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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0163
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in der Kirche zu Saint-Bertrand-de-Comminges. Unser Freund hat
eine dieser Handschuhe aui' der Tafel zur Seite 197 unter Fig. 5
seines oft citirten Werkes abgebildet; inr verkleinertem Maassstabe
sind eben dieselben auf Tafel XIX, Figur 4 bildlich wiedergegeben
worden. Dieselben bestehen aus einem Tricotgewebe von rother
Seide. Die zikzakförmigen Ornamente an den Fingertbeilen, dess-
gleichen die am untern breiten Rande und auf der Oberfläche sind
in Goldfäden gewirkt. Uebereinstimmend mit den ältern Hand-
schuhen haben die WAoArcug von Commingcs noch die ziemliche.
Längenausdehnung von 0"*' 285"- sich bewahrt, bei einer Höhe
des untern verzierten Saumes von 0 06
In unserer Privatsammlung linden sich aus dem Schluss des
XVI. Jahrhunderts ein Paar Handschuhe vor, die der Ueberliefe-
rung nach von den ehemaligen Aebten von Brauweiler getragen
worden sein sollen. Dieselben sind an dem weiten untern Rande, dess-
gleichen auf der obern Handfläche, theils mit durchbrochenen, tlieils
mit erhaben vorspringenden Verzierungen gemustert und aus erngm
Stück gewirkt. Auf der obern Fläche dieser Handschuhe ersieht man
noch deutliche Spuren, dass hier ehemals gestickte Ornamente in
Form verzierter Kreuze befestigt gewesen sind; der untere Saum
mit golddurchwirkter Verzierung ist noch sehr breit und hat eine
solche Länge, dass er bequem über den Rand der Albe an den
Aermeln gezogen werden kann. Auf Tafel XX, Fig. 2 geben wir
in verkleinertem Maassstabe die Abbildung dieser Abbatial-Hand-
schuhe wieder, dessgleichen auch unter Fig. 3 die verkleinerte Dar-
stellung jener Pontihcal-Handschuhe, die von Berdolet, erstem Bischof
von Aachen (j- 1809) liturgisch in Gebrauch genommen wurden.
Entweder fanden sich diese Handschuhe, die in rother Seide ge-
strickt und reich mit Goldstickereien verziert sind, bereits im
Privatbesitz des Bischofs vor, oder dieselben wurden, was wahr-
scheinlich ist, von Berdolet dein Kölner Domstift entnommen, woher
auch für den neugegründeten Stuhl von Aachen die übrigen Ornate
und Paramente zur Vornahme von Pontifical-Feierlichkeiten entlehnt
wurden. Wie dies der ältere Schnitt und che Verzierungsweise der
auf Tafel XX, Fig. 3 abgebildeten Handschuhe deutlich bekunden,
gehören dieselben spätestens dem Ausgange des XVI. Jahrhunderts
an. Sowohl an dem Daumenfinger, dessgleichen auch an der
untern goldgestickten Borte, welche die weiten ummeug verbrämen,
lassen die bereits der entwickelten Renaissance angehörenden Or-
namente erkennen, dass diese im Aachener Schatze heute befind-
lichen Handschuhe jener charakteristischen Kunstepoche angehören,
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