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Bode, Wilhelm von; Grossherzogliche Gemälde-Gallerie (Schwerin) [Contr.]
Die grossherzogliche Gemälde-Galerie zu Schwerin — Wien: Gesell. für vervielfältigende Kunst, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.71121#0057
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Codde's macht es sehr wahrscheinlich, dass auch er mehr in unteren Kreisen verkehrte. Am 23. Oktober
1623 schloss er in aller Eile die Ehe mit Marytje Aerents Schilt, die jedoch nach einiger Zeit wegen
Lüderlichkeit der Frau wieder aufgelöst wurde. Dass trotzdem der Künstler in jüngeren Jahren einem
gewissen höheren Streben nicht ganz abgeneigt war, beweist der Umstand, dass er sich gelegentlich auch
im Reimen versucht hat. Eines seiner Gedichte hat in der 1633 erschienenen Gedichtsammlung „Hollands
Nachtegaelken" Aufnahme gefunden und ist uns dadurch erhalten worden.
Der Katalog nennt noch ein zweites Gemälde des Pieter Codde, „Reiter im Stalle mit Unter-
suchung von Beute beschäftigt" (Nr. 147). Ich habe das Bild, wie das erstgenannte, schon in meinen
Studien kurz besprochen und habe namentlich auf die nahe Verwandtschaft desselben zu den früheren
Gemälden des J. A. Duck aufmerksam gemacht. Durch wiederholte Prüfung des Bildes bin ich zu der
Überzeugung gekommen, dass dasselbe dem Duck selbst angehört. Der kühle silbergraue Ton, die
feine Wirkung der verhältnissmässig reichen Localfarben und die Wahl derselben, die zerstreute
Anordnung der Figuren, der trockene Farbenauftrag, endlich auch das Motiv entsprechen den Bildern
dieses Künstlers um das Jahr 1630. Man vergleiche damit nur die „campirenden Soldaten" in der Berliner
Galerie und die ähnlichen Motive in Weimar, Hamburg u. s. f.
Ein zweites Werk des J. A. Duck ist das unter dessen Namen aufgestellte Gemälde „Krieger beim
Wachtfeuer" (Nr. 334). Es hiess früher Le Nain, hat aber mit den verschiedenen französischen Genre-
malern dieses Namens keine grössere Verwandtschaft als auch manche andere Bilder des Duck. Die
auffallend langen Figuren, die schwere Lichtwirkung und einförmige Färbung weisen das Werk etwa
in das Jahr 1640. Bekanntlich ist in neuester Zeit festgestellt worden, dass ein Jacob Duck in Utrecht
Gegenstände in der Art wie die genannten „images modernes", gemalt hat. Dieser Jacob Duck wurde
um 1600 in Utrecht geboren; 1621 ist er noch Lehrling, in den Jahren 1629 bis 1631 wird er als Meister
in der Lukasgilde seiner Vaterstadt genannt, in der er noch 1649 ansässig ist. Später (wahrscheinlich
schon vor 1656) zieht er nach dem Haag, wo er 1660 noch am Leben ist. Bei einer Verlosung von
Bildern Utrechter Maler kamen zwei Bilder dieses Jacob Duck vor: ein „Schlafender Mann" und eine
„Schlafende Frau", Motive, wie sie uns gelegentlich unter den Werken des Gesellschaftsmalers Duck
begegnen. Ist dieser letztere nun zweifellos der Utrechter Maler Jacob Duck? Dieser Annahme scheint
der Umstand entgegenzustehen, dass sich Bezeichnungen auf den Bildern vorfinden, diese entweder
JA DVCK & und A zusammengezogen) oder einfach A. DEC, A. V. DVC oder A. (LE) DEC
lauten. Ehe nähere Nachrichten über den Utrechter Jacob Duck bekannt waren, hatte man daher
angenommen, der Gesellschaftsmaler Duck hiesse A. Duck. Jetzt ist dagegen die Ansicht ausgesprochen
worden, sein Vorname sei Jacob und das A, welches sich neben dem y in der Bezeichnung findet,
beziehe sich wahrscheinlich auf den Vornamen des Vaters, die Bezeichnungen A. DVC u. s. f. auf ver-
schiedenen Bildern seien aber als später aufgesetzt und daher als irrthümlich zu betrachten.
Allerdings sind die Inschriften auf den fünf Bildern mit dieser Bezeichnung, welche mir bekannt
sind, mit etwas unsicherer Hand geschrieben, die von der festen schönen Handschrift in den Bezeich-
nungen JA DUCK wesentlich verschieden ist.1 Gegen die Annahme, jene Inschriften seien sämmtlich.
gefälscht, spricht aber doch die Zahl derselben und ihre Übereinstimmung unter einander. Auch ist
zu beachten, dass schon G. Hoet in mehreren Versteigerungen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts
Gesellschaftsstücke oder Wachstuben eines A. Leducq namhaft macht. Wir würden also zwei „Gesell-
1 Nur in dem trefflichen kleinen Bildniss eines Mannes in der Dresdener Galerie ist der Name sehr bestimmt in schönen Kapitälen auf-
gesetzt. Hier ist aber gerade der erste Buchstabe beschädigt. Ich glaube deutlich den zweiten schrägen Balken des A zu erkennen, wie auch die
Verfasser der früheren Kataloge gelesen haben; K. Woermann will aber vielmehr Zlesen. Ich lasse deshalb das Bild hier ausser Betracht.

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