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Bulletin du Musée National de Varsovie — 36.1995

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Nr. 1-2
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Ziemba, Antoni: Johann Carl Loths Gemälde in Warschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.18944#0013
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Gestalt, diesmal aber mit Tierbeinen, kommt auch in der Variante des Berliner Gemaldes
in den Musei Civici in Venedig vor6 und eine weitere ahnliche, wenn auch etwa altere, tritt
im dritten Loths Gemalde zu diesem Thema in der Congregazione della Carita (Palazzo
Contarini del Bovolo) in Venedig7 hervor. Unserem Faun ahnelt auch der jungę Mann,
wahrscheinlichst Demokrit, in der Eremitage, St. Petersburg (Abb. 17), sowie der
Demokrit in einem weiteren in Warschau befindlichen Bild Loths (Abb. 15)8. Die
Gesichtzuge des Fauns sind denen des Elieser im Gemalde der Begegnung mit
Rebbeka am Brunnen in der Eremitage, St. Petersburg9, und denjenigen eines Junglins
im gleichnamigen Bild im Presbyterium der S. Fosca-Kirche in Venedig10 sowie auch
denen des Kain in der Ermordung Abels im Suermondt-Museum, Aachen (Abb. 3)11 ahn-
lich. Die Figur des Warschauer Faunes gehórt also dem Repertoire von typischen, bfters
wiederholten Motiven im Oeuvre Loths an.

II. DER TOD CATOS Abb. 4

Ólgemalde auf Leinwand, 125x105 cm12
Nationalmuseum Warschau lnv.-Nr. M.Ob. 2033

Die Szene des Selbstmords Catos ist ais Kniestuck mit einer Sitzfigur aufgefaBt.
Cato ersticht sich mit dem Dolch, den er in seiner Rechten halt; seine Linke greift
krampfhaft an das Eingeweide, welches aus der Bauchwunde herausflieBt und auf
seinen SchoB hinunterlauft. Sein nackter, muskulóser Oberkórper spannt sich steif vor
Schmerz und sein leidensvolles Gesicht wendet sich nach rechts, von der Wunde und
dem Dolch herab. Ein drappierter Mantel umhullt seine Hufte und ein Schleier - sein
Flaupt, Zwei Gestalten - ein Knabe und ein bartiger Mann - schauen dem grausamen
Ereignis zu.

Das Dramatische ist in der Darstellung durch das geschickte Zusammenspiel von
ausdrucksvollen Gebarden (besonders vortrefflich ist die linkę Fland Catos gemalt),
durch die expressive Nach-Flinten-Bewegung Catos, durch seinen Gesichtsausdruck
und nicht zuletzt durch die kontrastreiche Farbenkomposition betont worden. In der fast
monochromen, braun-gelben Gesamtfarbgebung zeichnet sich die Partie des
Unterleibes Catos - also der dramatische Schwerpunkt der Darstellung - besonders
stark aus: die grellrote Wunde, umrahmt durch das WeiB und das Saphirblau des urn den
rechten Arm gehangten Gewebe. Die Korperflache ist vortrefflich modelliert mit hell-gelb-
braunlichen, grauen und rosaroten Farbtónen. Durch das Zinnoberrot des Gewandes
des Knaben am linken Bildrand wird die Koloristik des Gesamten noch starker belebt. Die
Pinselfuhrung ist zweifellos die von Loth: weiche, breite und langliche, etwa schroffe
Pinselstriche und Farbflecken, der vollkommen freie und virtuose Farbenauftrag, kuhne
Aufhellungen, die den muskulósen Korper modellieren.

6. Ewald 365, Taf. 61.

7. Ewald 366, Taf. 61.

8. Ewald 538, Taf. 66.

9. Ewald 45, Taf. 35.

10. Ewald 48, Taf. 52; nach W. Suida, „Beitrage zur Kenntnis des Hans Adam Weissenkircher”, Blatter fur Heimat-
kunde IV, 1926, s. 28) - ein Werk von Hans Adam WeiBenkirchner.

11. Ewald 8, Taf. 51. Verloren im 2. Weltkrieg. Eine Version (wahrscheinlich Original, nach dem das Aachener Bild
kopiert wurde) tauchte 1994 in der Galerie Romer, Zurich, auf.

12. Ewald 506, Taf. 5; J. Starzyński, M. Walicki, Katalog galerii malarstwa obcego, Muzeum Narodowe w Warsza-
wie, Warszawa 1938, s. 154, Nr. 270; A. Chudzikowski, Malarstwo austriackie, czeskie, niemieckie i węgierskie.
Muzeum Narodowe w Warszawie, Warszawa 1964, Nr 113; J. Michatkowa, in: Malarstwo weneckie XV-XVIII w.
ze zbiorów polskich oraz ze zbiorów Muzeum Sztuk Pięknych w Budapeszcie, Galerii Drezdeńskiej, Galerii Na-
rodowej w Pradze, Ausstellungskatalog, Muzeum Narodowe, Warszawa 1967, S. 109, Nr. 103.

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