Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

DOI article:
Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0183

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Tempel). Die ausschlieblich hófische und herrschaftliche Verwendung des
Pferdes machte es zum Attribut sakral verstandener Herrscher,73 was sich im
gesamten Mittelmeerraum durchsetzte. So lafit sich z.B. die Popularitat von
Reitern beginnend mit der Gestalt des Mithras,74 iiber die Antike bis zu den
zahlreichen Bildnissen der Konige zu Pferde im Mittelalter verfolgen A Auch die
Ikonographie der „Kriegerheiligen”, die sich bes. im Orient bis in die islamische
Zeit hinein und in Byzanz ausgebreitet hatte und zu der auch Merkurios
gehorte, spricht dafiir. Die weit zuriick zu verfolgende mythische Bedeutung des
Reitens (und damit des Pferdes), die fast in allen Kulturen der alten Welt zu
beobachten ist, setzte sich demnach fort.76

Der tief im mythischen Denken verankerte solare Aspekt des Pferdes iibte
besonderen EinfluE auf die damit verbundenen astralen Vorstellungen z.B.
des reitenden Mithras7 aus. Er blieb lange noch spiirbar, z.B. in russisch-
-orthodoxen Tafelbildern des Spatmittelalters und den folgenden Perioden der
Kopisten (bzw. Kanonisten).73

Auch Nubien kannte eine sehr lange Reitertradition. Am Vorabend der
Christianisierung fanden sich einerseits Spuren einer Reitervolkkultur an den
Wanden der meroitischen Tempel und in den Grabem von Qustol und
Ballana,79 andererseits gab es Begegnungen mit Kavallerieverbanden des

73 L. Stórk, „Pferd”, in: Lexikon der Agyptologie, hrsg. v. W Helck u. a., 6 Bde, Wiesbaden
1972-1986 (weiter zit. ais LA), Bd. ty Sp. 1009-1013; W Helck, „Agypten im fruhen Neuen Reich.
Grundziige einer Entwicklung”, in: A. Eggebrecht (Hrsg.), Agypten: Aufstieg zur Weltmacht,
Ausstellungskat., Hildesheim-Mainz 1987, S. 11-28, bes. 12f£; J. Engemann, „Herrscherbild”, in:
RAC 14, 1988, Sp. 966-1047, bes. 993ff.

74 Mithras scheint ais Reitergott einen groSen EinfluS ausgeiibt zu haben, besonders auf die
Ikonographie, die sich mit Reiterheiligen christianisierte. Einige Beispiele und Betrachtungen bei M.
Oppermann, „Thrakische und danubische Reitergótter und ihre Beziehungen zu orientalischen
Kulten”, in: Die orientalischen Religionen im Rómerreich, hrsg. v. M. Vermaseren, Leiden 1981,
S. 510-536, und R. Merkelbach, Mithras, Konigstein i. Ts. 1984, Abb. 17, 117, 122, 137.

75 Reitende Darstellungen von Herrschern gehóren zum fast kanonischen Typus, auch im
abendlandischen Mittelalter, beispielhaft mag die Bronzeplastik im Louvre sein (dazu P. E.
Schramm, Die deutschen Kaiser und Konige in Bildern ihrer Zeit 751-1190, Erstausgabel928,
Miinchen 1983, Abb. 43, S. 173-175. AuSerdem siehe das romanische Wandbild mit der
Darstellung des reitenden Kaisers (lt. der fragmentarischen Inschrift konnte es sich um Konstantin
[den Grossen] handeln) im Baptisterium Saint-Jean in Poitiers (O. Demus, mit Aufnahmen von A.
u. M. Hirmer, Romanische Wandmalerei, Miinchen 1968, neue Aufl. 1992, Taf. XLV und dazu
S. 139f.).

76 Meyer, op. cit., Stuttgart u. a. 1982, bes. S. 16-146; s. auch allgemein zugangliche Darstellung
mit zahlreichen Bildbeispielen bei: W. Gorbracht, Das Abenteuer Pferd, 2 Bde, Bad
Homburg 1976-1978.

"7 Merkelbach, Mithras, op. cit., S. 242.

78 Hier bietet sich eine Reihe von Beispielen an, die offensichtlich einer kanonischen Konzeption
folgen, ohne auf lokale Spezifika zu verzichten, vgl. einige Tafelbilder (sog. Ikonen) in: 1000 Jahre
russischer Kunst, Ausstellungskat., Schleswig-Wiesbaden 1988-1989, Hamburg 1988,
Taf. 89, 111, 179, 180 (alle beziehen sich auf den HI. Georg ais den Drachentoter, in einem Beispiel
der Nowgoroder Schule um 1500 /Taf. 89/ wird das Sonnenattribut ais Sonnenschild gut sichtbar).
717 Die Umzeichnung der Reiter aus dem beschadigten Relief auf der Wand des Tempels von Meroe
ist im Ausstellungskatalog Africa in Antiąuity, Brooklyn 1978, II, fig. 36, enthalten. Postmeroitische
Darstellungen vgl. bei W. B. Emery u. L.P. Kirwan, The royal tombs of Ballana and Qustol,

181
 
Annotationen