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Bock, Franz; Willemsen, M.
Die mittelalterlichen Kunst- und Reliquienschätze zu Maestricht: aufbewahrt in den ehemaligen Stiftskirchen des h. Servatius und Unserer Lieben Frau daselbst — Köln [u.a.], 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.26787#0012
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VI

Maestricht antraten, um aucli den Reiiquien des heii. Servatius
daselbst ihre Verehrung zu bezeigen. Ileute noch besteht in der
Servatiusldrche jene prachtvoli gewölbte HaHe unmittelbar über
detn Doxal, welche der Ueberlieferung nach als kaiserliche ZoyyM
zur Abhaltung von Reichsversammlungen gedient liabeu soll.

Enger noch gestalteten sich die Wechselbezieliungen zwischen
den beiden zur Diözese Lüttich gehörenden kaiserlichen Stiftern
zu Aachen und zu Maestricht, wenn sie, wie zuweilen geschah,
einem und demselben Propste unterstanden, der alsdann abwechselnd
bald in Aachen, bald in Maestricht seinen Wohnsitz hatte.

Gleichwie Karl der Grosse seine Lieblingskirche zu Aachen
mit einer Menge der werthvollsten und verehrungswürdigsten
Reliquien der Christenheit auszustatten bei jeder Gelegenheit
bemüht war, so erfreute sich auch das Maestricbter Stift seit
den Tagen des h. Servatius, des Grtinders und ersten Bischofes
dieser Stadt, einer grossen Zahl von werthvollen Ueberresten
bei'ühmter Heiligen. AIs sodann in Aachen der Brauch sich fest-
setzte, die karolingischen vier „grossen Reliquien" regelmässig alle
sieben Jahre in öifentlicher Zeigung den Gläubigen zur Verehrung
auszustellen, pdegten die aus allen Gauen Deutschlands zahlreich
herzugeströmten Pilger bei dieser Gelegenheit auch nach Maestricht
zu wallfahrten, um auch die dortigen Reliquienschätze zu sehen
und zu verehren.

Religiöse und politische Unruhen waren die Ursache, dass
die Kunst- und Reliquien-Schätze des Maestrichter Stiftes im XVII.
Jahrhundert bedeutende Verluste erlitten. Ungefähr zu derselben
Zeit, im Jahre 1656, ereignete es sich, dass Aachen durch den
grossen, Stadtbrand betroffen wurde, welcher auch das Münster
nicht nui'in seiner Architektur, sondern auch in seinen. metal-
lischen Schätzen niclit wenig schädigte. Doch grösser vielleicht
noch waren die alltnählichen Yerluste, welche die veränderte
Gesclnnacksrichtung auf jeglichem Gebiete der Kunst zu Wege
brachte, indem ihr manches Prachtstück vergangener Tage,
wenigstens was seine ursprüngliche Form anbetrih't, zu Opfer hel.
So waren beide in Rede stehenden Kirchenschätze gegen Ausgang
des vorigen Jahrhunderts zwar nicht mehr so uinfangreich wie in
den Tagen ihrer glanzvollen Blüthe, doch boten sie immei' noch
det* Kunstschöpfungen und Kostbarkeiten eine grosse Menge.

A!s nun die verhängnissvolle französische Staatsumwäizung
ausbrach und bei dern Einfall dei' Sansculotten nicht nur das Privat-,
 
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