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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat <Leipzig> [Hrsg.]
Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte des XV. - XVII. Jahrhunderts aus der Sammlung König Friedrich August II. von Sachsen (gestorben 1854) und aus zwei alten fürstlichen Sammlungen: dazu einige kleine andere Beiträge ; deutsche und italienische Graphik des XV. und XVI. Jahrhunderts ... ; Versteigerung am Dienstag und Mittwoch, den 14. und 15. November 1933 (Katalog Nr. 183) — Leipzig, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.5450#0007
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Der Inhalt dieses Katalogs gliedert sich sachlich ungefähr nach den drei alten Sammlungen,
denen er entnommen ist. Wiederum lieferte die alte Wettiner Sammlung hauptsächlich eine
Fülle amüsanter Niederländer, vielfach direkt in den Versteigerungen der berühmten hol-
ländischen Sammlung Verstolk, 1847 und 1851, erworben, zu einer Zeit, als diese Meister
sich einer erstaunlich hohen Schätzung erfreuten; zahlte doch der Vertreter des königlichen
Sammlers z. B. für einen Potter 250 Gulden und für einen Berghem 410 Gulden. Hier finden
sich die seltensten Originalarbeiten abliegender Meister, die kaum je im Handel vorkamen.
Aber auch jene großen Graphiker, wie Berghem, Dusart, Lievens, Potter u. a. sind durch ganz
ungewöhnliche Blätter, teils Ätz- und Frühdrucke, teils Seltenheiten, vertreten. Eine besondere
Stelle nimmt hier die Originalgraphik Elsheimers ein, jene seltsamen, ungemein seltenen
Blätter, die immer wieder die Forschung gereizt haben.

Wiederum handelt es sich ferner um herrliche Holzschnitte aus der „Prager Beute", die
1620 nach der Schlacht am Weißen Berge von dem Bayerischen Kurfürsten nach München
geschleppt und ihm bald darauf von dem sächsischen Heere wieder abgenommen wurde.
Aber die Fülle der Kostbarkeiten, die den Hauptwert des Katalogs ausmachen, entstammt
einer anderen Sammlung, die im 17. Jahrhundert von einer künstlerisch begabten Frau eines alten
deutschen Fürstengeschlechts angelegt wurde, feinste alte Graphik vom Meister ES und den
frühen Italienern bis zu Herkules Seghers, Exemplare, die den höchsten Ansprüchen
genügen, meist mit gleichmäßigen schmalen Rändern, die man zur Montierung in den alten
Bänden des 17. Jahrhunderts stehen ließ. Wieder ein Beweis dafür, daß die Randlosigkeit alter
Graphik eine Mode späterer Zeiten war.

Ich möchte noch besonders aufmerksam machen auf die reiche Schongauer-Serie, die in
ihrer Qualität dem Schongauer-Werk der Sammlung Yorck vergleichbar ist, auf die Land-
schaftsserien von Hirschvogel und Lautensack, auf die Probedruckserien zur
Ehrenpforte Dürers, zum Theuerdank, zum Weisskunig und zum Schatzbehalter
Wolgemuts, auf die Porträtserien von Falck, Morin, Nanteuil und Suyderhoef
und auf die kleine, höchst originelle Ornamentstich-Serie.

Die zweite Abteilung enthält diesmal interessantes Material meist niederländischer Graphik
von sachlichem Interesse.

Und endlich müssen noch zwei alte Werke hervorgehoben werden. Nr. 141, die Pappen-
heimsche Chronik mit der großen Holzschnittfolge Hans Burgkmairs d. Ä., die nur in
vier vollständigen Exemplaren bekannt ist, und Nr. 978, die seltene erste Ausgabe der
Astronomie von Tycho Brahe, die dieser eigenhändig dem Philipp Eduard Fugger widmete.
Die Blätter aus zwei der erwähnten Sammlungen sind gestempelt, woraus sich der Bestand
der dritten fast eindeutig ergibt, denn aus anderen Quellen stammen nur einige ganz wenige
Nummern dieses Kataloges.
 
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