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Keconstruction von Curthis.

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Den Besohluss bildet der Flussgott Kladeos, jugendlicher, straffer
und magerer gebildet als sein Gegenstück Alpheios, wie es für den
frischen aber unbedeutenden Gebirgsbach gegenüber dem vollwallenden
Strome passend war. Er hat sich auf die rechte Seite gelagert und
stützt den aufgerichteten Oberkörper auf beide Arme, von denen der
rechte anscheinend eine Bewegung ausführt, während der gespannte
Blick und der halbgeöffnete Mund den regen Antheil verräth, welchen
der Flussgott an dem Vorgange nimmt, der sich von seinem Ufer aus
abspielen soll.

Somit haben wir den Gegenstand der Handlung und die Theilnehmer
an derselben im einzelnen besprochen und würden auf die Composition
und den Stil einzugehen haben, wenn es. nicht rathsam schiene, diesen
Theil der Besprechung so lange zu verschieben, bis wir in gleicher Weise
von dem Westgiebel und von den Metopenbildern Kenntniss genommen
haben.

Zuvor aber werden wir nicht 'umhin können, wenigstens in Kürze
des Reconstructionsversuches für den Ostgiebel zu gedenken, welcher
dem von uns angenommenen entgegenstellt.

Dieser Versuch stützt sich fast einzig und allein auf die Beobachtung
der Fundorte der einzelnen Figuren und ihrer Fragmente.

Vor der rechten Ecke der Ostseite des Tempels fanden sich nämlich
dicht zusammenliegend die Theile des Kladeos, des Greises und unseres
Sphairos, des hockenden Knaben. Die Lage, in welcher die einzelnen
Torsen gefunden wurden, macht es überaus wahrscheinlich, dass sie noch
auf der ursprünglichen Fallstelle liegen.

Die Vertreter der von unserer Anordnung der Figuren abweichenden
Ansicht, an ihrer Spitze Herr Professor Curtius, glauben nun aus dieser
Lage des Befundes schliessen zu sollen, dass die drei genannten Figuren
auch in derselben Reihenfolge im Giebel gestanden haben, dass also auf
die Eckfigur des Kladeos zunächst unser hockender Knabe gefolgt sei,
der seiner Höhe nach auch gut an diese Stelle des Giebels passt. Dann
folgt wie bei uns der Greis, das Rossegespann und als deren Lenker der
Pferdewärter, der in unserer Anordnung die dritte Stelle von links ein-
nimmt. Dem knienden Jüngling, der hier an der zweiten Stelle steht,
wird dann die Rolle des Wagenlenkers Sphairos zugetheilt. Unser Myr-
tilos kommt hinter die Pferde zu sitzen und wird sammt dem als Gegen-
stück aufgefassten Greise als „Seher" gedeutet. Das kniende Mädchen
endlich erhält ihre Stelle in der linken Giebelhälfte neben dem Alpheios
und wird für dessen spröde Geliebte, die Quellnymphe Arethusa gehalten.
 
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