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Bötticher, Carl
Die Tektonik der Hellenen (Textbd. 1): Einleitung und Dorika — Potsdam, 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.5140#0014
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Vorwort.

XIII

sammtlich widersprechenden Ansichten, so wie über den Standpunkt deö WerkeS gegen die
wenigen andern welche seine Tendenz entfernt berühren, — so kann ich gestehen
daß ich zu solchen AuSeinanderseHungen weder Neigung in mir fühle, noch auch Muße
habe sie zu arbeiten, sondern es vielmehr, wie in Allem, so auch hierbei vorziehe mit den
gewonnenen Mitteln gradezu auf das Ziel loözugehen das ich ins Auge gefaßt habe,
um den Leser sodann selbst sehen und selbst urtheilen zu lassen ob ich es erreicht habe
und ob eö daS Rechte sei. Andern Theils habe ich auch zu viel Achtung vor jeder
öffentlich dokumentirten Ansicht Andrer, der ja doch immer nur daö Streben
zu Grunde liegen kann Licht zu schaffen, wenn sie erweisbar auch die falsche sein
sollce, daß ich glaube sie nicht eher beseitigen zu dürfen, als biS ich erst daö Rechte
erwiesen habe; ich werde sie auch nur an den Orten berühren wo ihre Kritik durch
die Entwikkelung deS GegenstandeS verstandlich sein kann. Dann aber meine ich
auch daö Recht gewonnen zu haben daS Fa lsche, unter dessen Geißel man so zu sagen
geblutet hat, falsch schelten zu dürfen, und zwar alödann sonder Rükksicht oder Furcht
wem eö beistimme oder wen es verleHe, da erstlich, im Falle der Ungerechtigkeit von
meiner Seite, die Schuld doch nur auf mich allein zurükkfällt, zweitenö aber die Wis-
senschaft nur ihrer selbst willen da und eine freie ist, sobald ihre Thatigkeit die
Wahrheit deö Gegenstandes errungen hat, die daher weder ber Gunst dieseö noch
jeneö Kunsttyrannen bedars um ihr liebeS Leben zu gewinnen, noch sein Anathem zu
fürchten braucht um forcbestehen zu dürfen. Es ist ja auch der Sache ganz gleich von
welcher Person ihre Wahrheit endlich ein Mal auögesprochen wird; daß sie aber nach
den Forschungen eines Böckh und Müller im Gebiete der Hellenischen Kulcur über-
haupt, nach dem lebendigen Wirken eineS Schinkel in Hinsicht auf Beleben der Kunst-
form, von Einem oder dem Andern, über kurz oder lang, zu Tage gebracht werden muste,
glaube ich wohl behaupten zu dürfen. Wer mir aber ein GleicheS thut, und in der-
selben Weise wie ich meine Ansichken gebe, wissenschaftlich begründet, ohne die
Pelson mit der Sache zu vermengen, meine Jrrungen dokumentirt, dem will ich gewiß
ein dankender Freund werden; arbeiten wir alödann ja beide an gleichem theuren
Interesse. Daher, weil ich hoffe und wünsche daß die Mangel die meine Arbeit gleich
jedem Menschenwerke an sich tragen muß, von denen wahrgenommen und auSgeglichen
werden mögen die des GegenstandeS mächtig sind, habe ich keinen Anstand zu ihrer
HerauSgabe genommen, glaubend daß die Feigheit sich nicht öffentlich auözusprechen,
um durch ein weiseö Schweigen nicht deö Nimbuö verlustig zu gehen der öfter
mehr einer höchst zusälligen äußern Berufung als einer innern Fakultaö zu dan-
 
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