Vorderasiatische Knüpfteppiche. III.
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Gattung von Gebetteppichen des 17. Jahr-
hunderts vorkommen, haben die auf-
fallendste Verwandtschaft mit den Blumen
im Dekor der sogenannten Rhodischen
Fayencen; diese Teppiche sind daher wohl
gleichzeitig mit jenen Thonwaren in Syrien
und Kleinasien entstanden.
Bei den schönsten Teppichen dieser
Epoche, bei den Seidenteppichen der Sa-
fiden, ist nicht selten das Innere der
Lotosblumen mit einer Tiermaske, meist
einer Löwenmaske, seltener Panther- und
Schakalmasken verziert. In dem grossen
Seidenteppich des Museo Poldi zu Mailand
findet sich sogar ein aufrecht stehender,
von vorn gesehener Löwe in die grosse
volle Blume der Borte hineingezeichnet.
Es ist auch dies schon eine ältere vorder-
asiatische Eigentümlichkeit, wie die An-
bringung solcher Masken, in derselben
Form und Anordnung, auf Seidenstoffen
des 13. und 14. Jahrhunderts beweist.
Von diesen verschiedenen Elementen,
die so zahlreich und in regelmässiger
Weise die Teppiche des 16. und 17. Jahr-
hunderts durchsetzen, finden wir in neueren
Teppichen, selbst in solchen aus dem
vorigen Jahrhundert, von den chinesischen
Motiven überhaupt keine Spur mehr, von
den rein persischen und sarazenischen,
soweit sie noch vorkommen, nur miss-
verstandene Ueberreste. Die Teppiche aus
der Epoche der Safidenherrschaft sind
daher als solche unschwer zu erkennen.
Anders steht es mit den älteren Teppich-
arten, namentlich mit denen, welche Band-
verschlingungen und geometrische Figuren
aller Art als Muster haben. Für die
Knüpftechnik ist diese Art der Dekoration
die leichteste; sie kommt daher zu allen
Zeiten vor und bietet in ihren einfachen
Motiven keine so grossen Verschiedenheiten.
Dazu kommt, dass namentlich in neuerer
Zeit die Muster der alten Teppiche dieser
Art mit mehr oder weniger Treue nach-
geahmt worden sind, auch wo nicht durch
europäische Kaufleute ausdrücklich alte
Muster als Vorlagen gegeben werden. Auf
solchen modernen Teppichen finden wir
ganz charakteristische Merkmale jener alten
Muster des 15. und 16. Jahrhunderts: das
Rollwerk, das hakenartige Ornament, die
sechs- oder achtseitigen Felder mit ihren
Stabornamenten, das zinnenartige Orna-
ment der Borte, das schriftartige Ornament
derselben u. a. m.; und diese Ornamente
sind sogar nicht selten ganz ähnlich oder
selbst genau so behandelt wie in alter
Zeit. Selbst die Knüpfart ist oft fast die
gleiche, da auch die Teppiche der älteren
Zeit zuweilen eine ähnlich lockere, flüch-
tigere Arbeit aufweisen wie die besten
neueren Nomadenteppiche. Auch die Ein-
teilung, das Verhältnis von Innenfeld und
Borte, welches sonst bei alten Teppichen
ein regelmässiges, fein abgewogenes ist,
hat in dieser frühen Zeit eine der Regel-
losigkeit in den modernen Teppichen nahe-
kommende Willkür. Charakteristisch ist
namentlich für besonders frühe Teppiche
eine ganz schmale Borte (vgl. Abb. 68
und 73); doch kommt gleichzeitig auch
wohl einmal eine Borte von solcher Breite
vor, dass das Mittelfeld fast darin ver-
schwindet, wie dies bei einem aus der
Lombardei stammenden Teppich im Ber-
liner Kunstgewerbemuseum der Fall ist.
Ein Irrtum in der Datierung ist daher bei
solchen Teppichen, wenn man nicht schon
eine grössere Zahl derselben kennt, sehr
wohl möglich. Jedoch nur in seltenen
Ausnahmen, da auch diese Zeit regel-
mässig ihre deutlich ausgeprägten Muster
aufweist, die sich durch das Typische
und die Strenge ihrer Zeichnung und
die Feinheit ihrer Disposition, meist auch
durch die Frische und Originalität ihrer
Farben von jedem modernen Teppich auf-
fällig unterscheiden. Nur die seltenen
verwilderten Ausläufer oder primitiven An-
fänge des einen oder anderen Musters
sehen gelegentlich einem Daghestan- oder
Schirvan-Teppich ganz ähnlich; doch wird
man trotzdem bei einiger Uebung an der
grösseren Strenge der Zeichnung und der
engeren Knüpfweise den alten Teppich als
solchen herauserkennen.
