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Mueller, Otto [Ill.]; Galerie Ferdinand Möller [Mitarb.]
Blätter der Galerie Ferdinand Möller: Otto Muellers Graphik — Berlin: Galerie Ferdinand Möller, Folge II, Heft 2.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.62890#0003
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BLÄTTER der GALERIE
FERDINAND MÖLLER

MAI 1931 II HEFT 2

O T T O M U E L L E R S G R A P H I K
Das Werk dieses Toten, das als ein in sich Vollkommenes
dasteht, erinnert uns nachdrücklich daran, daß es auch unter
den Notwendig-Schöpferischen Naturen gibt, die nicht auf den
ersten Blick vorwärtsweisen, die sich in traumhafter Besinnlich-
keit auf die Schönheit des ruhenden Daseins konzentrieren und
mit ihrer Darstellung restlos zu beglücken verstehen. Otto Mueller
hat niemals zu den Eroberern von Neuland gehört, weder seine
Gegenstände, noch seine Form gingen über Bekanntes hinaus.
Daß er uns gleichwohl teuer war und immer bleiben wird; daß er
von den Malern der „Brücke“, die kühne Eroberer von Neuland
waren, sofort als einer der Ihrigen erkannt und bis zu seinem Ende
verehrt worden ist; daß sein Tod eine allgemeine Trauer aller
Freunde echter und vorwärtsweisender Kunst ausgelöst hat:
wem verdankt er es, als seiner unbedingten und zeitlosen Künstler-
schaft! Wollen wir recht erkennen, was er uns war, so darf man
wohl an das Vorgängertum Ludwig v. Hofmanns erinnern, der am
Ende des 19. Jahrhunderts eine große Hoffnung war und dennoch,
bei erstaunlich gleichartigen Voraussetzungen von Begabung,
Stoff und Formulierung, bald in akademische Funktionen und
die Niederungen respektvoller Gleichgültigkeit hinabsank;
während Otto Mueller, weil und soweit er stets der gleiche blieb
in heiterer Fruchtbarkeit, unaufhaltsam sich die Liebe und Ver-
ehrung immer weiterer Kreise erwarb und auf der Höhe seiner
Schaffenskraft dahinging, ja sicher erst seine größte Wirkung
in der Zukunft entfalten wird.
Das gilt für seine Graphik in gleichem Maße wie für seine
Gemälde, obwohl oder weil jene sich durch sein ganzes Leben
 
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