hohen Postamente.
Eine eigentümliche Farbe verlieh dem städti-
schen Leben die Burgmannschaft — sie, die
den Kern der Stadt gebildet hat und 1280 nächst
Mark und Altena. rangirt. Die Burghöfe, deren
im Ganzen zehn gezählt sind, lagen mit Wohn-
und Wirthschaftshäusern später, wie heute noch
der Vogelsche, meist zerstreut an der Zingel und
erfreueten sich zum Theil besonderer Freiheiten
von städtischen Lasten; bevor jedoch die Stadt
ihre weitesten Kingwerke hatte, machten sie mit
ihren Werken und Zingeln die Hauptfortification
des Ortes aus, indem sie sich gewiss wie ander-
wärts um die Burg des Landesherren oder dessen
Stellvertreters gruppirten. Yon ihnen umringt
lag das Schloss jedenfalls auf dem bis in unser
Jahrhundert umwallten Gartengelände im Westen
der Kirche und ward von den Grafen, die hier
in älterer Zeit auch residirten und einem Grund-
stücke den Namen Grafenwiese vererbten, an
einen Zweig der Herren von der Kecke zu Lehen
ausgethan. Die Ansicht, sie sei der Ersitz der
Kecken und diesen vom Grafen von der Mark
geraubt, entbehrt der thatsächlichen Begründung,
wenngleich die Reck’schen Allode und Gerecht-
same auf Camen als den Mittelpunkt gravitiren
und ihr Einfluss auf die Stadtverwaltung sehr
hervorragend war.
Die Kirclieii.
Doch älter als das
Schloss, spätestens ihm
gleichalterig war das
Gotteshaus; dem h. Se-
verin geweiht kann es
wol in den ältesten Zeiten
bestanden, jedoch erst im
neuen J ahrtausend Karr-
rechte für seinen wahr-
scheinlich von Herringen
und Brechten abgelösten
Sprengel erhalten haben;
musste doch das noch
westlicher gelegene Hee-
ren dem Pfarrer zu Brech-
ten noch lange eine Ab-
gabe als Zeichen vorma-
liger Abhängigkeit ent-
richten! Die Pfarre Ca-
men rangirte nach Unna
unter den grossen Pfarr-
stellen, deren Besetzung
sich der Kölner Dom-
propst 1293 gegenüber
dem Archidiacon sicherte,
als beide über diesen
geistlichen Administra-
tionsbezirk sich endgül-
tig einigten; die Kirche
bedienten laut Zeugnis-
sen der Jahre 1359 und
34.
1516 merkwürdigerweise
mehrere ,Pfarrer1 und
zeitweise zwölf Vicare.
Der vorhandene Kir-
chenbau ist sicher der
dritte in der Keihe der
Steinbauten; der erste
entstammte, wie der noch
erhaltene Kirchthunn,
der romanischen Zeit,
jedenfalls noch dem 12.
Jahrhundert, ebenso wie
die Capitäle, Basreliefs
und Mauersteine, welche
der Südwand des gothi-
schen Baues eingefügt
waren. Nachdem näm-
lich der Ort zu einer
zahlreichen Einwohner-
schaft mit Stadtrechten
angewachsen war, ge-
nügte die alte vermut-
lich einschiffige Kirche
nicht mehr und schon
gegen 1370 ward der Bau
einer grossem in Angriff
genommen; denn 1374
erlaubt Lübbert vom
Northofe das von sei-
nem Yater zum Kirchen-
bau verkaufte Holz im