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Bock, Franz; Willemsen, M.
Die mittelalterlichen Kunst- und Reliquienschätze zu Maestricht: aufbewahrt in den ehemaligen Stiftskirchen des h. Servatius und Unserer Lieben Frau daselbst — Köln [u.a.], 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.26787#0013
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sondern vielmehr noch das Kirchen - Eigenthum auf's höchste
bedroht war, überlegte man noch zur rechten Zeit, wie die
bedeutenden Schätze grösserer Kirchen vor den beutegierigen
Eindringiingen iu Sicherheit zu bringen seien. Bei den. vielen
Wechselbeziehungen, die bisher zwischen den beiden kaiserlichen
Stiftern zu Maestricht und Aachen bestanden, wäre zu envarten
gewesen, dass rnan sich bei dieser hochwichtigen Frage zu gemein-
samem Handeln in's Einvernehmen gesetzt hätte. Doch, rnochte
es die Ueberstürzung der Ereignisse Schuld sein oder die Ver-
schiedenheit der Ansichten: jedes Stift handeltc selbstständig.
Der Propst und die Canoniker von St. Servatius folgten dem
Beispiele der meisten belgischen Stifts- und Kathedralkirchen und
beschlossen, den gesammten Schatz ihrer Kirche unter sich zu
vertheilen, mit der VerpÜichtung, dass ein Jeder, wenn die Zeiten
ruhiger geworden und die Ordnung dcr Dinge wiederhergesteHt
sei, die ihm nur zeitweise anvertrauten Werthstücke dem Schatze
der Stiftskirche wieder zurückstellen solle, Im Aachener Kapitel
jedoch wusste eine energische Minorität es durchzusetzen, dass
man von der Vertheilung und Verbergung des Schatzcs Abstand
nahm und den Beschluss fasste, die gesammten stofüichen und
metaliischen Kunstschätze des Krönungsmünsters unter Aufsicht
zweier Canoniker jenseit des Rheines nach Paderborn in Sicherheit
zu bringen. Diese Flüchtung der Aachener Domschätze war der
Grund ihrer Erhaltung, und ihr ist es zu danken, dass der Schatz
des karolingischen Münsters zu Aacheu heute in seiner reich-
haltigen Grossartigkeit als ein Unicurn im christlichen Abcnd-
lande dasteht. Im Jahre 1804 fand die feierliche Zurückführung
des Schatzes aus der Abtci Abdinghofen bei Paderborn nach
Aachen statt.

Die Maestrichter Stiftskirche dagegen, welche in demselben
Jahre 1804 zur Pfarrkirche umgewandelt worden war, erhielt
nur den bei weitem kleinern Theil ihres ehemaligen Kunst-Schatzes
zurück, und auch diescn nur sehr allmählich. Bei den Wirren
der damaligen Zeiten ging nämlich ein grosser Theil der früher
vereinten Schatzgegenstände im Privatbesitze verloren, oder auch,
nach dem Absterben der einzelnen Canoniker, in andern Besitz
über, wodurch sie der Kirche meist für immer entzogen wurden.
Freilich wurde in Folge von testamentarischen Verftigungen jener
Stiftsherren, welche die Theilung des Schatzes ausgeführt hatt n,
noch das eine oder andere Object nachträglich zuriickerstattet:
 
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