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Bock, Franz; Willemsen, M.
Die mittelalterlichen Kunst- und Reliquienschätze zu Maestricht: aufbewahrt in den ehemaligen Stiftskirchen des h. Servatius und Unserer Lieben Frau daselbst — Köln [u.a.], 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.26787#0168
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] 52 Griechische Reliquienka.psel in Siiber.

Kapsel sammt ihrem Inhalte — cler Ueberlieferung nach enthält
sie von dem Weilirauch, dem Opfer der h. drei Konige — bei
Gelegenheit der Kreuxziige, etwa bei der Einnahme Oonstan-
tinopels (1204) aus dem Byzantinischen Reiche in das Abendland
gelangte und durch Schenkung in den Besitz der Liebfrauenkirche
iiberging.

Als wir im Jahre 1862 die Kaiserdahnatik für die „Klein-
odien des h. römischen Reiches deutscher Nation" abzeichnen
liessen, wurde uns im engern Reliquienschatz der Basilica von
St. Peter ein Reliquiar mit einer Kreuzpartikel vorgezeigt, welche
Constantin der Grosse getragen haben soll; wir haben dasselbe
in dem gedachten Werke (Taf. XX, Fig. 28, Seite 115—117)
abgebildet und beschrieben. Die Reliquie ist zunächst sehr reich
in Gold gefasst und von Verzierungen in Zellenschmelz uingeben;
dabei steht die Inschrift:

dpa: rt juxiror tltxtqua — xtxi —

Xpucdr ^tgr fifttj — Xptotdr er de tnto'rtet.

„Schau, welch' neues Wunder! welch' seltsame Gnade! Aussen
siehst du Gold, drinnen aber Christus." Diese Fassung wird von
einem goldenen Diptychon umschlossen, dessen Flügelthürchen
mit den getriebenen Darstellungen mehrerer Heiligen - Figuren
verziert sind. — Nicht gering aber war unser Erstaunen, als wir
nachher aus dem Munde des Pfarrers von Liebfrauen in Maestricht
vernahmen, dass jenes kostbare Reliquiar ursprünglich der genann-
ten Kirche angehört habe und im Jahre 1837 von dem Grafen
P. van der Vrecken bci Gelcgenheit einer Romreise dem Papste
zu Geschenk verehrt worden sei. Für die Richtigkeit dieser Mit-
theilung spricht ganz besonders der Umstand, dass das gedachte
Reliquiar in einem Manuscript des vorigen Jahrhunderts, welches
in Liebfrauen aufbewahrt wird, unter den Schätzen dieser Kirche
aufgeführt und ausführlich besprochen wii'd. Die Uebereinstimmung
in Technik und Oomposition macht es wahrscheinlich, dass dieses
cKco/pj'MJH ungefähi' zu gleicher Zeit mit dem

oben beschriebenen Reliquiar angefertigt. und auch zu gleicher
Zeit in das Abendland gebracht wurde.
 
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