BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 7.
150
Die Eislaufbilder in den Witzblättern
des 19. Jahrhunderts sind wohl kaum zu
überblicken, so zahlreich treten sie auf. Als
Beispiel sei Ihnen eine launig erfundene
Zeichnung von Leopold Müller angeführt
„Billardstudien auf dem Eise“, die 1864 in
Waldheims illustrierten Blättern (Wien) ver*
öffentlicht wurde.
Die Sportliteratur müßte mit Ausdauer
durchsucht werden. Nur als Andeutung nenne
ich Ihnen „The illustrated Sporting and
Dramatic News“ vom Dezember 1881, vom
Jänner 1882 und die allgemeine Sportzeitung
vom Jänner 1888. Wie Sie schreiben, hat Sie
ein Bild von Dillens auf den Gedanken ge*
bracht, nach Darstellungen des Schlittschuh*
laufens zu fragen. Es sind wohl die „Patineurs“
der Brüsseler Galerie von Adolf Dillens, die
Sie meinen. Da hätten Sie ja den „Auswärts*
bogen“ mit guter Beobachtung dargestellt. Ich
kenne das Bild selbst und die Reproduktion,
die im Februar 1883 in „Über Land und
Meer“ gestanden hat, ganz abgesehen von
neueren Nachbildungen. Andreas Achenbach
hat auch ein beachtenswertes Bild mit Eis*
läufern gemalt. Es gehört der königlichen
Sammlung zu Hannover. Ein derlei Gemälde
von R. Zimmermann in der großherzoglichen
Residenz zu Oldenburg. Schelfhout und Stade*
mann sind Ihnen schon aufgefallen, und von
W. v. Kaulbachs „Goethe auf dem Eise“
scheinen Sie sehr gefesselt worden zu sein.
Nebstbei bemerkt, hat auch Paul Thumann
einen „Goethe auf dem Eise“ gezeichnet (in
den Illustrationen zu: Wahrheit und Dichtung).
Schaue ich auf all die noch unbenützten
Blättchen hin, die um mich her liegen und
die noch so viele weitere alte und neue
Künstler nennen, so muß ich wohl mit der Frage
schließen: Wie viele Jahre wollen Sie an die
Sache wenden, wenn Sie das Thema gründlich
durcharbeiten wollen?
BRIEFKASTEN.
Mehreren Fragenden: Gegenwärtig bin ich zu
sehr abgehetzt, um mich auf neuerliche Studien zum
Zwecke der Beantwortung von Briefen einlassen zu
können. Es liegen noch sehr viele alte Briefschulden
vor mir, die vorerst abgetragen sein wollen. Etwas
Geduld wird erbeten.
... In bezug auf die Auskünfte, die Sic wünschen,
habe ich mich an den bekannten Fachmann E m e r i ch
Kästner in Wien gewendet, der mir Folgendes
gütigst zur Verfügung stellt. Grundlegend für die
Theorie der orthochromatischen Bilder-
aufnahmen sind die Abhandlungen von Prof. Dr.
H. W. Vogel: Photochemie und Beschreibung der
photographischen Chemikalien (Berlin, 1890), S. 277
bis 288, Die optischen Sensibilisatoren; — von Doktor
Adolf Miethe: Lehrbücher der praktischen Photo-
graphie (Halle a. S„ 1896), S. 352—373» Orthochro-
matische Photographie bei künstlichem Licht; — von
Dr. Josef Marie Hofrat und Prof. Eder: Die Photo-
graphie mit Bromsilber-Gelatine (Halle 1890), S. 337
bis 343, Darstellung der orthochromatischen Platten.
— Wertvoll das Kapitel über Chemie der Benzol-
derivate in (Ed.) Valentas Photographischer Chemie
(Halle 1899), S. 308—412, insbesondere: Für die Auf-
nahmen mit orthochromatischen Platten, respektive
der Expositionszeiten und Hendenöffnungen sind sehr
wertvoll die jeder Illustration beigefügten Notizen
in Emil Terschaks : Die Photographie im Hochgebirge.
