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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 9/10
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Gmelin, Leopold: Deutsch-nationale Kunstgewerbe-Ausstellung zu München 1888, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0073
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von Leop. Gmeltn» Professor.
(Fortsetzung.)

Deshalb mehrere Rlünchencr Tischlereien sich zum
Theil dem Rococo zugewandt zeigen, haben
wir schon früher begründet; die Art und Weise,
wie das geschehen, gibt Gelegenheit, die Viel-
seitigkeit des Rococo zu studiren. Am üppigsten zeigt es
sich an den aus dem kgl. Nachlaß herrührenden Stücken:
dem großen pimmelbett (Schloß Linderhos) sammt zuge-
hörigen Stühlen, dem Prachtschlitten, dem großen Schrein
(entworfen und ausgeführt von I. Grünig 6c Sohn,
modellirt von I. v. Ara me r), dem Lehnstuhl ic. (letzteren
s. Tafel 35).

Auf feine, zierliche, in der Farbe zart gehaltene Aus-
stattung macht (D. Fritzsche's Zimmer Anspruch: die Wände
in sehr hellgelbem Ton, durch vergoldete Leisten und geschnitztes
Grnament, durch Spiegel und Gobelin-Imitationen (Prof.
Gebhardt) belebt, — die Decke in flotter Stucktechnik ge-
halten (v. Gg. Biehl) und die im polzwerk ganz ver-
goldeten Nköbel mit absichtlicher Vermeidung alles den
Gebrauch behindernden Schnörkelwerkes. — Im Gegensatz
hiezu zeigt A. pössenbacher's, in Gemeinschaft mit De-
korationsmaler Jos. Wagner gefertigter Salon das Rococo
strotzend von Farbe und Gold; das tiefbraunrothe polz der

*) von den mit (*) bezeichnten Gegenständen sind Abbildungen

von leicht gemalten Seidenpanneaux und Spiegeln unter-
brochenen Wände, die dunkelgrünen Damastvorhänge und
-Nköbel, die farbensatten Deckenbilder u. s. w., das Alles
in seiner verschwenderisch reichen Vergoldung gibt dem
Raum etwas ungemein prunkvolles. (S. Tafel 36.) Das
kleine Aabinet von Andr. Pütterich leidet etwas unter
der Ueberfülle des Goldes, während bei Nk. Ballin's
Salon (Louis XIV.) der Reichthum des Goldes durch das
zugehörige Schlafzimmer mit den gut geschnitzten Nußholz-
möbeln (entworfen von Fr. Stulberger) ein wirksames
Gegengewicht enthält. Das Rococo-Zimmer von Fr. Nacht-
mann und Th. Tamelly sen. zeigt von erfterem flott
geschnitzte Nlöbel, von letzterem prächtige Tapezierarbeiten.

Tin Beispiel einer schlichten Behandlung des Rococo
bietet Dekorationsmaler Ad. Lentner in seinem Iagd-
stübchen, einem reizenden Trkerzimmerchen: Wände und Decke
weiß mit mäßiger Anwendung von grauer Grundirung
und mit flott in Grün bemalten Ornamenten, dazu von
Bildhauer I. Schaidhauf gut geschnitzte Rlöbel, gleichfalls
graugrün mit bunten Blumen rc.; in seiner ganzen Aus-
stattung ist dieß jedenfalls das reizendste aller vorhandenen
Iagdzimmer, — auch das von I. I. Degelbeck (Nürnberg),
für die solgenden ksefte in Vorbereitung.

Zeitschrift des bayer. Aunstgewerbe-Vereins München.

Heft 9 & JO (3g. O- 1888.
 
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