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Boehlau, Johannes
Aus ionischen und italischen Nekropolen: Ausgrabungen und Untersuchungen zur Geschichte der nachmykenischen griechischen Kunst — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.669#0169
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Metallgegenstände. 163

Waffen aus der Nekropole. Sind Eisenschwerter jener Zeit überhaupt eine Seltenheit, und
ist jede Bereicherung unseres Denkmälervorrats erwünscht, so bietet das samische Sehwert
durch die eigene Konstruktion seines Griffes ein besonderes Interesse. Dieser ist nämlich
weder massiv gearbeitet, noch hat man sich damit begnügt das Schwertblatt oben in eine
Griffzunge auslaufen zu lassen, die dann in einen Holzgriff eingefügt wurde. "Viel-
mehr ist auch das Gestell des Griffes aus zwei Eisenblättern hergestellt, die
längs der Breitseiten der Zunge von der Parierstange aus sich emporwölben und
oben in einen von der Zunge gehaltenen Ring, wie es scheint, federnd eingreifen
— s. den Durchschnitt durch den Ring Fig. 75 — der Rost hindert, die Art der Ver-
bindung mit dem Ringe und der Parierstange genau festzustellen. Wahrscheinlich war
das Ganze aufsen mit gewachsten Schnüren fest umwunden, vielleicht war auch der
Hohlraum zwischen den Rippen um die Zunge herum mit einem elastischen weichen
Stoffe gefüllt. Den Zweck dieser umständlichen Konstruktion kann ich nur in dem Be-
streben suchen,. ein festeres Halten des Schwertes zu erzielen dadurch, dafs die federnden
Rippen stets gegen die fassende Hand drückten. Jedenfalls kann es kaum die Absicht
gewesen sein, die Empfindung des Hiebes, wenn er auf einen harten Gegenstand traf,
• zu mildern, und auch eine Bruchgefahr lag oben am Griff nicht vor. Die Form des
Schwertes entspricht der, die wir in Attika in den letzten Zeiten des schwarzfigurigen
Stiles aufkommen und im rotfigurigen Stile fast ausschliefslich verwendet sehen. Cha-
rakteristisch ist für sie die Parierstange, der schmale Ansatz und die Krönung des
Griffes. Das bis dahin getragene Schwert ist noch das alte der europäischen Bronzezeit
ohne Parierstange mit dem nach unten sich verbreiternden Griffe mit den halbkreis-
förmigen Ausschnitten an den Seiten, denen vorspringende Zacken der Ortbänder entsprechen,
und der flache oder giebelförinig gestaltete scheibenförmige Griffknopf. Pernice erkennt an
dem Schwerte von den Dipylongefäfsen Archäol. Zeit. 85. t. 8 und Athen. Mitt. 1892.
S. 219. 6. 7. t. X. 3 schon Parierstangen. An sich wäre das nicht unmöglich, da in jung-
mykenischer Zeit schon Parierstangen vorkommen (s. Pernice S. 220. a. 1). Aber bei dem
anscheinend gänzlichen Verschwinden dieser Form würde ich vorziehen in den Beispielen,
wo das Schwert in der Scheide steckt, in dem Querstücke das oberste Scheidenband zu
sehen, das bei dieser Schwertform ebenfalls stark übergreift. Auf dem Kopenhagener
Napfe aber hat meiner Meinung nach der Maler die Verbreiterung des Schwertblattes am
Griffansatze wie Tsuntas, MuKfivai mv. 7. 6 übertrieben wiedergegeben, nach einer Parier-
stange sieht das breite Glied nicht recht aus.

Als Schlufsvignette bilde ich das Fragment einer kleinen Bleiplatte ab, das wahr-
scheinlich von der Nordnekropole stammt. Es ist zweifellos archaisch und durch seine
Anklänge an kyrenäische Vasen in der Segmentfüllung und an ionische Tracht in der
zurückgebogenen Haube der Frau nicht minder wie durch die eigenartige schwer deutbare
Darstellung interessant. _______________

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