— Ferner Dr. W. Benker: Lehrbuch der Photo-
chromie (Schmidt in Berlin). Über die Anwendung
der orthochromatischen Platten sind noch hervorzu-
heben Dr. A. Miethes Künstlerische Landschafts-
photographie (Halle 1897), S. 109 -113: Farbenempfind-
liche Platten. Bestes Werk: Englisch Dr. Eugen:
Photographisches Kompendium. Selbststudiertes Werk
über orthochromatische Photographie: Die Farben-
photographie von Dr. E. König (G. Schmidt, Berlin),
und Prof. Dr. H. W. Vogel: Die Photographie farbi-
ger Gegenstände in den richtigen Tonverhältnissen.
(G. Schmidt, Berlin.) Vorzügliche orthochromatische
Platten. Erste Hersteller Atout & Tailfer, jetzt Ultra
Rapidplatten von Langer & Co. (in Wien, III.). Silber-
eosinplatten von Perutz. Agfa Chromoplatten der Ani-
lingesellschaft in Berlin, Orthochrom-Films der Kodak-
Compagnie.
Herrn RR. in . ♦ ♦ M. . . . Gibt es wohl etwas Un-
gereimteres als bei Kunstwerken nur ein aut, aut an-
zunehmen, als ob es nur wahrhaft gute und wahr-
haft schlechte Arbeiten gäbe? Jedenfalls ist mir Ihre
gewissenhaft unterscheidende und vielfach abstufende
Ästhetik viel wertvoller, als ein gedankenlos hinaus-
geschleudertes Aut-aut, das Sie in Ihrem Briefe miß-
billigen.
Frl. M. . . . in B. Die von Ihnen gewünschten
Bilder aus der Wiener Sammlung Figdor sind schon
klischiert, doch bin ich mit der Ausarbeitung des
Textes noch nicht fertig geworden.
Fr. S. in B. P. Ich arbeite längstnicht mehr
fürs Dorotheum und kann Ihnen nicht Bescheid sagen.
Man wird Ihnen übrigens gewiß im Amte selbst ge-
nügende Auskunft in Ihrer Verkaufsangelegenheit er-
teilen können.
Frau R. in M. Das Bild in Verona, das ich im
6, Heft andeutungsweise erwähnt habe, befindet sich
im Museo civico als Nr. 248. Es stellt eine heilige
Sippe dar und ist eine niederländische Kopie von
1546 nach einem Raffaelschüler. Der Autor ist gewiß
in der Gruppe Lambert Lombard, Floris und V.Sel-
1 a e r zu suchen. Zu Sellaer ist auch zu berücksichtigen,
was W. Schmidt im Repertorium für Kunstwissen-
schaft XIV, S. 342 sagt. Schmidt vermutet, Sellaer
sei derselbe Maler, der als Vincent Zellaer 1544
in einer Mechelner Urkunde vorkommt, (Hiezu Neeffs :
Histoire de la peinture ä Malines, S. 503.)
Frau D ♦, ♦ in W. Um die Querschnitte von
Wasserwellen festzuhalten, habe ich in meiner
Studentenzeit benetzbare Tafeln rasch eingetaucht und
wieder emporgehoben. Die Linien der Begrenzung
wurden mittels Kreide rasch nachgezogen. Es zeigte
sich, daß diese Linien stets viel flacher verliefen, als
sie nach der gewöhnlichen Annahme und nach den
bildlichen Darstellungen hätten verlaufen müssen.
Die Form der Glanzlichter versuchte ich in den Formen
der Nachbilder festzuhalten, die sich auch bei raschem
Hinsehen auf grell beleuchtete, bewegte Wasserflächen
einzustellen pflegen. Ich habe diese Studien seither
ruhen lassen und finde nun einen veränderten Stand
dieser Angelegenheit, die Sie besonders interessiert.
Neuere Veröffentlichungen über ähnliche Fragen be-
nützen den Stereokomparator, über den Sie sich aus
einer Arbeit von W. Laas unterrichten können. Biblio-
graphische Angaben sind zu finden in einem ganz vor
kurzem veröffentlichten Artikel von Laas in der „Zeit-
schrift des Vereines deutscher Ingenieure“ (Band 49,
Heft 49).
Druck von Friedrich Jasper in Wien. — Klischees von der „Graphischen Union“ und Angerer & Göschl.
Preis dieses Heftes 1 K 20 h = 2 M. — Für unverlangte Beiträge wird keine Bürgschaft geleistet.
