Giebelfelder des Zeustempels.
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fügen oder weglassen darf. Der bildnerische Schmuck namentlich der
Giebelfelder hängt auf das engste mit dem Bauwerke zusammen. Hier
sind nicht zufällig entstandene Flächen, die beliebig bemalt oder mit
plastischen Gebilden geziert werden, sondern diese Zierde wächst in Form
und Farbe organisch zusammen mit dem architektonischen Kerne. So
bietet der letztere ohne das Werk des Bildhauers und Malers nur ein
Unfertiges, oft ein Unverständliches. Denn die architektonische Form
ist für die Tempel aller Götter dieselbe; erst der Sculpturenschmuck ver-
räth in seinem Inhalte die nähere Bestimmung des Gebäudes. Es ist
daher kaum anzunehmen, dass irgend ein hervorragendes Gotteshaus der
classischen Epoche ohne diesen symbolischen Figurenschmuck bestanden
habe.
Bei diesen engen Beziehungen des Sculpturenschmuckes zum olympi-
schen Tempel würde es sich nicht ziemen, den ersteren in der Reihe
der anderen olympischen Sculpturfunde abzuhandeln; wir müssen ihn
vielmehr gleich jetzt im Zusammenhange mit dem Bauwerke, dem er
zugehörte, betrachten, wollen wir nicht das Gesammtbild des letzteren
beeinträchtigen. Tafel VII bietet die beiden Compositionen mit den theils
völlig gesicherten, theils sehr wahrscheinlichen Ergänzungen. Die Dar-
stellung macht ersichtlich, welche Theile wirklich gefunden, und welche
ergänzt wurden.
Für die Deutung muss zunächst wiederum Pausanias unser Führer
sein; wir beginnen mit dem Giebelfelde der östlichen Hauptfront, über
welche unser Gewährsmann Folgendes berichtet: „Was die Bildwerke in
den Giebeln anlangt, so ist vorn der noch bevorstehende Eossewettkampf
des Pelops gegen Oinomaos (dargestellt), und der Act des Wettlaufes
beiderseitig in Vorbereitung. Das Bild des Zeus steht genau in der
Mitte des Giebels, zur Hechten des Zeus ist Oinomaos, das Haupt mit
einem Helm bedeckt, neben ihm seine Gattin Sterope, (auch) eine der
Töchter des Atlas. Myrtilos aber, der des Oinomaos Wagen führte,
sitzt vor den Pferden. Die Pferde sind vier an der Zahl. Nach ihm
sind zwei Männer da; Namen besitzen sie nicht', auch ihnen aber war
von Oinomaos die Wartung der Pferde übertragen. Nach dieser Ecke
zu liegt dann Kladeos ausgestreckt, der Flussgott, den auch sonst nächst
dem Alpheios die Eieer am meisten in Ehren halten. Zur Linken vom
Zeus aber ist Pelops und Hippodameia und der Wagenlenker des
Pelops und die Pferde, ferner zwei Männer, die ebenfalls Pferde-
knechte des Pelops sind. Und wiederum schrägt sich der Giebel in die
Enge und längs dieser in dem Winkel ist der Alpheios dargestellt."
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fügen oder weglassen darf. Der bildnerische Schmuck namentlich der
Giebelfelder hängt auf das engste mit dem Bauwerke zusammen. Hier
sind nicht zufällig entstandene Flächen, die beliebig bemalt oder mit
plastischen Gebilden geziert werden, sondern diese Zierde wächst in Form
und Farbe organisch zusammen mit dem architektonischen Kerne. So
bietet der letztere ohne das Werk des Bildhauers und Malers nur ein
Unfertiges, oft ein Unverständliches. Denn die architektonische Form
ist für die Tempel aller Götter dieselbe; erst der Sculpturenschmuck ver-
räth in seinem Inhalte die nähere Bestimmung des Gebäudes. Es ist
daher kaum anzunehmen, dass irgend ein hervorragendes Gotteshaus der
classischen Epoche ohne diesen symbolischen Figurenschmuck bestanden
habe.
Bei diesen engen Beziehungen des Sculpturenschmuckes zum olympi-
schen Tempel würde es sich nicht ziemen, den ersteren in der Reihe
der anderen olympischen Sculpturfunde abzuhandeln; wir müssen ihn
vielmehr gleich jetzt im Zusammenhange mit dem Bauwerke, dem er
zugehörte, betrachten, wollen wir nicht das Gesammtbild des letzteren
beeinträchtigen. Tafel VII bietet die beiden Compositionen mit den theils
völlig gesicherten, theils sehr wahrscheinlichen Ergänzungen. Die Dar-
stellung macht ersichtlich, welche Theile wirklich gefunden, und welche
ergänzt wurden.
Für die Deutung muss zunächst wiederum Pausanias unser Führer
sein; wir beginnen mit dem Giebelfelde der östlichen Hauptfront, über
welche unser Gewährsmann Folgendes berichtet: „Was die Bildwerke in
den Giebeln anlangt, so ist vorn der noch bevorstehende Eossewettkampf
des Pelops gegen Oinomaos (dargestellt), und der Act des Wettlaufes
beiderseitig in Vorbereitung. Das Bild des Zeus steht genau in der
Mitte des Giebels, zur Hechten des Zeus ist Oinomaos, das Haupt mit
einem Helm bedeckt, neben ihm seine Gattin Sterope, (auch) eine der
Töchter des Atlas. Myrtilos aber, der des Oinomaos Wagen führte,
sitzt vor den Pferden. Die Pferde sind vier an der Zahl. Nach ihm
sind zwei Männer da; Namen besitzen sie nicht', auch ihnen aber war
von Oinomaos die Wartung der Pferde übertragen. Nach dieser Ecke
zu liegt dann Kladeos ausgestreckt, der Flussgott, den auch sonst nächst
dem Alpheios die Eieer am meisten in Ehren halten. Zur Linken vom
Zeus aber ist Pelops und Hippodameia und der Wagenlenker des
Pelops und die Pferde, ferner zwei Männer, die ebenfalls Pferde-
knechte des Pelops sind. Und wiederum schrägt sich der Giebel in die
Enge und längs dieser in dem Winkel ist der Alpheios dargestellt."