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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0532
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Neuerburg.

der Sitz ihrer Familie gewesen, und auch der Typus der
Bauanlage weist in seinen älteren Theilen auf eine ent-
schieden frühmittelalterliche (lange vor dem 12. Jahrhundert
begonnene) Anlage, 'gegen welche Altwied und Wied weit
jünger erscheinen. 1290 war die Burg dennoch unter
Kölnische Lehnshoheit gekommen und wurde von dem
Erzstift an den Grafen Neuenahr zu Lehn gegeben. Jetzt
gehört die Ruine dem Fürsten zu Wied.
Die Burg liegt auf einer Bergzunge; welche im Osten
zugänglich; von dem Fockenbach; auf der Südseite von
einem in denselben mündenden Bach umspült wird. Sie
besteht aus einem östlichen und einem westlichen durch
Mauern mit einander verbundenem Theil.
Der östliche, auf einem höheren Absatz liegend, ist
der ältere, frühmittelalterliche, von sehr einfacher Anlage.
Der Bergfried, auf einer nochmaligen Terrainerhöhung
innerhalb der Ringmauer, ist fünfeckig, mit der vorderen
Ecke nach der Angritfseite (Osten) gerichtet, 7 bis 8 m
breit, etwa 20 m hoch, von meisterhafter Ausführung, mit
Basaltquadern bekleidet. Sein etwas vortretender Sockel
hat eine Abwässerung, die noch in aller Schärfe erhalten
ist. Darüber hat der Bergfried an den Ecken Quadern
in regelmässig abwechselnden Schichten von Bindern und
Läufern, welche doppelt so hoch als die an den Flächen
sind und deren Lagerfugen genau in die Mitte zwdschen
die Lagerfugen der Flächenmauerung fallen. Etwa in
halber Höhe des Bergfrieds ist der rundbogige, ebenfalls
mit stärkeren Quadern verkleidete Eingang. — Die Ring-
mauer läuft auf der Nord-, West- und Südseite dem Berg-
fried parallel und im rechten Winkel gebrochen, auf der
Ostseite nur im südlichen Drittel. Denn der Bergfried,
ziemlich in der Mitte zwischen der Nord- und Südmauer,
liegt soweit nach Osten vorgeschoben, dass die Ostmauer
in ihrer Verlängerung seine Spitze tretfen würde (was
vielleicht bei der allerersten Anlage auch der Fall war).
In Folge dessen ist sie einige Meter vor dem Bergfried
in stumpfem Winkel gebrochen und läuft seiner einen
Schrägseite parallel in nordöstlicher Richtung, wo sie die
Nordmauer erreicht (und zwar mit einer kleinen Abeckung,
um den spitzen Winkel zu vermeiden). Die Ringmauer ist
ebenfalls trefflich ausgeführt. —- Zwei rechteckige Gebäude
lehnen sich an dieselbe an, das eine kleinere an der Süd-
ostecke, das andere an der Nordwestecke, beide die ent-
sprechenden Ringmauerstücke als ihre Aussenmauern
benutzend. An der Ostseite des letzteren und an der
 
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