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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0184

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persischen Kónigs Chosrau/Xusró I (531-579), der im Raum des Roten Meeres
beachtenswerte Erfolge hatte, die die Ikonographie koptischer Gewebe
nachweislich beeinflussten.80

Aus der sehr alten Ikonographie reitender und kampfender Jager - die noch
bis in die Spatantike nachvollziehbar ist81 - hat sich eine auch in nubischen
Wandmalereien spiirbare Typologie entwickelt.82 Nubischer Hintergrund mit
seinen Besonderheiten fiigt sich nahtlos in die Ganzheit des christlichen Orients
ein, in dem zwischen Kaukasus und Athiopien Reiterheilige mit ihren weit zuriick
reichenden, oft mithraistischen Wurzeln popular geworden sind (Abb. 5).83

Schon Tomasz Górecki hat in seinem beachtenswerten BeitragS4 den Versuch
unternommen, die Kriegerheiligen (milites Cbristi), die in Faras/Pachoras

Cairo 1938 (zusammenfassend in: ders., Egypt in Nubia, London 1965, S. 57-90); dazu P.O.
Scholz, „Kann die kuschitische Umwelt nur auf Agypten und die Mittelmeerlander beschrankt
werden?”, Meroitica 10 (Berlin 1989), S. 317-352; s. auch ders., „Jeźdźcy nubijskiej pustyni”, in:
Archeologia żywa, 3 (26), 2003, S. 29-32; M. Weber, „Blemmyer” (1998), in: RAC, Suppl.
Lfg. 9, 2002, Sp. 7-28.

80 Zwar basierte die Penetration (seit 571) Chosraus I. (Husrav) im Raum des Roten Meeres, bes.
in Arabien (N. Pigulewskaja, Byzanz auf den Wegen nach Indien, Berlin-Amsterdam 1969) auf
seiner, moglicherweise damals groLten Kavallerie in der alten Welt, man kann aber auch davon
ausgehen, daf> dies kein Novum mehr war und dalś es beiderseits des Roten Meeres
grofie Reiterverbande gab. Ob die Darstellung auf einem Gewebe aus Antinoe (6./7. Jh., heute
Lyon), was R. Ghirshman [Iran, II: Parther und Sasaniden, Miinchen 1962, S. 236, Abb. 289)
suggeriert, sich tatsachlich auf die Auseinandersetzungen mit den Aksumitern bezieht, scheint mir
unsicher zu sein. Dunkelhautige Krieger gab es auch im Agypten der romisch-byzantinischen Zeit,
deshalb kónnte es sich bei der Darstellung auch um den Krieg von Chosrau II. (590-631) in
Agypten handeln (A.K. Bowman, Egypt after the pharaohs (332 BC -AD 642), London-Berkeley
1986, S. 52).

81 Einige Beispiele bei: K. Weitzmann (Hrsg.), Age of spirituality: late antiąue and Christiaii art,
third to seventh century, Ausstellungskat., The Metropolitan Museum of Art, New
York 1977-1978, New York 1979, Kat.-Nr. 71, 76-81.

82 Die gesamte traditionsreiche Reiterikonographie Nubiens bedarf weitergehender
Untersuchungen, die schon von Michałowski (Faras. Die Kathedrale..., op. cit., S. 31)
angesprochenen persischen EinfliiEe (s. o. Anm. 80) miissen deshalb systematischer erforscht
werden. M. E. reicht es wahrscheinlich nicht aus, sich nur auf die hellenistische und nachfolgende
Zeit zu beschranken (Scholz, Bemerkungen..., op. cit., man muS der gesamten Reiterproblematik
im Niltal und ihrer Ikonographie (ev. sogar im Raum des Roten Meeres) nachgehen (s. auch PO.
Scholz, Nubien: geheimnisuolles Goldland der Agypter, Stuttgart 2006, S. 203ff.), um dabei z.B.
auf die Art der Darstellung des Pferdes zu achten (ob man dabei auch Pferderassen bestimmen
kann, bleibt fur mich eine offene Frage). Damit wird eine Einbeziehung der Hippologie
notwendiges Forschungspostulat.

83 Reiterheilige waren besonders im christlichen Orient sehr popular, man findet sie sowohl im
Norden, in Georgien (z.B. R. Mepisaschwilli u. W Zinzadse, Die Kunst des alten Georgien,
Leipzig 1977, S. 173, 273, 281) und Armenien (z.B. P Donabedian u. J.M. Thierry, Armenische
Kunst, Freiburg i. Br. 1988, Abb. 126, 168, 347f., 367, 534), ais auch im Suden, in Athiopien (z.B.
W Raunig (Hrsg.), Religióse Kunst Athiopiens, Ausstellungskat., Stuttgart 1973, Kat.-
Nr. 1-3, 7f., 10, 12-15, 18-20 u. a.); s. auch Raineri, Santiguerrieri..., op. cit.). Man kann deshalb
m. E. nicht ausschliessen, dass die reitenden milites Cbristi eine orientalische Erfindung sind, die
sich spater auch im Westen etabliert hat (Abb. 5).

84 T. Górecki, „Problemes d'iconographie des saints militaires dans les peintures murales de la
cathedrale de Faras” (poln. mit franz. Resume), Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie,
24, 1980, S. 173-258, mit umfangreichen Literaturangaben; s. auch ders., „Archangel and Saint
Mercurios: new iconographical interpretation of two murals from Faras Cathedral”, NUBICA, I-II,

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