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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0199
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wurde, verdankt er seiner Verbindung zu Julian Apostata und der lateinischen
Version seiner Vita.us Man kann nicht ausschlieEen, daE die Trauerrede des
syrischen Philosophen Libanios (314-393) - immerhin eines Zeitgenossen von
Gregor von Nazianz und anderen schreibenden christlichen Feinden des
umstrittenen Kaisers - Tatsachen widerspiegelt.148 149 DaE es Christen ais Soldaten
im romischen Heer im Krieg gegen Persien gegeben hatte, steht ebenso wenig
zur Debatte, wie ihre Feindschaft gegeniiber dem pontifex maximus, ais der sieli
der Alleinherrscher iiber das Romische Imperium verstand.150 Aus diesen
Griinden kann ein Attentat durch Christen nicht ausgeschlossen werden, was
fur die rhetorischen kaiserfeindlichen Tiraden der christlichen Schriftsteller eine
Erklarung ware. Man wollte moglicherwei.se versuchen, eine der groEten
Siinden, einen Mord am Herrscher, zu legitimieren, in dem man die Beseitigung
eines Teufels, zu dem Julian Apostata geworden war, zu einer christlichen Pflicht
erklarte.

Merkurios gehórte auch in Agypten und im Niltal zu den sehr popularen
Fleiligen, wofiir viele im Umlauf befindliche Versionen seiner Legende
sprechen.151 Er war aber nicht der einzige orientalische Reiterheilige, den man
im Niltal verehrte, es gab auch andere, im Abendland kaum, wenn nicht sogar
unbekannte.152 Die schriftlichen und ikonographischen Quellen nennen
neben den auch im Niltal popularen Heiligen wie Georg153 und Theodor154
z.B. auch Apolli, Basilides, Claudius Stratelates, Mena, Philotheos, Phoe-
bammon, Sisinnios, Viktor (Abb.ll).155 Sie alle werden ais Reiter dargestellt, die
altesten Beispiele dieser Ikonographie stammen aus Agypten,156 was sich fur den
auch in Byzanz verbreiteten Typus prajudizierend ausgewirkt zu haben scheint.157

148 Neben der Untersuchung von R. Forster (Kaiser Julian, op. cit.) kann noch auf die Abhandlung
von K. Philip, Julianus Apostata in der deutschen Literatur (Berlin-Leipzig 1929) hingewiesen
werden.

149 Libanios, Autobiographische Schriften, hrsg. u. iibers. v. E Wolf, Zurich-Stuttgart 1967, s. Einlei-
tung, S. 7-23.

150 Lippold, op. cit., S. 479

151 T. Orlandi, La leggenda di S. Mercurio e 1’uccisione di Giuliano, Studi copti, Milano 1968;
ders., Passione e miracoli di S. Mercurio, Milano 1976; s. auch Frend, „Fragments of an Acta Mar-
tyrium from Q’asr Ibrim”, op. cit.

152 Vieles deutet daraufhin, daE einige orientalische Reiterheilige im Abendland in der Zeit der
Kreuzziige (P. Pfister, „Die Verehrung des hl. Georg im Westen”, in: Sand Georg..., op. cit., S. 64ff.)
besonders intensiv rezipiert wurden, was sich sowohl in Legenden, ais auch in der Ikonographie
manifestierte (M. Restle in: Lexikon des Mittelaters 5, 1992, S. 1528, unzureichend); s. auch S.
Hahn, „Die Ikonographie des hl. Georg”, in: Sand Georg..., op. cit., S. 92-96.

153 0'Leary, op. cit., S. 140-145; Th. Baumeister, Martyr invictus, Munster 1972, S. 90f.

154 0'Leary, op. cit., S. 262-265; Th. Baumeister, „Der heilige Theodor in Nubien”, in:
Tagungsakten der 5. Internationalen Konferenz der International Society forNubian Studies (ISNS),
Heidelberg 1982, Mainz 1986, S. 211-217.

158 Die Reihenfolge ist aus praktischen Griinden alphabetisch angegeben um das rasche Auffinden
in: 0'Leary, op. cit., S. 80f., lOlff., 111, 194f£, 228ff., 258£., 278ff. zu erleichtern.

156 C. C. Walters, Monastic archaelogy in Egypt, Warminster 1974, Abb. xxxii, xxxvi, xxxvii, 41;
und die schon zit. Beispiele bei Leroy, op. cit., und van Moorsel, op. cit.

15 Belting-Ihm, op. cit., S. 91 ff.; man kann m.E. nicht ausschliessen, daE es im Laufe der Geschichte
zu einem Yersuch gekommen ist, die Reiterheiligen mit ihren heidnisch-orientalischen Namen zu

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