Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
148

lOasseneintheilung der Bewerber.

vorgeschrieben. Dass diese Vorschriften zehn Monate lang vor dem Ein-
treffen der Kämpfer in Elis beobachtet waren, sollte von den Hellanodiken
durch Eidesabnahme festgestellt werden. Dieser Vorbereitungszeit folgte
nun unter den Augen der Hellanodiken eine dreissigtägige Probezeit der
Bewerber in der Hauptstadt Elis. Hier ergab sich, in welche Alters-
klasse der Bewerber einzureihen war, denn hierüber entschied nicht das
Lehensalter allein — das vielleicht auch nicht immer mit voller Sicherheit
festzustellen war —, sondern in dem Uebergangsstadium vom Knaben zum
Erwachsenen gab wesentlich die körperliche Stärke den Ausschlag. So
konnte der Dichter Euripides von der Tlieilnahme an den Spielen über-
haupt zurückgewiesen werden, weil man darüber nicht einig werden
konnte, welcher Altersklasse man den Siebzehnjährigen zutheilen sollte.
In gleicher Weise hatten die Hellanodiken über die Klasseneintei-
lung der zum Rennen angemeldeten Pferde zu bestimmen. Sie mussten
beeidigen, dass bei Mensehen und Thieren die Entscheidung ohne sträfliche
Beeinflussung gefällt sei, und dass die Gründe für die jeweilige Entschei-
dung Geheimniss bleiben würden. Die definitive Zutkeilung zu einer
Kämpferklasse erfolgte erst in Olympia und zwar nach jenem Eide.
Denn es ist bezeugt, dass dort noch Aenderungen eintreten konnten.
So konnte der Spartaner Lykinos, welcher Fohlen zum Rennen nach
Olympia angemeldet hatte, das eine derselben, welches bei der Prüfimg
nicht zugelassen wurde, unter den volljährigen Rossen laufen lassen. Ein
achtzehnjähriger Rhodier, Hyllos hatte sich zum Ringkampfe der Knaben
gemeldet und wurde zurückgewiesen; da erklärte er sich bereit, in der
Abtheilung der Männer zu ringen, ward zugelassen und erlangte den
Sieg. Ob in Olympia auch die Möglichkeit gewährt war, in einer Kampf-
art in mehreren Altersklassen nach einander als Bewerber aufzutreten,
lässt sich nicht erweisen, aber auch kaum bestreiten, da dieser Brauch
an anderen Orten herrschte, die ihr Vorbild in Olympia sahen. So war
ein Knabe aus Pralles, Artemidoros, in Olympia im Pankration der
Knaben unterlegen und mochte es vorziehen, bevor er sein Glück noch
einmal dort versuchte, zuvor an anderen Stätten zu kämpfen, wo er minder
tüchtige Gegner erwarten durfte. Er trat also zunächst in Smyrna auf,
und besiegte hier in der Abtheilung der Knaben dieselben Gegner, die
zuvor in Olympia ihm gegenüber gestanden und sich auch bei dem
ionischen Kampfspiele wieder eingefunden hatten. Hierdurch ennuthigt
und durch Stichelreden aufgereizt, meldete er sich sogleich zum weiteren
Kampfe in der Abtheilung, welche dort zwischen den Knaben und Männern
bestand, der sogenannten Unbärtigen, und gewann auch hier den Sieg.





IIB» -



=0 fem




 
Annotationen