Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bode, Wilhelm
Donatello in Padua: das Reiterstandbild des Gattamelata und die Sculpturen im Santo — Paris, Leipzig, 1883

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16210#0023
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
CRUCIFJX UND STATUEN

13

gehoben und zwar mit meisterlichem Verständniss, ohne dass der Künstler dabei bis
zum Abschreckenden gegangen wäre, wie etwa Holbein in seinem sonst vielfach verwandten
Bilde des todten Christus zu Basel.

Eine ganz ähnliche Auffassung macht sich auch in den Figuren der Heiligen geltend. Der
Künstler bestrebte sich hier vor Allem individuell zu sein; er wählte seine Vorbilder aus seiner
Umgebung: der heilige Franciscus wie der heilige Antonius, deren Photographien uns vorliegen, sind
ausserordentlich charakteristische Mönchstypen. Franciscus eine herbe, ascetische Natur, in welcher
selbstauferlegte Kasteiungen und Entbehrungen Extase. und Visionen hervorrufen konnten; An-
tonius dagegen eine schlichte, wohlwollende Mönchsgestalt, der Wohlthäter, welcher er für Stadt
und Land gewesen war. Wie der Ausdruck so sind auch Haltung und Gewandung der Figuren vor
Allem individuell und naturalistisch treu wiedergegeben, selbst auf Kosten der Grösse und energi-
schen Wirkung, die Donatello namentlich in seinen früheren Gewandfiguren in so meisterhafter
Weise erzielt. Vielleicht kommt dieser theilweise Mangel an der gewohnten Grösse wesent-
lich auf die Ausführung durch die verschiedenen Schüler, von denen allerdings keiner in den
Rechnungsbüchern ausdrücklich genannt wird, deren Betheiligung wir aber schon nach dem Vor-
gange der übrigen Werke, sowie nach den häufigen Zahlungen an Schüler ohne Angabe
bestimmter Arbeiten anzunehmen berechtigt sind.
 
Annotationen