Nr. 7.
150
Die Eislaufbilder in den Witzblättern
des 19. Jahrhunderts sind wohl kaum zu
überblicken, so zahlreich treten sie auf. Als
Beispiel sei Ihnen eine launig erfundene
Zeichnung von Leopold Müller angeführt
„Billardstudien auf dem Eise“, die 1864 in
Waldheims illustrierten Blättern (Wien) ver*
öffentlicht wurde.
Die Sportliteratur müßte mit Ausdauer
durchsucht werden. Nur als Andeutung nenne
ich Ihnen „The illustrated Sporting and
Dramatic News“ vom Dezember 1881, vom
Jänner 1882 und die allgemeine Sportzeitung
vom Jänner 1888. Wie Sie schreiben, hat Sie
ein Bild von Dillens auf den Gedanken ge*
bracht, nach Darstellungen des Schlittschuh*
laufens zu fragen. Es sind wohl die „Patineurs“
der Brüsseler Galerie von Adolf Dillens, die
Sie meinen. Da hätten Sie ja den „Auswärts*
bogen“ mit guter Beobachtung dargestellt. Ich
kenne das Bild selbst und die Reproduktion,
die im Februar 1883 in „Über Land und
Meer“ gestanden hat, ganz abgesehen von
neueren Nachbildungen. Andreas Achenbach
hat auch ein beachtenswertes Bild mit Eis*
läufern gemalt. Es gehört der königlichen
Sammlung zu Hannover. Ein derlei Gemälde
von R. Zimmermann in der großherzoglichen
Residenz zu Oldenburg. Schelfhout und Stade*
mann sind Ihnen schon aufgefallen, und von
W. v. Kaulbachs „Goethe auf dem Eise“
scheinen Sie sehr gefesselt worden zu sein.
Nebstbei bemerkt, hat auch Paul Thumann
einen „Goethe auf dem Eise“ gezeichnet (in
den Illustrationen zu: Wahrheit und Dichtung).
Schaue ich auf all die noch unbenützten
Blättchen hin, die um mich her liegen und
die noch so viele weitere alte und neue
Künstler nennen, so muß ich wohl mit der Frage
schließen: Wie viele Jahre wollen Sie an die
Sache wenden, wenn Sie das Thema gründlich
durcharbeiten wollen?
BRIEFKASTEN.
Mehreren Fragenden: Gegenwärtig bin ich zu
sehr abgehetzt, um mich auf neuerliche Studien zum
Zwecke der Beantwortung von Briefen einlassen zu
können. Es liegen noch sehr viele alte Briefschulden
vor mir, die vorerst abgetragen sein wollen. Etwas
Geduld wird erbeten.
... In bezug auf die Auskünfte, die Sic wünschen,
habe ich mich an den bekannten Fachmann E m e r i ch
Kästner in Wien gewendet, der mir Folgendes
gütigst zur Verfügung stellt. Grundlegend für die
Theorie der orthochromatischen Bilder-
aufnahmen sind die Abhandlungen von Prof. Dr.
H. W. Vogel: Photochemie und Beschreibung der
photographischen Chemikalien (Berlin, 1890), S. 277
bis 288, Die optischen Sensibilisatoren; — von Doktor
Adolf Miethe: Lehrbücher der praktischen Photo-
graphie (Halle a. S„ 1896), S. 352—373» Orthochro-
matische Photographie bei künstlichem Licht; — von
Dr. Josef Marie Hofrat und Prof. Eder: Die Photo-
graphie mit Bromsilber-Gelatine (Halle 1890), S. 337
bis 343, Darstellung der orthochromatischen Platten.
— Wertvoll das Kapitel über Chemie der Benzol-
derivate in (Ed.) Valentas Photographischer Chemie
(Halle 1899), S. 308—412, insbesondere: Für die Auf-
nahmen mit orthochromatischen Platten, respektive
der Expositionszeiten und Hendenöffnungen sind sehr
wertvoll die jeder Illustration beigefügten Notizen
in Emil Terschaks : Die Photographie im Hochgebirge.