In den ältesten Teppichen, die uns er-
halten sind, in den reinen Tierteppichen,
ist der Charakter der Dekoration ein so
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Gattung von Gebetteppichen des 17. Jahr-
hunderts vorkommen, haben die auf-
fallendste Verwandtschaft mit den Blumen
im Dekor der sogenannten Rhodischen
Fayencen; diese Teppiche sind daher wohl
gleichzeitig mit jenen Thonwaren in Syrien
und Kleinasien entstanden.
Bei den schönsten Teppichen dieser
Epoche, bei den Seidenteppichen der Sa-
fiden, ist nicht selten das Innere der
Lotosblumen mit einer Tiermaske, meist
einer Löwenmaske, seltener Panther- und
Schakalmasken verziert. In dem grossen
Seidenteppich des Museo Poldi zu Mailand
findet sich sogar ein aufrecht stehender,
von vorn gesehener Löwe in die grosse
volle Blume der Borte hineingezeichnet.
Es ist auch dies schon eine ältere vorder-
asiatische Eigentümlichkeit, wie die An-
bringung solcher Masken, in derselben
Form und Anordnung, auf Seidenstoffen
des 13. und 14. Jahrhunderts beweist.
Von diesen verschiedenen Elementen,
die so zahlreich und in regelmässiger
Weise die Teppiche des 16. und 17. Jahr-
hunderts durchsetzen, finden wir in neueren
Teppichen, selbst in solchen aus dem
vorigen Jahrhundert, von den chinesischen
Motiven überhaupt keine Spur mehr, von
den rein persischen und sarazenischen,
soweit sie noch vorkommen, nur miss-
verstandene Ueberreste. Die Teppiche aus
der Epoche der Safidenherrschaft sind
daher als solche unschwer zu erkennen.
Anders steht es mit den älteren Teppich-
arten, namentlich mit denen, welche Band-
verschlingungen und geometrische Figuren
aller Art als Muster haben. Für die
Knüpftechnik ist diese Art der Dekoration
die leichteste; sie kommt daher zu allen
Zeiten vor und bietet in ihren einfachen
Motiven keine so grossen Verschiedenheiten.
Dazu kommt, dass namentlich in neuerer
Zeit die Muster der alten Teppiche dieser
Art mit mehr oder weniger Treue nach-
geahmt worden sind, auch wo nicht durch
europäische Kaufleute ausdrücklich alte
Muster als Vorlagen gegeben werden. Auf
solchen modernen Teppichen finden wir
ganz charakteristische Merkmale jener alten
Muster des 15. und 16. Jahrhunderts: das
Rollwerk, das hakenartige Ornament, die
sechs- oder achtseitigen Felder mit ihren
Stabornamenten, das zinnenartige Orna-
ment der Borte, das schriftartige Ornament
derselben u. a. m.; und diese Ornamente
sind sogar nicht selten ganz ähnlich oder
selbst genau so behandelt wie in alter
Zeit. Selbst die Knüpfart ist oft fast die
gleiche, da auch die Teppiche der älteren
Zeit zuweilen eine ähnlich lockere, flüch-
tigere Arbeit aufweisen wie die besten
neueren Nomadenteppiche. Auch die Ein-
teilung, das Verhältnis von Innenfeld und
Borte, welches sonst bei alten Teppichen
ein regelmässiges, fein abgewogenes ist,
hat in dieser frühen Zeit eine der Regel-
losigkeit in den modernen Teppichen nahe-
kommende Willkür. Charakteristisch ist
namentlich für besonders frühe Teppiche
eine ganz schmale Borte (vgl. Abb. 68
und 73); doch kommt gleichzeitig auch
wohl einmal eine Borte von solcher Breite
vor, dass das Mittelfeld fast darin ver-
schwindet, wie dies bei einem aus der
Lombardei stammenden Teppich im Ber-
liner Kunstgewerbemuseum der Fall ist.
Ein Irrtum in der Datierung ist daher bei
solchen Teppichen, wenn man nicht schon
eine grössere Zahl derselben kennt, sehr
wohl möglich. Jedoch nur in seltenen
Ausnahmen, da auch diese Zeit regel-
mässig ihre deutlich ausgeprägten Muster
aufweist, die sich durch das Typische
und die Strenge ihrer Zeichnung und
die Feinheit ihrer Disposition, meist auch
durch die Frische und Originalität ihrer
Farben von jedem modernen Teppich auf-
fällig unterscheiden. Nur die seltenen
verwilderten Ausläufer oder primitiven An-
fänge des einen oder anderen Musters
sehen gelegentlich einem Daghestan- oder
Schirvan-Teppich ganz ähnlich; doch wird
man trotzdem bei einiger Uebung an der
grösseren Strenge der Zeichnung und der
engeren Knüpfweise den alten Teppich als
solchen herauserkennen.
In den ältesten Teppichen, die uns er-
halten sind, in den reinen Tierteppichen,
ist der Charakter der Dekoration ein so