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EDV. MUNCH, Das kranke Mädchen
rischeLeute die Straße entlangtappen sieht. DieHolzschnittfassung
des „Kuß" ist darunter, geprägter Zusammenwuchs zweier
Wesen, von der drüberhinsträhnenden Maserung des Druckstockes
endgültig ineins geschmolzen. Oder die wunderbare Farben-
lithographie des „Kranken Mädchens“ von 1896 mit dem wachs-
gelb durchscheinenden Gesicht unter rot wirrendem, rot nieder-
fließendem Haar. Von der „Madonna“ ist ein Exemplar vor-
handen, dem die Übermalung von der Hand Munchs Sonderwert
verleiht, wie denn auch andere Seltenheiten vertreten sind, die
farbige Redaktion der „.Loslösung“ oder Zustandsdrucke von
„Das Mädchen und der Tod“, „Der Tag danach“. Unübersehbar
sodann auch das kleine Radierblatt mit merkwürdigen Gestalten
aus dem Cafe Bauer, witzig und unheimlich. Dazu jener „Rou-
lettetisch“ mit den dumpf aufgereihten Physiognomien, den
flattrig aulgierenden Händen. Oder auch der satirische „Dank
an die Gesellschaft“, jene Gruppe klatschsüchtig Zusammen-
gedrängter, deren Schatten sich lang und zäh ans Haus klebt.
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