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Rave, Wilhelm [Editor]; Nordhoff, Josef B. [Oth.]; Ludorff, Albert [Oth.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen (Band 1): Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Kreises Hamm — Leipzig [u.a.], 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.24357#0122
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KITTEKSITZE.

99

Zu Bögge (JBogge, Bucglie, Ikigge) wird der
länderreiche Haupthof schon früh Eigentum, dann
Lehengut des Klosters Werden und Sitz eines
Kittergesehlechts, wovon 1210 ein Waldbret be-
kannt wird. Nachdem dieses Geschlecht in der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erloschen,
wechselte das Besitztum in verschiedenen Fa-

milien und gehört jetzt dem Freiherrn von Quadt-
Huchtenbrock. Derselbe hat ausserhalb des alten
Beringes, und zwar an der Südseite ein neues
Herrenhaus aus Backsteinen aufgeführt. Der
alte Schlossplatz liegt als längliches Viereck
in einem nur östlich theilweise geebneten Graben-
gürtel und zeigt im Westen, wo auch die Was-
serfläche sich verbreitert, als einsame Insel die
Stätte der einstigen Hauptburg, im Osten die
wol später erst erweiterte Vorburg mit neuen
Oekonomiegebäuden, dem alten Ost-Tliore und
dem langen Wolinhause an der südlichen Lang-
seite. Das Thor, von wo angeblich ein unter-
irdischer Gang zum Wolinhause führte, ist rund-
bogig aus Backsteinen erbaut, der Bogen con-
' centrisch mit verzierten Hausteinbossen durch-
setzt, das Wohnhaus nach der Tradition und dem
einfachen Aeussern um 1800 aufgeführt, und zwar
an Stelle des alten schönen Herrenhauses, das,
wie auch die Steinfundamente des Bodens erge-
ben, den Westraum der Vorburg einnahm. Dies
entstammte also schon der neuem Zeit, ebenso wie
der Steingürtel dieses Westraumes, der wie die
Bossen des Thores mit den Besten seines Fun-

daments und seiner Eckrondele auf die zweite
Hälfte des 16. Jahrhunderts weist, wo eben die
Familie von Hoete dem Stammgeschlechte im
Besitze gefolgt war.

Ln Osten vor dem Thore steht, von einer
kleinen Baumgruppe umgeben, der schmale noch
grünende Bindenstreifen einer vormals sehr
mächtigen Linde, die allgemein als Felimlinde
gilt und sicher als Mittelpunkt des Hofesgerichts
gelten darf, welches dort der Herr von Bögge
als Hofschultlieiss vor seinem Oberhofe abhielt.

Auch die Familie von Bögge theilte das
Wappen der von Bönen, ebenso jene nach ihrem
Haupthofe benannte Familie von Northof; ihre
Güter berühren sich fast mit den Häusern Ivet-
tingliausen und dem Orte Bönen; wer möchte
da nicht auf einen gemeinsamen Familienstamm
und einen später zu Gunsten der Familien-
glieder zersprengten Besitz schliessen; doch wer
wird ohne nähere Nachrichten dem Geheimnisse
den Schleier entziehen, wo der Urstamm steckt,
wann und wie die Verästelung der Familie und
die Zertheilung des alten Besitzes erfolgte?

Von dem Kittersitze Bynkhof, der sich im
Westen an jene Güter schliesst, sind nur ein
viereckiger Hofplatz mit alten und neuern
Oekonomiegebäuden, der Binggraben und auf
weiterer Entfernung ein zweiter Grabengürtel
im Süden, Westen und halb im Osten übrig
geblieben. — Sonst athrnet das ganze Anwesen
die Ländlichkeit eines Bauernhofes.

Beg. H. "W. Nr. 1697, 1785; — N. U.-B. IV, Nr. 628; — Anzeiger für Kunde deutsch. Vorzeit, 1871, Sp. 158; — Essellen, Bonner
Jahrbb. 52, 169 ; — Bädeclcer-Heppe II, 429; — Allerhand Mittheilungen des Herrn Pastors Cösters; — Ueber den Glockengiesser
Westerhues vergl. Nordhoff, Denkwürdigkeiten, S. 52; — über Paris: meine Ivunstgesch. Beziehungen zwischen denrBheinlande
u. Westfalen, S. 56. — Ueber die Bittersitze: N. U.-B. I, Nr. 374; — W. U.-B. III, Nr. 1, 62; — Beg. H. W. Index s. v. Mark
am Ende; — von Steinen III, 926 ff.; — Essellen, S. 149, 150. — Local-Untersuchung nnd -Aufnahmen.


Heeren.

Kirche wird, ihre Denkmäler.

Heeren, früher Herne, Hernen, begegnet uns
zuerst 1178, wo sich ein Ministerial Ger-
hard von Herne darnach benennt, und zählt als
Pfarre noch zu den mittelalterlichen. Wahr-
scheinlich ist sie von Brechten abgezweigt und
diese als Mutterpfarre von grosser Ausdehnung
gewesen. Wenigstens verlangte noch 18o9 der

Pfarrer zu Brechten, Johan Jseking, vom Bector
der Kirche zu Heeren den kanonischen Theil‘
der Gebühren, als Kandolf Hake, welcher auf
einer Geschäftstour nach dem Hause Vollenspit
zu Herringen im Wasser umgekommen war,
nach seiner Wohnstätte Heeren zur kirchlichen
Beerdigung überführt wurde; und als ihm die-
 
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