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Blümner, Hugo; Schorn, Otto von
Geschichte des Kunstgewerbes in Einzeldarstellungen (Band 1): Das antike Kunstgewerbe nach seinen verschiedenen Zweigen — Leipzig, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.4954#0012
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Eine der größten Errnngcnschaften der modernen Zeit anf
dem Gebiete idealer Bestrebungen sind die bedeutenden Fortschritte,
welche das Kunstgewerbe in den letzten Dezennien gemacht hat.
Bis in die Mitte unseres Jahrhunderts hinein hatte das Hand-
werk fast nberall — Frankreich allein etwa ausgenommen —
nbcr dem Bestreben, billig und praktisch zu arbeiten, die Schönheit,
welche jedes Erzeugnis der menschlichen Hand veredeln soll,
gänzlich aus den Augen verloren. Ein erschreckender Mangcl
an Formsinn, eine Abwesenheit jeglichen Stilgefühls, welches
Form und Verzierung einem jeden Gegenstande anzupassen ver-
steht, mit einem Worte eine kahle Nüchternheit charakterisiert
die Möbel und Gewebe, die Geräte und Wohnräume jener Zeit.
Erst die Londoner Jndustricausstellung vom Jahre 1851 war
cs bckanntlich, bei welcher das Beispiel der französischen gewerb-
lichen Erzeugnisse, die sich trotz ungceigneter, zum Teil stilwid-
riger Muster durch Elcganz der Form und Ausführung wesent-
lich vor allcn anderen auszeichneten, den anderen Nationen zeigte,
wie viel auf diescm lange vernachlässigten Gebiete nachzuholen
sei. England war es zunächst, das hier die Wiedergeburt mit
der diesem Volke eigenen Energie in Angriss nahm und dnrch
Bcgründung von Knnstgewerbe-Museen, von Kunstschulen, An-
stellnng von Musterzeichnern u. s. w. es erreichte, binnen wenigen
Jahren erfolgreich mit den Nachbarn zu wetteifern. Österreich
und Deutschland solgten bald nach; mit wie ausgezeichnetcm
Erfolge, haben dic Gewerbeausstellungen der letzten Jahre zur
Genüge gezeigt.

Ilngcfähr gleichaltcrig mit diesem neucn Aufschwung des
Handwerks ist die Schöpfung des Wortes Kunstgewerbe oder

Blümner, Das Kunstgewerbe. 1
 
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