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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 4
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Wiedergefundene Bilder aus berühmten alten Sammlungen, [6]: ein Roelandt Savery aus der Galerie Fesch
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0094
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70

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 4.

geschichte in nicht wenigen Fällen auf
den berühmten Namen. Fesch hat seit
ungefähr 1796 Gemälde gesammelt und
das mit Eifer und mit den ihm ent'
sprechenden Mitteln. 1814 besaß er
schon 1600 Bilder, zu denen bald noch
viele hunderte hinzukamen. Nach dem
Niedergange des ersten französischen
Kaiserreiches zog Kardinal Fesch nach
Rom, wo er zwar eine nicht mehr so
emsige, aber immerhin noch so leb'
hafte Sammeltätigkeit entwickelte, daß
er 3333 Bilder gegen Ende seines Le'
bens um sich aufgespeichert hatte. *)
Am 13. Mai 1839 starb der Kunstfreund.
Seine Bilder wurden 1841 in einem
Katalog verzeichnet, der eine Versteh
gerung vorbereitete. Die Auktion be'
gann am 17. April 1843 in Rom. 667
Bilder, so viele wurden ausgerufen,
fanden alle Käufer. Durch eine weitere
Versteigerung im März 1844 wurden
noch weitere 825 Gemälde an den
Mann gebracht. Ein dritter Ausrufs'
verkauf erfolgte im März 1845.**)

Die 3333 Bilder, die der Kardinal
bei seinem Ableben besessen hat, wieder
zusammen zu finden, überlasse ich an'
deren, da ich doch nicht die Geschichte
der Galerie Fesch, sondern nur einen
Nachweis zu einem einzigen Bilde dar'
aus zu liefern habe. Es ist denn auch
mehr äußerlicher Schmuck, als inner'

*) Grillparzer, der Dichter, besah die
Galerie, die in einem schlechten Lokale auf'
gestellt und schlecht geordnet war, gewiß nur
flüchtig. Er fertigt sie mit einer boshaften
Bemerkung ab.

**) So nach einer handschriftlichen Notiz
Königs in Wien. Die Ankündigung einer am
17. März 1845 bevorstehenden Versteigerung
findet sich im Vorwort des Kataloges von

1844. Vgl. auch das „Kunstblatt“ von 1845,
Nr. 43 und 53, S. 180 und 216. Ich kenne den
mangelhaft abgefaßten Katalog von 1841, den
viel besseren von 18:4, jedoch keinen von

1845. Viele Kopien kamen nach Ajaccio. Das
Vorwort des Kataloges von 1844 gibt einige
Anhaltspunkte für die Bildungsgeschichte der
Galerie.

liehe Notwendigkeit, wenn angedeutet
wird, daß die Louvregalerie, die Londoner
National-Gallery, das Städelsche Kunst'
institut zu Frankfurt, die Berliner, die
Brüsseler Galerie und zahlreiche mir
bekannte Privatsammlungen Bilder be'
sitzen, die nachweisbar aus der Galerie
Fesch herkommen. Eines der berührn-
testen Bilder dieser Herkunft ist der
Moretto da Brescia in Frankfurt am
Main. Von großer Bedeutung ist gewiß
auch der Crivelli aus dem Jahre 1477
im Louvre. *)

Als gutes Bild an und für sich
und deshalb als einen beachtenswerten
Bestandteil der Galerie Fesch soll uns
die Löwengrube des Roelandt Savery
beschäftigen, die auf der ersten Seite
dieses Heftes abgebildet ist. Es ist das'
selbe Gemälde, dessen Übergang in die
Sammlung J. Matsvanszky schon
1904 im ersten Bande dieser Blätter
gemeldet worden. An der Herkunft aus
der Galerie Fesch, von der mir schon
der Besitzer sprach, ist wohl nicht zu
zweifeln. Man möge die Abbildung mit
der folgenden Beschreibung im Katalog
Fesch von 1844 vergleichen:

214—171 Paysage sauvage.

Dans la sombre profondeur d’une
gorge oü la nature s’est plue ä accu'
muler toutes ses horreurs, douze lions

*) Ich vermute, daß der prächtige Jan
Steen, der bei Westrheene (S. 146) als Bestand-
teil der Galerie Fesch verzeichnet steht, das-
selbe Stück ist, das ungefähr 1902 durch den
Augenarzt Dscheppe ins Wessenbergsche
Haus in Konstanz gelangt ist. Es stellt Lot
mit seinen Töchtern dar. Zwar habe ich dieses
Bild selbst gesehen und notiert, doch fehlen
mir genau beschreibende Angaben. — Ein
Bildchen vom Meister der weiblichen Halb-
figuren kam als Mabuse in die Wiener Galerie
Engländer und von dort 1870 an Julius Stern,
dessen Erben es noch vor wenigen Jahren
besassen. — Damit sei auf zwei versteckte
Bilder aufmerksam gemacht. Bedeutende
Werke aus der Galerie Fesch waren in die
Dudley-Kotlektion gelangt, die nun freilich
seit 1892 versteigert ist.
 
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