Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bode, Wilhelm
Florentiner Bildhauer der Renaissance — Berlin, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42066#0342
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
X. JUGENDWERKE MICHELANGELOS
UND IHRE BEZIEHUNGEN ZU DEN LEHRERN
UND VORGÄNGERN DES KÜNSTLERS.
Wenn einem Künstler wie Michelangelo, der in seiner genialen
Eigenart ganz einzig dasteht und dessen Schüler schon bemüht
waren, seine Werke möglichst vollständig aufzuzählen und zu be-
schreiben, Arbeiten zugewiesen werden, die von diesen nicht erwähnt
und auch durch Urkunden nicht beglaubigt sind, so wird man
solche Zuschreibungen mit Recht nur zögernd und mit Vorsicht auf-
zunehmen geneigt sein. Trotzdem haben einige solcher Zuschrei-
bungen fast ohne Diskussion allgemeine Zustimmung gefunden;
so der Apollo im Museo Nazionale zu Florenz, der sogenannte
Apollo im South Kensington Museum und der Kauernde Jüngling
in der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, die alle drei ohne
jede Beglaubigung sind. Auch der Giovannino im Berliner Museum
und die unfertigen Gemälde der Grablegung und der „Madonna
von Manchester“ in der National Gallery zu London dürfen, nach-
dem lange über sie hin und her gestritten ist, zu diesen Werken
gerechnet werden, denn Heinrich Wölfflm ist mit seinem wieder-
holten Protest gegen die Urheberschaft Michelangelos an diesen
Werken so gut wie vereinzelt geblieben. Die beiden Bilder der
National Gallery, die auch im konservativen England wegen ihres
mangelnden pedigree lange angezweifelt wurden, werden auch
dort jetzt als echte Werke des jungen Michelangelo acceptiert.

312
 
Annotationen