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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat <Leipzig> [Hrsg.]
Auktion / C. G. Boerner, Leipzig: Katalog der Sammlungen des zu Eisenach verstorbenen Herrn geheimen Hofrat Professor Kürschner: handschriftlicher Nachlass von Friedrich Müller (Mahler Müller) und Joh. Nic. Götz ; deutsche Litteratur des XVIII. Jahrhunderts, Zeitschriften, Musenalmanache ... ; deutsche Theatergeschichte ... ; kostbare Sammlung von Autographen und Manuscripten ; Ölgemälde, Kupferstiche, Kunstgegenstände ... ; grosse Sammlung von Flugschriften und Karikaturen vom Kriege 1870/71 ; Versteigerung: 30. Mai und folgende Tage — Leipzig, Nr. 78.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.16217#0011
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Joseph Kürschner

t 29. Juli 1902.

Die kostbaren Sammlungen, die auf den folgenden Blättern verzeichnet sind,
waren der in langer, mühsamer, vom Glück begünstigter Tätigkeit erworbene
Lieblingsbesitz eines merkwürdigen Mannes, der in der Geschichte des deutschen
Schrifttums eine eigentümliche Sonderstellung einnimmt. Gerne folge ich der
freundlichen Aufforderung seiner Familie, diesem Verzeichnisse einige einleitende
Worte vorauszuschicken. Eine mehr als zwanzigjährige literarische und persönliche
Verbindung, in der ich dem fast Gleichaltrigen aufmerksames Entgegenkommen
und viele Anregung- danke, mag mir die Berechtigung dazu gewähren.

Als der Sohn wohlhabender Eltern kam Joseph Kürschner am 20. Sep-
tember 1853 in Gotha zur Welt. Er hing an seiner Heimat mit rührender
Treue, und es war der größte Stolz seines Lebens, daß sein gnädigster Landes-
herr, Herzog Ernst IL, seine literarische Tätigkeit nahezu seit ihrem Beginnen
mit seinem beglückenden Wohlwollen begleitete. Mit dem Zeugnis für den ein-
jährig-freiwilligen Dienst versehen, trat er bei einem Mechaniker in die Lehre,
der ihn nach vier Jahren mit günstigem Zeugnis entließ. Dieser Lehrzeit dankt
er wohl die ihn auszeichnende Vertrautheit in allen praktischen Dingen. Auf
die Dauer ließ sich aber sein Drang zum Studium nicht unterdrücken; er bezog
die Universität Leipzig, wo vor allem Friedrich Zarncke stark auf ihn wirkte,
dessen warm begeisternden Vorträgen er es nach seinem eigenen Bekenntnisse
verdankte, daß die Liebe zu den Schätzen der deutschen Literatur wie eine
gute Göttin ihn durchs Leben begleitete, und dessen gütiger Förderung er stets
eingedenk blieb. Robert Schweichel war der erste Redakteur, der dem blut-
jungen Anfänger die Spalten eines großen Blattes öffnete; der Neunzehnjährige
wurde Theaterkritiker einer Gothaer Zeitung. Gleichzeitig versuchte er sich auf
 
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