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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0202
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sich dabei um Portrats der Herrscher im modernen Sinne des Wortes handelt,
oder nur um Bildnisse, die der Reprasentation des Konigs1" ais Amtsinhaber, ais
Personifikation und Spiegelbild einer Institution dienen.178 Bei Reprasenta-
tionsbildern der Herrscher war nicht die Wiedergabe indiyidueller Merkmale
eines konkreten Menschen wesentlich, sondern der ikonische Kanon, dessen
Botschaft eindeutig zu lesen war. Wenn man - aus heutiger Sicht - gewisse
Veranderungen bei alten Konigsbildern konstatiert, so kommen in den
ikonischen Zeichen, bewubte Grenzziehungen gegeniiber den vorherigen
Traditionen zum Ausdruck. Man wollte z.B. einen anderen, neuen Kanon
statuieren, aber nicht Portratziige (wie sich das beispielhaft in der Amarna-Zeit
manifestiert hat1 9) festhalten. Der altagyptische Hintergrund darf nie auEeracht
gelassen werden; er wirkte sich nicht nur auf die sakrale Konzeption der
hellenistischen,180 sondern auch der rómischen und byzantinischen Herrscher
aus.181 Zahlreiche Spuren davon sind auch im biblischen Verstandnis des Konigs
zu erkennen,182 die schlieSlich das christliche Herrscherikonographie bedingte.183

Artikel im RAC und dort zit. Lit.); Engemann, „Herrscherbild”, op. cit.; M. Kraaz, J. Meyer zu
Capellen, D. Seckel (Hrsg.), Das Bildnis in der Kunst des Orients, Abhandlungen fur die Kunde
des Morgenlandes 50:1, Stuttgart 1990.

177 Der Begriff „Konig” wird nicht ais Sondertitel sondern ais Gleichsetzung mit „Herrscher”
verwendet. Zum Herrschaftsverstandnis neben der schon zit. Literatur (s. o. Anm. 176) s. auch
einige Beitrage in: I. Fetscher u. H. Miinkler (Hrsg.), Pipers Handbuch der politischen Ideen,
Munchen-Zurich Bd. 1/1988, 11/1993 (bes. M.Th. Fogen, „Das politische Denken der Byzan-
tiner”, II, S. 41-86; T. Struve, „Regnum und sacerdotium”, II, S. 189-242).

178 In dem Sinne bes. fur das Christentum relevant: E. H. Kantorowicz, Die zwei Kórper des Konigs,
(amerik. Originalausgabe 1957), Stuttgart 1992. Beachtenswert ist die Problematik der
Spiegelbildlichkeit des Konigs ais Abbild des Gottes, bzw. der Gotter (ideengeschichtlich und
theologisch anregend bleibt der Beitrag von H. Urner-Astholz, „Spiegel und Spiegelbild”, in: E.
Dinkler (Hrsg.), Zeit und Geschichte, Festschrift Rudolf Bultmann, Tiibingen 1964, S. 643-670).
S. auch M. Barasch, „Gott ais Herrscher. Zur Ikonographie der Theokratie”, in: Taubes (Hrsg.),
Theokratie, Miinchen-Paderborn 1987, S. 248-265; M. Hengel u. A.M. Schwemer (Hrsg.),
Kónigsherrschaft Gottes und himmlischer Kult im ]udentum, Urchristentum und in der
hellenistischen Welt, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 55, Tiibingen 1991.

179 Dazu schon zusammenfassend P.O. Scholz, Agypten. Eine kleine Kultur- und Mentalitdts-
geschichte, Koln 1997, S. 124f.

180 Alexander d. Gr. bleibt ais herausragendes Beispiel zu nennen (J. P. V D. Balsdon, „Die
‘Gottlichkeit’ Alexanders” /1950/, in: A. Wlosok /Hrsg./, Rómischer Kaiserkult, Wege der
Forschung 372, Darmstadt 1978, S. 254-290), ihm folgen die Diadochen, bes. aber die Ptolemaer,
die sich ohne agyptischen Hintergrund (P Herz, „Die frtihen Ptolemaier bis 180 v. Chr.”, in:
Gundlach u. Weber /Hrsg./, Legitimation..., op. cit., S. 51-97; W HuE, Agypten in hellenistischer
Zeit, 332-30 v. Chr., Miinchen 2001, S. 237ff.), der bei Alexander schon eine Rolle gespielt hatte
(U. Wilcken, „Zur Entstehung des hellenistischen Konigskultes” /1938/, in: Wlosok /Hrsg./,
Rómische Kaiserkult, op. cit., S. 218-253), nicht begreifen lassen. S. auch M. Clauss, Kaiser und
Gott. Herrscherkult im ró?nischen Reich, Stuttgart-Leipzig 1999, S. 280-500.

181 Beispielhaft die zwei Aufsatzsammlungen von Wlosok (Hrsg.), Rómischer Kaiserkult, op. cit., und
H. Hunger (Hrsg.), Das byzantinische Herrscherbild, Wege der Forschung 341, Darmstadt 1975.

182 S. Herrmann, „Israel”, in: Fetscher u. Miinkler, op. cit., I, S. 169-188, bes. 173ff.; s. auch
ThWAT IV/1984, S. 926-957 (v. mehreren Autoren) und ThWNT I, S. 562-595, Lit.: Nachtrage
X/2, S. 1008-1014; immer noch beachtenswert bleibt H. Steger, David rex et propheta: Konig
David ais norbildliche Verkóperung des Herrschers und Dichters im Mittelalter, Erlanger Beitrage
zur Sprach- und Kunstwissenschaft FV( Niirnberg 1961.

183 M. Restle, „Herrschaftszeichen”, in: RAC 14, 1988, Sp. 937-966; Barasch, op. cit., S. 249ff.;

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