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in der Anwendung als Wandpfeiler eine ursprüngliche zu sein, vielmehr den
Bildungen anzugehören welche sich erst nach den Perserkriegen und mit dem Sinken
der Kunst in Jonien einfinden; wenigstenö ist daö Alter der Propyläen zu Priene,
bei welchen die Anwendung derselben schon als System auftritt, durch Jnschrift alö
don Alerander dem Makedonier geweiht beurkundet, der Tempel des Apollo bei Mi-
let mit Halbpfeilern dieser Art im Jnnern aber war bekanntlich selbst zu Pausaniaö
3eit noch unvollendet.
Da diese Stühenform, statisch betrachtet, weniger Stabilitat in sich trägt als
blue cylindrische von gleicher Grundstäche, deöhalb auch mehr im Innern der Bau-
lichkeiten und neben Säulenreihen als im Aeußern angewandt erscheint wie in dem
eben genannten Propyläenbaue, so kann ein technischer Grnnd snr ihre Gin-
führung nicht wohl erkannt, sondern dieselbe nur aus dem Hange der Jonier zu Ab-
wechstlndem und Neuem abgeleitet werden; eine Annahme welche in der That durch die
w't großer Vorliebe gepflegte Production neuer wechselnder Kunstformen in der Kapitell-
bildung welche nothwendig aus der Pfeilerform folgen musten, allerseitö bestätigt wird.
Denn nicht nur bedingte die Pfeilersiühe einen neuen Schematismuö der Kapitelle, son-
b"n es ließen auch diese Kapitelle die Entwikkelung einer Menge Varietäten innerhalb
chrer allgemeinen Hauptform in der Weise zu, daß das Kapitell eineö jeden andern
Pfeilers einer und derselben Reihe, mit andern ganz abweichenden Einzelnheiten ausge-
stattet sein konnte; dieö beweisen die vielen Pfeilerkapitelle unter den Trümmern von
Priene nebst den Kapitellen der Wandpfeiler oder Halbpseiler im Innern deö Apollo-
tenipels bei Milet. Schon ein solcher Wechsel in der Bildung ist aber eine Freiheit,
welche die Strenge und das Gleichmaaß der ältern Hellenischen Kunst niemals würde
bestattet haben, er gehört der spacern Kunst überhaupt an und es siehen manche
b'efer Forme/deöwegen als unerklärt da, weil die Mittelglieder verloren gegangen
st^b mittelst welcher eö möglich wäre an die ursprüngliche Form anzuknüpfen. Der
Stamm der Pfeiler in Priene zeigt sich glatt ohne Rhabdosis und nach oben zu verjüngt.
Kapitcll. Unter den verschiednen Pfeilerkapitellen treten besonders zwei
^uuptsormen hervor; nämlich eine nach zwei Seiten, und eine nach vier ^seiten
bntwikkelte Form.
Für die nach zwei Seiten analog dem Kapitell der Mittelsäulen (als Vor-
beransicht und Seitenansicht) cntwikkelte Form, geben jene Pfeiler der Propyläen zu
^eiene die Norm an. Sie ist ohnerachtet ihrer Corruption, doch ein Anklang an die
Mdolutirte Fascia des Säulenkapitelles im Schema und dem Zuge deö Epistylion
enksprechx^h gcbildet; jedoch fehlt ihr schon diejenige Hauptform welche in jedem Ka-
pitelle den statischen Conflikt, daö Abstühende für die Dekke versinnlichen muß, das
in der Anwendung als Wandpfeiler eine ursprüngliche zu sein, vielmehr den
Bildungen anzugehören welche sich erst nach den Perserkriegen und mit dem Sinken
der Kunst in Jonien einfinden; wenigstenö ist daö Alter der Propyläen zu Priene,
bei welchen die Anwendung derselben schon als System auftritt, durch Jnschrift alö
don Alerander dem Makedonier geweiht beurkundet, der Tempel des Apollo bei Mi-
let mit Halbpfeilern dieser Art im Jnnern aber war bekanntlich selbst zu Pausaniaö
3eit noch unvollendet.
Da diese Stühenform, statisch betrachtet, weniger Stabilitat in sich trägt als
blue cylindrische von gleicher Grundstäche, deöhalb auch mehr im Innern der Bau-
lichkeiten und neben Säulenreihen als im Aeußern angewandt erscheint wie in dem
eben genannten Propyläenbaue, so kann ein technischer Grnnd snr ihre Gin-
führung nicht wohl erkannt, sondern dieselbe nur aus dem Hange der Jonier zu Ab-
wechstlndem und Neuem abgeleitet werden; eine Annahme welche in der That durch die
w't großer Vorliebe gepflegte Production neuer wechselnder Kunstformen in der Kapitell-
bildung welche nothwendig aus der Pfeilerform folgen musten, allerseitö bestätigt wird.
Denn nicht nur bedingte die Pfeilersiühe einen neuen Schematismuö der Kapitelle, son-
b"n es ließen auch diese Kapitelle die Entwikkelung einer Menge Varietäten innerhalb
chrer allgemeinen Hauptform in der Weise zu, daß das Kapitell eineö jeden andern
Pfeilers einer und derselben Reihe, mit andern ganz abweichenden Einzelnheiten ausge-
stattet sein konnte; dieö beweisen die vielen Pfeilerkapitelle unter den Trümmern von
Priene nebst den Kapitellen der Wandpfeiler oder Halbpseiler im Innern deö Apollo-
tenipels bei Milet. Schon ein solcher Wechsel in der Bildung ist aber eine Freiheit,
welche die Strenge und das Gleichmaaß der ältern Hellenischen Kunst niemals würde
bestattet haben, er gehört der spacern Kunst überhaupt an und es siehen manche
b'efer Forme/deöwegen als unerklärt da, weil die Mittelglieder verloren gegangen
st^b mittelst welcher eö möglich wäre an die ursprüngliche Form anzuknüpfen. Der
Stamm der Pfeiler in Priene zeigt sich glatt ohne Rhabdosis und nach oben zu verjüngt.
Kapitcll. Unter den verschiednen Pfeilerkapitellen treten besonders zwei
^uuptsormen hervor; nämlich eine nach zwei Seiten, und eine nach vier ^seiten
bntwikkelte Form.
Für die nach zwei Seiten analog dem Kapitell der Mittelsäulen (als Vor-
beransicht und Seitenansicht) cntwikkelte Form, geben jene Pfeiler der Propyläen zu
^eiene die Norm an. Sie ist ohnerachtet ihrer Corruption, doch ein Anklang an die
Mdolutirte Fascia des Säulenkapitelles im Schema und dem Zuge deö Epistylion
enksprechx^h gcbildet; jedoch fehlt ihr schon diejenige Hauptform welche in jedem Ka-
pitelle den statischen Conflikt, daö Abstühende für die Dekke versinnlichen muß, das