— 32. —
Schattierung sehr sorgfältig und fein. Zu der linken Scheibe
Hannover, }iat sich nmi im Kestner Museum in Hannover die V i s i e r u n g,
Handzeich- _ 05
nungen dazu. eine feine Federzeichnung, erhalten,äi mit dem Datum 1502 in
der Umschrift, mit unbedeutender Abweichung in der aus Reben
gebildeten Rahmung. Die Zeichnung läßt den Stilcharakter noch
deutlicher erkennen. Sie ist von leichter Hand fein und zart
durchgeführt, vorn detailliert, hinten skizzenhafter, das Pferd
vortrefflich lebendig modelliert, sehr fein und delikat in Licht
und Schatten das Ganze. Ein Vergleich mit den frühern Todes-
darstellungen und dem Darmstädter Altar läßt keinen Zweifel
an Grünewalds Autorschaft. Ganz seines Wesens ist der so
wirkungsvolle Kontrast von innerer Erregung und äußerer Ruhe
in beiden Scheiben, das leuchtend ausdrucksvolle Auge des
Tieres, der gezackte Kontur, der Handgestus.
1502 war Grünewald also in Nürnberg. Die plastische Behand-
lung des Pferdes, die subtilere, detailliertere Behandlung im ganzen
sagt uns auch, wo er in Nürnberg war : in Dürers Werkstatt,
sandrart. S a ii d r a r t wußte noch von nahen Beziehungen zwischen
Grünewald und Dürer. Diesem unserm deutschen Vasari ver-
danken wir das Wenige, was wir über Grünewalds Leben über-
haupt wissen, und sogar seinen Namen. Statt dankbar zu sein,
hat man bis in die neueste Zeit seine Angaben mit ganz un-
gerechtfertigtem Mißtrauen aufgenommen. Weil seine ungefähre
Schätzung des Todesjahres falsch ist, sind es nicht auch seine
übrigen Mitteilungen. Grünewalds Bilder hatten auf Sandrart
einen starken Eindruck gemacht, er war ein Kenner seiner
Manier und für seine Teutsche Academie bemühte er sich be-
sonders um Nachrichten über ihn. Als Frankfurter Kind konnte
er aus einer guten lebendigen Tradition schöpfen. Er erinnerte
sich aus seiner Jugend, dass ihn sein Schulweg bei dem alten
Maler Uffenbach vorbeiführte. War der Alte bei guter Laune,
so zeigte er ihm ein ganzes Buch mit herrlichen Kreidezeich-
nungen Grünewalds, die er von seinem Lehrer Grimmer, einem
Schüler Grünewalds, überkommen hatte. Nach Uffenbachs Tode
kamen sie in das Kabinett des Frankfurter Liebhabers Schelkens.
Dort sah sie Sandrart wieder.
JGrünewaidsät Er gibt nun zu der ersten Stelle, wo er von Grünewald
spricht,35 dessen Jugendporträt nach Dürer, ein Brustbild
Schattierung sehr sorgfältig und fein. Zu der linken Scheibe
Hannover, }iat sich nmi im Kestner Museum in Hannover die V i s i e r u n g,
Handzeich- _ 05
nungen dazu. eine feine Federzeichnung, erhalten,äi mit dem Datum 1502 in
der Umschrift, mit unbedeutender Abweichung in der aus Reben
gebildeten Rahmung. Die Zeichnung läßt den Stilcharakter noch
deutlicher erkennen. Sie ist von leichter Hand fein und zart
durchgeführt, vorn detailliert, hinten skizzenhafter, das Pferd
vortrefflich lebendig modelliert, sehr fein und delikat in Licht
und Schatten das Ganze. Ein Vergleich mit den frühern Todes-
darstellungen und dem Darmstädter Altar läßt keinen Zweifel
an Grünewalds Autorschaft. Ganz seines Wesens ist der so
wirkungsvolle Kontrast von innerer Erregung und äußerer Ruhe
in beiden Scheiben, das leuchtend ausdrucksvolle Auge des
Tieres, der gezackte Kontur, der Handgestus.
1502 war Grünewald also in Nürnberg. Die plastische Behand-
lung des Pferdes, die subtilere, detailliertere Behandlung im ganzen
sagt uns auch, wo er in Nürnberg war : in Dürers Werkstatt,
sandrart. S a ii d r a r t wußte noch von nahen Beziehungen zwischen
Grünewald und Dürer. Diesem unserm deutschen Vasari ver-
danken wir das Wenige, was wir über Grünewalds Leben über-
haupt wissen, und sogar seinen Namen. Statt dankbar zu sein,
hat man bis in die neueste Zeit seine Angaben mit ganz un-
gerechtfertigtem Mißtrauen aufgenommen. Weil seine ungefähre
Schätzung des Todesjahres falsch ist, sind es nicht auch seine
übrigen Mitteilungen. Grünewalds Bilder hatten auf Sandrart
einen starken Eindruck gemacht, er war ein Kenner seiner
Manier und für seine Teutsche Academie bemühte er sich be-
sonders um Nachrichten über ihn. Als Frankfurter Kind konnte
er aus einer guten lebendigen Tradition schöpfen. Er erinnerte
sich aus seiner Jugend, dass ihn sein Schulweg bei dem alten
Maler Uffenbach vorbeiführte. War der Alte bei guter Laune,
so zeigte er ihm ein ganzes Buch mit herrlichen Kreidezeich-
nungen Grünewalds, die er von seinem Lehrer Grimmer, einem
Schüler Grünewalds, überkommen hatte. Nach Uffenbachs Tode
kamen sie in das Kabinett des Frankfurter Liebhabers Schelkens.
Dort sah sie Sandrart wieder.
JGrünewaidsät Er gibt nun zu der ersten Stelle, wo er von Grünewald
spricht,35 dessen Jugendporträt nach Dürer, ein Brustbild