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Bötticher, Carl
Die Tektonik der Hellenen (Textbd. 1): Einleitung und Dorika — Potsdam, 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.5140#0235
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1. Excurs.

Ueber die Entwikkelung der freien Glieder des Baues und deren
Einfluß auf die Bewältigung des Materialeö.

Üm den Verdacht von mir zu entfernen als habe mich eine unfreie und einseitige
Neigung für die Gebilde der Hellenischen Tektonik bei der Arbeit über ihre Prin-
ripien geleitet, und mir Auge und freien Blikk benommen für den Werth der
^ektonik des Mittelalterö, fühle ich mich gedrungen in einem flüchtigen Ueberblikke
ber Entwikkelung der baulichen Gliederung, meine Ansicht über das Wesen und dic
Kriterien deö Baustyles beider großen Kunstmomente im Allgemeinen dem Lefer vorzu-
legen. Ich beziehe mich hierbei auf die im Texte schon eingestreuten Andeutungen
über das Wesen der Hellenischen Kunst, aus denen insgesammt hervorgeht daß lch
"ie in einer Annahme der strikten äußerlichen Tradition der ischemata, son>.ern nur
in einem Bewußtsein welcheö aus der innern Erkenntniß deö WesenS und Prmcipes ;edeö
Daustyles gewonnen ist, alles Heil für ein Studium und die daraus hervorgehende Bi -
b«ug und Entwikkelung der Architektonik unserer Zeit erwarte. Da eme erschopfende
Darstellung dieser Verhältnisse mehr der vergleichenden Geschichte der Archrtektomk
°lö diesem Orte zufällt, so werde ich in möglichster Kürze und Allgcmeinheit bloß
bie Momente zusammendrängen ohne auf specielle Ausführung einzugehen, und fnr
bie Entwikkelung den genetischen Weg wählen. Sbgleich großentheiiö nur Bau-
'uerke welche dem religiösen Kulte angehören hier in Betracht gezogen worden flnd, so
Sehört doch die Frage welche die Ethik des Kultgedankenö angeht, ob nemlich dieser
ober ein andrer Kult dem daö Werk dient ethisch höher stehe und auf den Werth desse -
ben reflektire, nicht hierher, indem streng genommen die reinste Gottcöanschaunng, ^r
^istig-sittigste Kult nur in der Brust des Menschen seinen Werthmaaflstab flndet,
jeder Ort gleich heilig ist wo die innige und lautere Erhebung deö HerzenS zu Gott ge
jchieht, jeder Kult gleich würdig der sie in reinster Wahrheit auöspricht. Hoc)1 enö
könnte die Prapis des Kultuö mit der realen Erscheinung des sür fle bestmunten
Dauwerkes in Parallele gestellt und kritisirt werden, in so fern von ihr dre Einrichtung
 
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