— Ferner Dr. W. Benker: Lehrbuch der Photo-
chromie (Schmidt in Berlin). Über die Anwendung
der orthochromatischen Platten sind noch hervorzu-
heben Dr. A. Miethes Künstlerische Landschafts-
photographie (Halle 1897), S. 109 -113: Farbenempfind-
liche Platten. Bestes Werk: Englisch Dr. Eugen:
Photographisches Kompendium. Selbststudiertes Werk
über orthochromatische Photographie: Die Farben-
photographie von Dr. E. König (G. Schmidt, Berlin),
und Prof. Dr. H. W. Vogel: Die Photographie farbi-
ger Gegenstände in den richtigen Tonverhältnissen.
(G. Schmidt, Berlin.) Vorzügliche orthochromatische
Platten. Erste Hersteller Atout & Tailfer, jetzt Ultra
Rapidplatten von Langer & Co. (in Wien, III.). Silber-
eosinplatten von Perutz. Agfa Chromoplatten der Ani-
lingesellschaft in Berlin, Orthochrom-Films der Kodak-
Compagnie.
Herrn RR. in . ♦ ♦ M. . . . Gibt es wohl etwas Un-
gereimteres als bei Kunstwerken nur ein aut, aut an-
zunehmen, als ob es nur wahrhaft gute und wahr-
haft schlechte Arbeiten gäbe? Jedenfalls ist mir Ihre
gewissenhaft unterscheidende und vielfach abstufende
Ästhetik viel wertvoller, als ein gedankenlos hinaus-
geschleudertes Aut-aut, das Sie in Ihrem Briefe miß-
billigen.
Frl. M. . . . in B. Die von Ihnen gewünschten
Bilder aus der Wiener Sammlung Figdor sind schon
klischiert, doch bin ich mit der Ausarbeitung des
Textes noch nicht fertig geworden.
Fr. S. in B. P. Ich arbeite längstnicht mehr
fürs Dorotheum und kann Ihnen nicht Bescheid sagen.
Man wird Ihnen übrigens gewiß im Amte selbst ge-
nügende Auskunft in Ihrer Verkaufsangelegenheit er-
teilen können.
Frau R. in M. Das Bild in Verona, das ich im
6, Heft andeutungsweise erwähnt habe, befindet sich
im Museo civico als Nr. 248. Es stellt eine heilige
Sippe dar und ist eine niederländische Kopie von
1546 nach einem Raffaelschüler. Der Autor ist gewiß
in der Gruppe Lambert Lombard, Floris und V.Sel-
1 a e r zu suchen. Zu Sellaer ist auch zu berücksichtigen,
was W. Schmidt im Repertorium für Kunstwissen-
schaft XIV, S. 342 sagt. Schmidt vermutet, Sellaer
sei derselbe Maler, der als Vincent Zellaer 1544
in einer Mechelner Urkunde vorkommt, (Hiezu Neeffs :
Histoire de la peinture ä Malines, S. 503.)
Frau D ♦, ♦ in W. Um die Querschnitte von
Wasserwellen festzuhalten, habe ich in meiner
Studentenzeit benetzbare Tafeln rasch eingetaucht und
wieder emporgehoben. Die Linien der Begrenzung
wurden mittels Kreide rasch nachgezogen. Es zeigte
sich, daß diese Linien stets viel flacher verliefen, als
sie nach der gewöhnlichen Annahme und nach den
bildlichen Darstellungen hätten verlaufen müssen.
Die Form der Glanzlichter versuchte ich in den Formen
der Nachbilder festzuhalten, die sich auch bei raschem
Hinsehen auf grell beleuchtete, bewegte Wasserflächen
einzustellen pflegen. Ich habe diese Studien seither
ruhen lassen und finde nun einen veränderten Stand
dieser Angelegenheit, die Sie besonders interessiert.
Neuere Veröffentlichungen über ähnliche Fragen be-
nützen den Stereokomparator, über den Sie sich aus
einer Arbeit von W. Laas unterrichten können. Biblio-
graphische Angaben sind zu finden in einem ganz vor
kurzem veröffentlichten Artikel von Laas in der „Zeit-
schrift des Vereines deutscher Ingenieure“ (Band 49,
Heft 49).
Druck von Friedrich Jasper in Wien. — Klischees von der „Graphischen Union“ und Angerer & Göschl.
Preis dieses Heftes 1 K 20 h = 2 M. — Für unverlangte Beiträge wird keine Bürgschaft geleistet.