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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 2
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Krell, Paul F.: Die Papiertapete: das Wesen der Papiertapete [und] aus der Geschichte der Papiertapete [und] die Tapetenindustrie in unserer Zeit
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Unsere kunstgeschichtlichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0034
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8. Schlafzimmertaxete.

Englischer Mafchinendruck (einfarbig).

Atit Recht hat man darauf hingewiesen, daß die
Stellung unserer Dessinateure und namentlich die
Fortbildungsgelegenheit derselben durchaus nicht derart be-
schaffen ist, uin den Anforderungen, welche die Weltconcurrenz
an sie stellt, entsprechen zu können. (Diese Bemerkung be-
zieht sich zunächst auf die Künstler von originaler Produktion.)
Wer die strömende, immer neue, reizvolle Gebilde erzeugende
Phantasie entwickeln soll, welche der Wechsel aus dem Ta
petenmarkt verlangt, der kann nicht ein, von dem Fabrikanten
ausgebeuteter, mittelmäßig bezahlter, vor der Geffentlichkeit

sorgfältig verborgen gehaltener Mann sein. — Als ein
großer Uebelstand in pinsicht auf die künstlerische Leistungs-
fähigkeit ist es sodann zu bezeichnen, daß unsere Tapeten
Fabriken, deren es iin deutschen Reiche gibt, zumeist an
solchen Plätzen sich befinden, die allzuferne jenen Gebieten
gelegen sind, in welchen die lebendigen Quellen der Kunst
aus dem Boden unserer Tultur Hervorbrechen.')

Ohne Fühlung mit dem Gang der Kunst der Gegen
wart sind ja allerdings diese Fabriken durchaus nicht. Die
Reisenden bringen ihre Erfahrungen heim; ausländische
Agenten erscheinen, um Nassen von Nüstern zur Auswahl
vorzulegen; bestellte und unbestellte Entwürfe laufen ein.
Die Fabrikanten selbst machen Reisen und suchen sich in
den großen Städten über den Stand der Industrie, über
die Richtung des Geschmackes zu orientiren, indem sie die
Nagazine durchmustern und die Ateliers der bedeutenden
Dessinateure besuchen.

Aber bei alledem wird es diesen Fabriken doch sehr
schwer, sich anders als mit- oder oft nur nachschwimmend
zu verhalten, statt sich selbständig an dem Gang der Ent-
wicklung zu betheiligen, und sie müssen es sich schon be-
sonders angelegen sein lassen, wenn sie die an Ort und
Stelle befindlichen künstlerischen Kräfte der Fabrik vor dem
Stumpfwerden und Stagniren bewahren wollen. Der Be-
zug von Entwürfen anderwärts wohnender Dessinateure
wickelt sich auch nicht so glatt ab, indem sehr häufig bei
den Skizzen Nodificationen angeordnet oder doch für die
Ausführung ganz fpecielle Angaben gemacht werden. Je-
der, der mit kunstgewerblichen Aufträgen zu thun gehabt,
weiß aber, wie schwierig es ist, sich durch schriftlichen Ver-
kehr darüber zu verständigen. — Es gibt nun allerdings
auch einige deutsche Fabriken an solchen Orten, wo ein
Kunstleben vorhanden ist. Gerade aber in derjenigen Stadt,
welche einen Pauptpol des deutschen Kunstlebens bildet, wo
den Feinheiten der coloristisch-malerischen Erscheinung be-
sonders nachgegangen wird, welche also für das Tapeten-
wesen besonders wichtig sein sollte, in Nünchen gibt cs
zur Zeit keine Tapetenfabrik, wie überhaupt in ganz Bayern
und der Pfalz eine solche nicht existirt.

Um unser deutsches Tapetenwesen recht in Flor zu
bringen, es auf dem Weltmarkt den Industrien der Paupt-
länder ebenbürtig zu machen, dazu scheint uns eine Nit-
wirkung Nünchen's in der Fabrikation selbst als unerläßlich!

st Die namhaftesten deutschen Fabriken befinden sich an den
folgenden Grten: Bammenthal (bei Heidelberg), Berlin, Bonn, Braun-
schweig, Lhemnitz, Lrefeld, Darmstadt, Dessau, Einbeck (bei Hannover),
Elberfeld, Hannover, Hildesheim, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Lüneburg,
Mannheim, Nordhausen, Rirheim im Elsaß und Wurzen in Sachsen-

Unsere kunstgewerblichen <I)ustenblWer.

Taf. S. (von der Weltausstellung zn Lhicago). Prunkstuhl,
von Hofbuchbinder Paul Attenkofer, München. - Dieser Stuhl ist
aus dunkelrothem, geglättetem ZMaroquin ausgeführt, die Vergoldung
durchaus in Handarbeit; die Blatttheile sind schwarz gehalten. Der-
selbe diente zur Ausstattung des Gabr. Scidl'schen Prunksaales auf der
Ausstellung. Sn seinen Hauptzügen ist der Stuhl zwei altflorentinischen
Griginalien im Besitz von Dr. G. hirth, München, nachgebildet.

Taf. 6. Pokal. Entwurf von A. Glaser, München. Maaß-
stab °/s der wirklichen Größe.

Taf. 7. (Von der Weltausstellung in Lhicago.) Prunkschränke,
von hofmöbclsabrikant V. Fritzsche, München. Wie diese Schränke
zur Ausstattung des G. Seidl'schen Prunksaales auf der Ausstellung
dienten, so rührten auch die meisten andern Möbel dieses Saales ans
Fritzsche's Werkstätten her; in diesen, Sinne sind die auf S. 69 des
vor. Jahrgangs (Spalte rechts) gemachten Bemerkungen zu ergänzen.

Taf. 8. Entwurf zu einem G l a s g e m ä l d e für die Rom-
fey-Abtei, England, von der Mayer'fchen kgl. Hof-Kunstanstalt.
München.

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pierzu ,,Kunstgewerbliche Rundschau" Llr. 2.

verantw. Red.: Prof. £. Gmclin. - heransgegebcn vom Bayer. Aunstgcwerbe-Verein. Verlag von M. Schorß. - Druck von Knorr Sf Birth, München.

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