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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat <Leipzig> [Hrsg.]
Sammlung kostbarer alter Kupferstiche, Holzschnitte und Radierungen aus altem Adelsbesitz: dabei die seltensten Inkunabeln des Kupferstichs ... ; ein reiches Dürer- und Rembrandtwerk ... ; Versteigerung am Dienstag, den 3. Mai 1927 und Mittwoch, den 4. Mai (Katalog Nr. 153) — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.22081#0010
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Im Herbst vorigen Jahres wurde mir das seltene Erlebnis zuteil, auf dem
Schlosse einer alten Adelsfamilie eine Kupferstichsammlung zu entdecken,
die seit über hundert Jahren kein wirklich sachverständiges Auge gesehen hatte.
Über die Entstehung der Sammlung konnte nichts Authentisches festgestellt
werden. Ihrem Bestände nach schien sie aus mehreren Quellen zusammen-
gekommen und um 1800 in der Form in Mappen und Bänden montiert worden
zu sein, in der ich sie vorfand. War es schon erstaunlich, daß in jener Zeit ein
so reicher Bestand von Originalgraphik gesammelt wurde, so schien es noch
überraschender, daß der Sammler vor allem für die Inkunabeln des Kupfer-
stiches und für den Holzschnitt Interesse hatte und auf diesen beiden Gebieten
größte Seltenheiten und hohe Qualitäten erwarb. Einen besonderen Fund, auch
für die Wissenschaft, bedeutet der große bisher unbekannt gebliebene Holz-
schnitt Cranachs, eine Gethsemane-Darstellung, die in Stil und Größe mit der
Kreuzigung von 1502 übereinstimmt. Auch dieses Blatt, von dem bisher nur
das Unikum im Berliner Kabinett bekannt war, fand sich in der Sammlung,
und zwar in einem Druck von größerer Vollkommenheit als der Berliner.

Der Katalog enthält ferner einige wenige Beiträge aus anderem Besitz, sämt-
lich nur geringen Umfanges. Eine Überraschung für Sammlerwelt und Wissen-
schaft bildet darunter ein Manuskript mit vielen unbeschriebenen, fast ausschließlich
niederländischen frühen Stichen und Holzschnitten, unter denen Herr Geheimrat
Lehrs sieben bisher unbekannte Blätter des Meisters des Dutuit'schen ölberges
und einen unbekannten Stich von Israel van Meckenem feststellte.

Die kleine Abteilung des 18. Jahrhunderts zeichnet sich zum größten Teil durch
dieselbe Frische der Exemplare aus, wie sie der ganzen Sammlung eignet.
Die Sammelnummern am Schluß des Katalogs enthalten eine reiche Zusammen-
stellung der Originalgxaphik fast aller im Katalog vorkommenden Künstler.
 
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