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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat <Leipzig> [Hrsg.]
Katalog der Goethe-Bibliothek Friedrich Meyer: u. einer Sammlung von Bildnissen, Handzeichnungen und Radierungen Goethes und aus dem Goethekreis, zum teil aus dem Besitz des Fräulein Louise von Göchhausen ; Originalportraits Goethes von Gerhard v. Kügelgen ; Versteigerung 27. und 28. Mai 1910 (Katalog Nr. 100) — Leipzig, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.17105#0011
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I. PORTRÄTS, HANDZEICHNUNGEN,
RADIERUNGEN, AUTOGRAPHEN UND
RELIQUIEN AUS DEM GOETHEKREIS

Originalporträt Goethes von Franz Gerhard von Kügelgen. Lebens- 1
großes Brustbild. Kreidezeichnung, weiß gehöht. Höhe 57 cm, Breite
42 cm.

Diese prachtvolle Zeichnung von höchster künstlerischer Qualität kannte Zarncke
nicht, der nur die Kreidezeichnung in Greiz aus dem Besitz des Hofrats Roch-
litz anführt, die sich inzwischen (Goethejahrbuch 1895) als eine Kopie von Grün-
lar erwiesen hat.

Unser Porträt unterscheidet sich von allen andern von Kügelgens Hand und
deren Varianten und Kopien dadurch, daß Goethe hier nicht nur ohne Mantel,
sondern auch ohne den russischen St. Annenorden und ohne das Band der Ehren-
legion dargestellt ist. Dieser Mangel alles „Dekorativen" macht es sehr wahr-
scheinlich, daß diese Kreidezeichnung die erste Arbeit Kügelgens nach
dem Leben ist, zu der ihm Goethe nach seinem Tagebuch am 9., 10, 11. und
12. Dezember 1808 saß. Erst vom 13. Dezember an heißt es im Tagebuch „malte
Herr von Kügelgen an meinem Porträt". Auch der später abweichenden Auffassung
nach kann das Porträt nur damals entstanden sein.

Die Zeichnung, die für Kügelgens Eigenart höchst charakteristisch ist, überragt
an künstlerischer Schönheit uud Frische der Auffassung die Ölgemälde, wie das bei
Künstlern jener Zeit häufig der Fall war. Sie wird in der demnächst erscheinen-
den Neubearbeitung des Zarncke, einem umfassenden Werk über die Goethebild-
nisse, dessen Verfasser obige Notizen verdankt werden, reproduziert.

Siehe die Abbildung auf der Tafel.

Originalporträt Goethes. Brustbild in Profil nach rechts. Bleistiftzeich- 2
nung. Unterschrift: „Herr Göthe". Höhe iö^cm, Breite 10 cm.

Die Zeichnung, die im wesentlichen mit der bei Zarncke unter 54a beschriebenen
Zeichnung Karl Alexander von Heideloffs übereinstimmt, wurde von Zarncke
für eine Copie nach dieser gehalten. Neuere For schung ist jedoch üb erzeug t,
eine Originalskizze Heideloffs nach dem Leben darin zu sehen, besonders
wegen der Abweichung im Schnitte des Rockkragens, der auf unserer Zeichnung
übereinstimmt mit vielen Bildern aus der Zeit vor 1829, z. B. Zarncke Tafel VII,
I, V, 3,5, 8,12 usw., während er in dem ausgeführten Porträt Heideloffs allgemeinere
Form angenommen hat. Die Ausführung ist, wie so oft bei leichten Bleistiftzeichnungen
gegenüber späterer Ausführung, geistvoll und lebendig in der Linie, besonders in der
Behandlung des Haares, wie dies bei einer Copie nicht der Fall sein könnte.

Siehe die Abbildung auf der Tafel.

Goethe auf dem Totenbett. Brustbild. Rötelzeichnung auf blauem Papier. 3
Bezeichnet: „W. v. Göthe. M.W." Höhe 24cm, Breite 20,5 cm.

Von der bekannten Preller'schen Zeichnung, mit der das Blatt auf den ersten
Blick große Ähnlichkeit aufweist, weicht es darin ab, dass es Goethe ohne den
Lorbeerkranz zeigt, den er erst bei der feierlichen Aufbahrung und Ausstellung
trug. Wer sich unter den Buchstaben M. W. verbirgt, ist nicht mit Sicherheit nach-
zuweisen. (Moritz Westphal?)

Porträt Goethes, von H. Lips gestochen. Von vorn in Rund. Unterschrift: 4
„Goethe". Fol.

Rollett XXXIX. 1. Vorzüglicher Abbdruck des berühmten Porträts, dessen Vor-
lage Lips 1791 in Weimar nach dem Leben zeichnete.

Auktions-Katalog 100 von C. G. Boerner, Leipzig, Nürnbergerstr. 44
 
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