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Bode, Wilhelm von; Grossherzogliche Gemälde-Gallerie (Schwerin) [Contr.]
Die grossherzogliche Gemälde-Galerie zu Schwerin — Wien: Gesell. für vervielfältigende Kunst, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.71121#0034
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Die hohe Achtung, in welcher Honthorst bei seinen Zeitgenossen Land, machte ihn auch zum
gesuchten Bildnissmaler, Bei den Oraniern nahm er als solcher die Stellung eines bevorzugten Hofmalers
ein, und durch dieselben wurde er auch an verschiedene Höfe befreundeter und verwandter Fürsten
empfohlen: der Winterkönig berief ihn nach Heidelberg und Karl I. nach London. Diese Bildnisse von
Honthorst haben (mit Ausnahme des sehr wirkungsvollen Selbstbildnisses in den Uffizien) weder in der
Beleuchtung noch in der Behandlung das Eigenartige seiner sitten bildlichen oder auch nur seiner
historischen und mythologischen Darstellungen. Sie slehen hinter diesen noch weit zurück; selbst die
Bildnisse zahlreicher, uns kaum den Namen nach bekannter Localmaler der kleineren holländischen
Städte sind naiver in der Auffassung, lebensvoller und künstlerischer in Anordnung und Behandlung als
die meisten dieser Bildnisse des Gerard Honthorst.
Unter der beträchtlichen Zahl der Porträts, welche auf den Namen des Gerard Honthorst in ver-
schiedenen holländischen und deutschen Galerien vereinigt sind, gehört freilich die Mehrzahl nicht ihm,
sondern seinem jüngeren, talentlosen Bruder Willem Honthorst, der im Bildniss ein getreuer Nachfolger
des Gerard ist. Seine Gemälde sind den geringeren Bildnissen des älteren Bruders so sehr verwandt,
dass nur ein genauer Vergleich über die Urheberschaft des einen oder anderen der beiden Meister
eine Entscheidung bringen kann. Die Unsicherheit in der Bestimmung ihrer Porträts wird noch dadurch
vermehrt, dass Willem oder Guillam, welche letztere Form um die Mitte des siebenzehnten Jahr-
hunderts die bevorzugte ist, seinen Namen genau so schreibt und die Buchstaben G und H ebenso
verschränkt, wie Gerard in den Aufschriften auf seinen späteren Gemälden.
Die Gunst, in der Gerard Honthorst am oranischen Hofe stand, übertrug sich auch auf Guillam.
Die Mehrzahl seiner Bildnisse hellen den Statthalter Prinz Friedrich Heinrich und seine Verwandten dar,
welche als Geschenke an alle verwandten und befreundeten Höfe gelangten. Daher die ansehnliche
Zahl solcher Bildnisse in den Galerien zu Hannover, Darmstadt, Schwerin, Kopenhagen, im Schlösse zu
Berlin u. s. w. Bei der Verheirathung der einen Tochter des Statthalters, Louise Henriette, mit dem
Grossen Kurfürsten wurde Guillam als brandenburgischer Hofmaler mit nach Berlin gezogen, wo er seit
1646 bis zwei Jahre vor seinem Tode (1666) seinen regelmässigen Wohnsitz gehabt zu haben scheint.
Auch zwei der Schweriner Bilder stellen oranische Fürsten dar: das eine den Statthalter Friedrich
Heinrich, bezeichnet
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das zweite dessen Nachfolger Wilhelm II. Als Feldherrn, im Panzer und mit Orden geschmückt, athmen
sie die Langeweile der meisten Staatsporträts. Dabei fehlt es dem Künstler an jeder Phantasie, an jeder
malerischen Begabung, um dem Beschauer über die undankbare Aufgabe hinwegzuhelfen.
Ein drittes Gemälde, die Bildnisse von drei kleinen Schwestern (Nr. 520), gibt der Katalog dem
Guillam Honthorst nur mit einer gewissen Einschränkung. Die nüchterne Auffassung und Anordnung,
die geschmacklose Erscheinung der Engel über den Kindern entspricht allerdings der Art des Künstlers;
in der Behandlung zeigen sich dagegen nicht unwesentliche Abweichungen, welche es möglich erscheinen
lassen, dass nicht Willem Honthorst, sondern ein dritter unbekannter Künstler der gleichen Richtung
der Maler des Bildes sei. Mit dem Verfasser des Catalogs stimme ich aber in der Ansicht überein, dass
das verschränkte Monogramm B H auf einem Ringe schwerlich auf den Künstler, vielmehr sehr wahr-
scheinlich auf den Namen der Kinder zu beziehen ist.
 
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